Betrunken

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[Sirius]

„Warte, ich hole mir noch was zu trinken!", rief ich James über die Lautstärke zu.

Gryffindor hatte Slytherin im Quidditch geschlagen und jetzt herrschte Party im Gemeinschaftsraum. Alle waren schon betrunken und ich noch nicht so doll. Das musste definitiv geändert werden. Ich quetschte mich also durch die Menge zu dem Tisch, den wir provisorisch zur Bar zusammen gebaut haben.

Dort sah ich Remus, der taumelnd auf mich zu kam. Mein Herz machte einen Sprung. Doch dann runzelte ich die Stirn.

Was hat er? Er ist ja total betrunken.

„Taaatse.... da bissst du ja.", lallte er.

„Remus? Du bist total besoffen! Was ist passiert? So bist du doch nicht.", fragte ich ihn besorgt.

Er kam einen Schritt näher, so dass ich automatisch einen zurück machte. Nicht, dass ich seine Nähe nicht genießen würde, doch sein jetziger Zustand machte mir ein wenig Angst. Er ließ sich nicht beirren und kam noch näher. Er hob seine Arme und verschränkte seine Hände hinter meinem Nacken und zog meinen Kopf näher an seinen.

Meine Augen wurden groß und mein Herz pochte. Unsere Nasen berührten sich fast.

„R-Remus... was machst du...", murmelte ich. Aufgrund der Lautstärke wusste ich nicht, ob er mich gehört hatte.

„Siriusss... deine Augn sin so schööön.", flüsterte er.

Seine eine Hand fuhr jetzt durch meine Haare. Mir lief ein wohler Schauer über den Rücken. Wir waren uns definitiv zu nah.

„Remus... du bist betrunken....", sagte ich, ein wenig gequält von meiner Zwietracht.

„Das issso unfair.... deine Haare sin so weich... ich wünschte meine wärn auso wweich...", lallte er.

Er war mir so nah, dass er meine Sinne benebelte. Sirius, reiß dich zusammen! Er macht das nur, weil er betrunken ist. Aber ich war auch nicht mehr ganz nüchtern...

„Sin deine Lippn so weich wie sie aussehn?", fragte er und starrte auf meine Lippen. Auch mein Blick glitt zu seinen Lippen. Sie sahen so verlockend aus.

Plötzlich zog er meinen Kopf zu sich und drückte seine Lippen auf meine. Ich riss meine Augen auf. Doch sofort schloss ich sie wieder und erwiderte den Kuss. Wir bewegten unsere Lippen gegeneinander. In mir explodierte ein Feuerwerk. So lange hatte ich darauf gewartet. Es war ein eher unschuldiger Kuss. Seine Lippen waren weich und schmeckten nach Alkohol und Schokolade.

Nach Alkohol! Remus war komplett betrunken. Er würde sich morgen nicht mehr daran erinnern! Wahrscheinlich wollte er mich überhaupt nicht küssen!

Ruckartig löste ich mich von ihm, ging einen Schritt zurück und fuhr mir durch meine Haare. Verdammt...

Er sah mich einfach nur an. Dann runzelte er die Stirn.

„Du magst mich garnich, stimms?", fragte er und kam wieder einen Schritt näher.

Ich schloss kurz die Augen, um mich zu sammeln. Das darf auf keinen Fall nochmal passieren.

„Doch, ich mag dich. Ich mag dich sogar viel zu sehr.", sagte ich traurig lächelnd.

„Isch will dich küssn.", sagte er und hob seine Hand an meine Wange.

Ich dich auch, Remus, ich dich auch.

Ich nahm seine Hand von meiner Wange und zog ihn hinter mir her in den Schlafsaal. Er beschwerte sich und zog an meinem Arm, damit ich ihn loslasse. Doch nicht mit mir. Ich bahnte uns einen Weg durch die Menge und ging mit ihm die Treppe hinauf.

Oben angekommen, ließ ich ihn los und brachte wieder etwas Abstand zwischen uns. Lieber auf Abstand bleiben.

„Zieh dich aus und geh ins Bett, Moony.", sagte ich ernst.

„Isch will noch nich...", sagte er trotzig.

Er kam wieder auf mich zu und küsste mich erneut. Verdammt. Das fühlte sich so gut an. Er vergrub seine Hände in meinen Haaren und zog mich näher an sich heran. Kurz ließ ich es zu, doch dann legte ich meine Hände auf seine Brust und drückte ihn leicht von mir. Ich musste es beenden, bevor es zu tief wurde und ich mich zu sehr darauf einließ.

„Remus... wir können das nicht tun... du bist betrunken, ich bin betrunken. Du wirst dich morgen nicht mehr daran erinnern...", sagte ich traurig und sah ihn an.

Er sah mich mit seinen wunderschönen Augen an. Das machte es mir noch schwerer ihn wegzudrücken. Ich legte meine rechte Hand an seine warme Wange und strich mit meinem Daumen drüber. Er lehnte sich gegen meine Hand und schloss die Augen.

„Isch hab misch tatsächlich getraut...", murmelte er noch lallend. „Isch hab so viel getrunkn... isch habs einfach gemacht..."

Ich nahm meine Hand runter wieder auf seine Brust. Ich spürte sein Herz schlagen.

„Du solltest dich jetzt umziehen und schlafen.", sagte ich leise.

Er öffnete seine Hose und ließ sie runterfallen, sodass er nur noch mit T-Shirt und Unterhose vor mir stand. Ich schluckte einmal hart. Reiß dich zusammen, Sirius.

Er machte einen Schritt zurück, um aus der Hose raus zu kommen. Dann hob er seine Arme, um sich sein Shirt auszuziehen. Doch er ließ sie wieder fallen und jammerte.

„Bitte... Hilf mir.", jammerte er.

Merlin, er benimmt sich wie ein kleines Kind. Ich ging auf ihn zu und hob sein Shirt hoch. „Du musst schon deine Arme ausstrecken.", sagte ich ihm.

Er streckte seine Arme in die Luft und sah mich an. Schon zog ich ihn sein T-Shirt aus und ließ es auf den Boden fallen. Einen Moment lang starrte ich auf seinen von Narben besetzten Oberkörper. Ich atmete zitternd ein und sah in sein Gesicht. Ich musste mich zusammen reißen. Das ist morgen alles vergessen.

Er hob seine Hand, zog mich am Nacken näher und küsste mich erneut. Doch diesmal löste ich mich sofort, was um einiges schwieriger war und ging an ihm vorbei, um seinen Pyjama zu holen.

Langsam wurde ich böse und genervt. Ich weiß nicht genau warum, wahrscheinlich die Tatsache, dass Remus sich so dermaßen betrinkt, dass er sich nicht mehr erinnern wird und die Tatsache, dass ich mich in diesen Typen verliebt hatte und mir mein Herz jetzt noch mehr schmerzen wird.

Wie soll ich damit leben, zu wissen, wie sich seine Lippen auf meinen anfühlen, aber gleichzeitig zu wissen, dass er nichts mehr davon weiß?

Ich drückte ihm den Pyjama in die Hand und verschwand mit den Worten: „Zieh den an." im Bad.

Ich schaute in den Spiegel und sah, dass er meinen Dutt fast ganz gelöst hat. Ich öffnete ihn also komplett und machte mir einen neuen. Ich seufzte und fuhr mir einmal durchs Gesicht. Dann machte ich mich auf den Weg zurück.

Zu meiner Überraschung lag er bereits schlafend halb unter seiner Decke. Ich schüttelte den Kopf. Insgeheim hatte ich gehofft, ihn noch ein einziges Mal küssen zu können.

Ich ging zu ihm, deckte ihn komplett zu und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Danach verschwand ich aus dem Raum zurück zur Party.

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt