Palk - Finde dein Schicksal [Überarbeitung seit 08.2023]

Kapitel 2: Freunde I

Nachdem die beiden ihre Unterhaltung beendet und den Tee ausgetrunken hatten, machte sich Palk wieder auf den Weg. Insgeheim hatte er die Entscheidung, wer ihn möglicherweise begleiten sollte, längst getroffen, wartete aber noch auf den richtigen Augenblick, sie zu verkünden. Er marschierte über die von nur wenigen Blumen und Pflanzen bewohnten Felder und dachte nach. Man hatte ihn nie über das tatsächliche Schicksal seiner Eltern aufgeklärt, sondern ihm von klein auf immer bloß erzählt, dass er auf genau diesen Feldern gefunden worden war und Yurenas die Erziehung des Kinder für dessen Eltern übernommen hatte. Palk verstand selbst nicht, weshalb es so war, doch hatte er auch nie ernsthaft das Bedürfnis gehabt, nähere Details in Erfahrung zu bringen. Vermutlich hatte er sich in alle den Jahren so sehr an das Leben mit Yurenas gewöhnt, dass die kaum vorhandenen Erinnerungen an seine ursprüngliche Familie ihn schlicht nicht weiter beschäftigen mussten. Und doch war in letzter Zeit etwas in seinem Unterbewusstsein entstanden, das ihn immer häufiger in tiefste Grübelei verfallen ließ. Es musste einfach noch irgendeine Art Verbindung zwischen seiner Vergangenheit und ihm bestehen, dessen war Palk sich sicher. 

Optisch hatte er jedenfalls kaum noch etwas von dem schüchternen kleinen Jungen, der er einmal gewesen war. Sein einst tiefbraunes Haar hatte sich zu einem dunkelvioletten Farbton gewandelt. Dazu trug er inzwischen dichte dichten Augenbrauen und einen mittellangen Ziegenbart in derselben Farbe. Auch insgesamt warm er deutlich dunkler geworden, wodurch die dunkelgrünen Ohren und Lippen mittlerweile deutlich aus dem ansonsten giftgrünen Hautton hervorstachen. 

Das besonders harte Training seit der Vorbereitung auf seine Reifeprüfung, hatte Palk zu einer ansehnlichen, sportlichen Figur verholfen und ihm nebenbei auch noch jede Menge wichtiger Fertigkeiten wie Schnelligkeit und Geschick verliehen. Dadurch kam er nicht nur bei den jüngeren Frauen, sondern auch bei den traditioneller eingestellten älteren Herrschaften meist besonders gut an. Trotzdem war er noch immer eher Einzelgänger, damit er sicherstellen konnte, dass auch wirklich alles so verlief wie er es sich vorstellte, was ihn im Umgang mit anderen Menschen nicht immer ideal agieren ließ. 

Palk war noch immer mit seinen Gedanken beschäftigt, als er eines der offenen Tore des hölzernen Grenzzauns erreichte. Ālan und Lakran, die sich inzwischen offensichtlich getroffen hatten, erwarteten ihn dort bereits. Ālan hatte seinen typisch herablassenden Blick aufgesetzt und Lakran wirkte etwas nervös. 

"Was willst denn du hier noch?", blaffte Ālan und machte sich so breit wie er konnte, damit Palk nicht vorbeikam. "Lakran meint, du willst von hier abhauen."

"Ich wüsste nicht, wieso gerade dich das interessieren sollte", erwiderte Palk trocken, ohne stehen zu bleiben.

"Mach dich mal lieber nützlich, anstatt deine Zeit mit irgendwelchen Erkundungstouren zu verschwenden!", verlangte Ālan. Neben ihm wippte Lakran aufgeregt auf und ab. Gerade Ālan musste reden. Er und seine Freunde waren den Ausbildern schon seit längerem ein Dorn im Auge, weil sie sich vor allem durch ihre Lustlosigkeit und Undiszipliniertheit auszeichneten. 

"Du fängst an", meinte Palk schließlich, der nun fast Nase an Nase mit Ālan stand und die Arme vor der Brust verschränkte.

"Was? Womit anfangen, hä?" blaffte Ālan verständnislos. Das wunderte Palk nicht im Geringsten.

"Sobald du damit angefangen hast, zu irgendwas anderem nütze zu sein als anderen auf die Nerven zu fallen, darfst du dich gern wieder mit mir beschäftigen", erklärte Palk gelassen und Ālan ballte die Fäuste. Palk ignorierte ihn und warf stattdessen dem sichtlich aufgeregten Lakran einen Blick zu. Als es einen Momentlang still war, ergriff dieser das Wort.

"Und? Ist der Älteste echt damit einverstanden, dass du gehst?", wollte er wissen. In seiner Stimme schwang nun beinahe so etwas wie Euphorie mit.

"Ja. Schließlich bin ich alt genug meinen eigenen Weg zu gehen und ich kann recht überzeugend sein."