Kapitel 3: Das Regenbogenschwert

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Zufrieden hatten Palk und Lakran den Marktplatz wieder verlassen, um noch weitere Vorbereitungen für ihre Reise zu treffen. Irgendwann bemerkte Palk, wie sein Begleiter ihn immer wieder für längere Zeit anglotzte. Schließlich drehte er Lakran grinsend den Kopf zu.

"Was musst du loswerden?", fragte er, wobei er sich mit der Hand durch sein dunkles Haar fuhr.

"Er hat dir das Ding einfach gegeben", bemerkte Lakran fassungslos.

"Den Rubin?"

"Ja, den Orin-Rubin! Den einzigen Orin-Rubin, den es gibt und der so wertvoll ist, dass du ihn gegen den Palast eintauschen könntest", tönte Lakran.

"Übertreib mal nicht", widersprach Palk lachend. "Nicht alles ist käuflich und die Würde unserer Hauptstadt ganz bestimmt nicht."

"Was gar nichts ändert", befand Lakran. "Als wäre es nicht schon seltsam genug, dass Okanur an das Ding gekommen ist. Er hat dir seinen sicheren Reichtum einfach geschenkt."

"Okanur ist durch und durch edelmütig", meinte Palk gelassen. "Er hat kein Interesse an einem Leben in Reichtum und Sorglosigkeit. Du hast doch gemerkt, wie sehr er seine Arbeit liebt. Sonst wäre er ja wirklich nur bescheuert, mir den Rubin einfach so zu überlassen."

"Und was hast du jetzt vor?", wollte Lakran wissen.

"Was soll die Frage? Darüber haben wir vor fünf Minuten gesprochen."

"Da bin ich einmal unter neuen Leuten und gerate ausgerechnet an die garantiert einzigen Menschen in Meluhha, denen Geld völlig egal ist. Hauptsache hübsche Sachen", stellte Lakran fest und verschränkte im Gehen die Arme hinter dem Kopf.

"Der materielle Wert interessiert mich tatsächlich überhaupt nicht." Palk nickte gedankenverloren. Lakran zog eine Augenbraue hoch und lief etwas langsamer. Sein Freund tat es ihm gleich.

"Wieso wolltest du ihn dann so dringend haben? Kapier ich nicht", gestand Lakran argwöhnisch.

"Ich sammle sie, das ist alles", erwiderte Palk.

"Was sammelst du? Diamanten?" Als Palk klar wurde, dass sein neuer Kamerad nicht sobald damit aufhören würde ihn auszufragen, gab er nach und seufzte leicht.

"Na schön", begann er. "Es gibt auf dieser Welt genau acht Kristalle, die jeweils ein paar ganz bestimmte Merkmale erfüllen. Es sind magische Kristalle und da jeder von ihnen ein Unikat ist, lässt sich ihr Wert im Grunde gar nicht festlegen.", erklärte Palk. "Das ist normalerweise aber auch nicht notwendig, denn jemand, der schon mal einen dieser Dinger in der Hand hat, gibt ihn wohl kaum freiwillig wieder her." Er sah noch einmal in Richtung Marktplatz zurück, wo der befreundete Händler längst zwischen all den umherschwirrenden Menschen verschwunden war. "Nun, bis auf unseren Okanur eben." fügte er hinzu und kicherte.

"Wieso denn das?", wunderte sich Lakran. "Irgendwie blick ich da gar nicht durch. Das ergibt doch keinen Sinn. Warum sollte man etwas sammeln, dass man nicht auch wieder verkaufen kann und wieso sollte jemand etwas so einzigartiges auch noch verschenken?"

"Offensichtlich hat dir nie jemand erklärt, warum der Orin-Rubin so heißt, wie er heißt", stellte Palk fest. "Er soll deswegen so einzigartig sein, weil es sich bei ihm angeblich um die Iris eines Gottes handelt."

"Was?! Erzähl keine Märchen!", rief Lakran schockiert und Palk hielt ihm mit warnendem Blick die Hand vor.

"Schrei nicht so rum! Ich will nicht, dass alle mitbekommen, worüber wir reden", machte Palk ihm gereizt klar. "Und doch, was ich dir hier erzähle, sind bloß alte Geschichten und was davon nun genau stimmt, kann ich dir natürlich auch nicht sagen. Ich für meinen Teil glaube aber mehr oder weniger daran. Die Kristalle sollen allesamt von den Göttern selbst stammen."

Palk - Finde dein Schicksal [Überarbeitung seit 08.2023]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt