Der Raum der Wünsche

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[Sirius]

„Hey James, hast du Remus gesehen?", frage ich und versuche meine Verzweiflung zu verstecken.

Wir sind jetzt im sechsten Schuljahr. Ich weiß nicht, wo die Zeit hin ist.

Remus ist schon vier Stunden unauffindbar und scheinbar bin ich der einzige, der sich Sorgen macht. Vielleicht reagiere ich auch über. Aber ich vermisse ihn nun mal. Wir sind jetzt seit einem halben Jahr zusammen (endlich) und ich kann einfach nicht mehr ohne ihn. Seine Nähe, er ist wie eine Droge. Wenn wir zusammen sind, es reicht wenn er in Reichweite ist, fühle ich mich einfach wohl, geborgen. Merlin, das klingt ja schrecklich. Was tut er nur mit mir.

„Keine Ahnung. Aber wie wär's mal, wenn du auf die Karte schauen würdest? Bist du da nicht selbst drauf gekommen?", fragte James mit hochgezogener Augenbraue.

Ich klatschte mir meine rechte Hand an die Stirn.

„Natürlich!"

Ich ging schnell zum Schrank, indem wir die Karte versteckten und kramte sie heraus. Ich bereite sie auf meinem Bett aus.

„Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin.", sagte ich und tippte mit meinem Zauberstab auf die Karte. Schon kamen die Linien zum Vorschein.

„Remus, Remus.... wo steckst du nur?", murmelte ich, während ich auf der Karte suchte.

Ich stutzte. Ja, wo ist er? Ich finde seinen Namen nicht auf der Karte. Ich sah auf zu James, um ihn zu fragen, aber der war längst abgehauen. Toll.

Denk nach, Sirius, denk nach! Warum ist Remus nicht auf der Karte? Die Karte kann unmöglich kaputt sein...

Der Raum der Wünsche! Natürlich!

Wir konnten ihn nicht auf der Karte einzeichnen, weil er überall da auftaucht, wo er am Meisten gebraucht wird. Er ist immer an einem anderen Ort.

„Wie soll ich den denn finden?"

Ich stand auf, löschte die Karte, legte sie wieder an ihren Platz und ging los.

- - - - - - -

Scheiße! Ich laufe jetzt seit einer Stunde durch die Korridore, doch nichts. Was, wenn Remus was passiert ist? Ich muss ihn finden!

Nach einer weiteren Weile ließ ich mich verzweifelt an einer Wand im dritten Stock nieder. Ich winkelte meine Beine an und vergrub mein Gesicht in meinen Armen.

Und da passierte es. Mir lief eine Träne die Wange runter und landete auf meinem Oberschenkel. Schnell rieb ich meine Augen.

Was ist nur los mit mir? Seit wann bin ich so?

Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Es klang so, als würde eine schwere Steinwand zur Seite geschoben werden. Ich hob den Kopf und sah eine schön aussehende, aber alte dunkelbraune Holztür mit goldenen Elementen.

„Der Raum der Wünsche...", wisperte ich.

Schnell stand ich auf und lief auf die Tür zu. Ich öffnete sie. Sie knarrte laut.

Ich blickte mich um. Ich befand mich in einem großen, runden und dunklen Raum. Die Decke war so hoch, dass man sie beinahe nicht mehr erkennen konnte. Die Wände waren voll gestellt mit meterhohen Bücherregalen. Weiter hinten im Raum erkannte ich eine Leiter, mit der man an die Bücher rankam. Der Boden war ebenfalls aus dunklem Holz. Es roch nach alten Büchern und die einzige Lichtquelle kam von einem runden Tisch mitten im Raum.

Um ihn herum standen gemütlich aussehende Sessel. Auf dem Tisch lagen stapelweise Bücher und dazwischen: Remus. Er schlief mit dem Kopf auf dem Tisch.

Ich musste Lächeln. Die ganze Situation war so schön und friedlich, dass ich ihn gar nicht aufwecken wollte.

Doch ich ging leise auf ihn zu und streichelte ihm sanft über die Schulter.

„Hey, Moony, aufwachen.", sagte ich leise.

„Sirius?", fragte Remus, als er die Augen geöffnet und mehrmals geblinzelt hat.

„Wie er leibt und lebt.", sagte ich grinsend.

„Was machst du hier?", fragt er. Er hatte sich jetzt aufgesetzt und rieb sich die Augen.

„Ich hab dich gesucht. Du bist schon mindestens fünf Stunden hier.", ich nahm mir einen der Sessel und setzte mich neben Remus.

„Fünf Stunden?", fragte er verwirrt. „Merlin, wie lange habe ich geschlafen?"

„Ich hab mir Sorgen gemacht.", sagte ich und sah ihn sanft an.

„Das tut mir leid.", er senkte verlegen den Kopf.

Ich rückte mit dem Sessel noch näher an ihn heran, so dass seine Knie zwischen meinen waren und nahm seine Hände.

Er sah mich an.

Ich beugte mich zu ihm rüber und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Merlin, wie ich seine Lippen liebe. Unsere Lippen passen einfach perfekt aufeinander. Sie sind so herrlich weich und schmecken nach Schokolade und Remus.

Ich löste mich von ihm und sah ihm tief in die Augen. Unbewusst hob ich meine Hand, legte sie auf seine Wange. Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten und waren voller Liebe. Wir waren wie in einer Hülle, in der uns niemand stören konnte. Unsere eigene, friedliche Welt.

Doch trotzdem wurden wir aus dieser Atmosphäre gerissen. Denn mit einem recht lautem „Flopp" standen sie auf einmal. Der Raum hatte sich komplett verändert. Gegenüber von uns knisterte jetzt ein Feuer im Kamin, vor dem ein mehr als gemütlich aussehendes Sofa stand. Überall brannten auch zusätzlich Teelichter und standen Kerzenständer. An den Wänden stehen Bücherregale und im Hintergrund spielten leise die sanften Töne eines Klaviers. Es war eine sehr romantische Atmosphäre.

„Der Raum der Wünsche.", flüsterte Remus.

Ich nahm ihn an die Hand und zog ihn zum Sofa. Dort lehnte ich mich an die Lehne und klopfte auf mein Schoß. Remus wurde rot und kam zu mir. Er legte sich zwischen meine Beine und lehnte sich an meine Brust.

Ich legte meine Arme um ihn und verschränkte meine Finger mit seinen. Ich weiß nicht, wie lange wir so lagen, aber es war perfekt.

„Ich liebe dich.", flüsterte er.

Ich gab ihm einen Kuss auf den Kopf und wisperte ein „Ich liebe dich auch."

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt