Kapitel 13: Telepathen III

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Lakran und die Anderen rannten durch das Dorf und versuchten, Tiraitān oder einen seiner Begleiter zu entdecken. Bisher hatten sie noch nichts erreicht, außer den missbilligenden Blicken der umstehenden Bewohner. 

Lakran hielt bei einem Haus an, vor dem eine Frau stand und gerade ihre Wäsche aufhängte. Sie erschrak, als der junge Mann vor ihr stehen blieb, sie mit Hektik in den Augen anstarrte und laut fragte: "Haben Sie einen Mann in meinem Alter gesehen, der schwarze Klamotten und rote Haare hatte?" Die Frau schüttelte etwas entsetzt den Kopf. "Sind Sie ganz sicher?", fragte er weiter. Sie schüttelte erneut den Kopf. "Und was ist mit einer alten Frau, die nicht hier hergehörte?" Sie schüttelte wieder den Kopf und sagte nichts.

Anstatt sich zu bedanken, lief Lakran schnell weiter, die Anderen hatten bereits einen kleinen Vorsprung und befragten nun ihrerseits Dorfbewohner. Niemand schien etwas auffälliges gesehen zu haben und langsam fragten sie sich, ob entweder das ganze Dorf unter einer Decke steckte, oder ob der alte Mann am Tor vielleicht gelogen hatte. Dennoch rannten sie weiter, bis sie den Strand erreichten, an dem zu dieser Zeit nur wenige Menschen waren. Egal wen sie fragten, niemand konnte oder wollte ihnen irgendwelche Informationen geben. 

"Lasst uns wieder zu den anderen zurückgehen, hier werden wir sowieso nichts erreichen", meinte Makkatū schließlich und seine Begleiter zögerten. 

"Hm, hier scheint es tatsächlich niemanden zu geben, der uns weiterhelfen kann", bestätigte Lakran.

"Okay, dann los!", sagte Katāla und Arīsak nickte. Dann liefen sie zurück zum Tor.


"Also, was ist jetzt?" Palk hielt dem alten Mann die Schwertspitze nun direkt an den Hals und sah auf ihn herunter.

"Wie kommst du darauf, dass..-" Mizlok wurde unterbrochen, als Makān dazukam.

"Du hast doch selbst gehört, was er eben gesagt hat. Dieser Kerl hat ihm gesagt, dass er uns töten soll und wenn der Alte nicht einfach nur selten dämlich ist, wird er kontrolliert", erklärte er mit einem herablassenden Blick auf den knienden Mann.

"Ihr könnt ihn sowieso nicht aufhalten", wisperte der Mann. "Niemand kann das."

"Wir schon", widersprach Palk ernst, doch der Alte schüttelte den Kopf.

"Was will er?", fragte Makān mit drohender Stimme.

"Das hat er mir nicht gesagt", antwortete der Mann und grinste wieder. "Aber er hat gesagt, dass, egal wie das hier ausgeht, einer von euch in die Falle geraten wird."

"Er wird mich gemeint haben", vermutete Makān. "Anscheinend hat er ja gewusst, dass ich dabei sein würde und er wusste auch noch, was ich für Fähigkeiten hab."

"Äh, gar keine?", mischte sich Mizlok ein. Makān warf ihm einen finsteren Blick zu.

"Das musst gerade du sagen, du stämmige Version eines Türstoppers. Nur dass du es weißt, meine Kräfte kann ich nur nutzen, wenn es dunkel ist. Je dunkler es ist, desto stärker bin ich", erklärte Makān. Dann wandte er sich wieder an den alten Mann. "Deswegen war es ziemlich unvorsichtig, dass ihr euch nachts angeschlichen habt. Wenn ich euch in die Finger gekriegt hätte..-"

"Ich weiß nichts davon, dass sich irgendjemand an euch angeschlichen hätte", unterbrach der Mann ihn. "Wir sollten hier nur auf euch warten und euch die Fallen stellen."

"Wir?", fragte Itiama verwirrt.

"Fal-len?.", fragte Palk betont. Plötzlich kamen zwei weitere Dorfbewohner durch das Tor gerannt. Einer hatte ein Messer und die andere trug eine Peitsche. Der Mann mit dem Messer, machte im Rennen einen großen Bogen um Palk und griff Itiama und Mizlok an. Die Frau holte mit ihrer Peitsche weit aus und traf. An der Stelle, wo sie Palks Arm getroffen hatte, war augenblicklich ein Teil des Ärmels verschwunden und als er das Blut sah, das durch die schmerzende Wunde drang, fluchte er wütend. Beinahe hätte er auch noch das Schwert fallen lassen, als er zur Seite stolperte und der alte Mann wieder aufsprang. 

"Langsam reicht's mir! Ich trag beim nächsten Kampf nur noch Ärmellose Oberteile", ächzte Palk und ließ sich zur Seite fallen, als die Frau erneut ausholte. Palk versuchte, dem Typen mit dem Messer, der Itiama bereits an der Hand verletzt hatte und nun auf Mizloks Schulter einstach, mit einem Feuerstoß aus der freien Hand zu treffen, doch er konnte seine Kräfte nicht richtig bündeln. 

Genervt steckte er schnell das Schwert weg und als der Messerangreifer gerade zum dritten Mal in die Schulter seines Partners stechen wollte, wurden seine Klamotten plötzlich in Flammen gehüllt. Sofort verpasste Palk ihm einen so gewaltigen Windstoß, dass das Feuer gelöscht wurde und der Mann das Bewusstsein verlor, als er zu Boden ging. Palk hatte sich so auf Mizlok und seinen Angreifer konzentriert, dass er den alten Mann völlig vergessen hatte, der nun von den Peitschenhieben der Frau gedeckt, Itiama zusammenschlug. Palk dachte praktisch und zog wieder das Regenbogenschwert, welches er in seiner Hand unsichtbar werden ließ. Nun zahlte sich der Turmalin-Kristall aus, den er Tiraitān abgenommen hatte.

Er rannte auf die Frau zu, die ihre Peitsche immer wieder vor und neben ihm auf den Boden knallen ließ und als er von einem der Schläge im Gesicht getroffen wurde, zog er die Klinge hoch und trennte die Peitsche in der Mitte durch. Makān lief inzwischen zu dem alten Mann herüber, der noch immer mit Itiama beschäftigt war. Er rammte ihm von hinten die Schulter in den Rücken, doch der Alte schien das kaum bemerkt zu haben. Bevor Makān zurückspringen konnte, ließ der überraschend robuste Mann seinen Ellenbogen in seinen Magen donnern, ohne sich umzudrehen. Dann sprang er hoch, um das nächste Beben auszulösen.

Palk wusste währenddessen noch nicht so genau, wie er gegen eine zwar waffenlose, aber zweifellos gewaltbereite Frau vorgehen sollte, die sich nicht einmal selbst kontrollierte. Da hatte er einen Plan, den er eigentlich für seinen nächsten Kampf mit Tiraitān hatte nutzen wollen. Er packte den Holostein aus, den Okanur vor seinem Tod gekauft und ihm geliehen hatte und aktivierte ihn durch eine einfache Handbewegung. Sofort teilte er sich in zwei Palks auf und ließ seinen Doppelgänger angreifen, während er selbst zu den anderen rannte. Er war erst wenige Schritte gelaufen, als er zurücksah und bemerkte, dass sein Doppelgänger etwas durchsichtig geworden war. Er hatte zwar schon einiges über den Holostein gehört, ihn jedoch nie selbst angewendet. Würde sein Doppelgänger überhaupt kämpfen können, oder taugte er nur zur Ablenkung?

Er sah wieder zu seinen Leuten herüber, die um den alten Mann herum am Boden lagen, der sich gerade zum nächsten Angriff erhob. Mit Allem, was Palk noch hatte, sprang er nach vorn, stand fast genau hinter dem Alten und versuchte die Druckwelle zu erzeugen, mit der er auch Tiraitān kurzzeitig außer Kraft gesetzt hatte. Doch es passierte gar nichts und als der Alte landete, flogen seine Kameraden in alle Richtungen davon. 

Palk selbst hatte gerade noch hochspringen können und landete auf der Schulter des Alten, der ihn einfach abschüttelte und seine Schädeldecke in einer seiner riesenhaften Hände gepackt hielt. Palk dachte schon, dass er zudrücken und versuchen würde, ihm den Schädel zu zerquetschen, doch stattdessen hörte er nur, wie der Mann zu lachen begann, und von einer Sekunde zur Nächsten, konnte er nichts mehr sehen.

Palk - Finde dein Schicksal [Überarbeitung seit 08.2023]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt