Palk - Finde dein Schicksal [Überarbeitung seit 08.2023]

Kapitel 2: Freunde II

Ālan war ausgesprochen wütend darüber, dass sein angeblicher Freund ihn einfach hatte stehen lassen. Nicht nur, dass die beiden verabredet gewesen waren, um sich im Palast über die neuen Anfänger lustig zu machen die heute unterrichtet werden sollten, Lakran hatte ihn obendrein für ihn verlassen. Für diesen erbärmlichen Verlierer mit dem dämlichen Namen!

Aber wenn sich Lakran schon gegen ihn wandte, würde Ālan ihm zeigen, was er davon hatte. Auf direktem Weg war er in den Palast gegangen, durch die riesige Empfangshalle und die prunkvoll verzierten weißen Stufen hinauf und war auf die große Flügeltür zugegangen, hinter der sich der Versammlungsraum der Ältesten befand. Bei diesem handelte es sich um einen quaderförmigen, spärlich eingerichteten Raum. Seine weißen Wände und die enorm hohe Decke, an der sich ein riesiger goldener Kronleuchter befand, ließen ihn geradezu wie den Thronsaal aus einem Märchenbuch wirken. Allerdings leerer.

Mittig an der der Flügeltür gegenüberliegenden Wand, befand sich eine kleine Anhöhe von etwa einem halben Meter. Auf der rechten und linken Seite befand sich je eine einzelne, direkt in den Stein eingearbeitete Stufe, welche das Betreten des Podiums vereinfachen sollte. Dort oben befanden sich die festgelegten Sitzplätze der Ältesten. Sieben luxuriöse Stühle aus Gold beschichtetem Holz, deren Lehnen und Sitzflächen mit einer hochwertigen Polsterung aus rotem Stoff überzogen waren.

Im Moment saßen auf ihnen nur Lakrans Großvater, Ältester Uvāri und dessen guter Freund und Mitältester Muriyet bei einer gemütlichen Unterhaltung. Als sie Ālan bemerkten, wie er den Saal betrat, ohne auch nur angeklopft zu haben, erhob sich der für sein Alter erstaunlich fitte Muriyet und kam mit finsterer Miene und polternden Schritten auf den jungen zu.

"Was erlaubst du dir, Junge?", brummte er ärgerlich. Eingeschüchtert trat Ālan sofort wieder so weit zurück, dass er auf der Türschwelle stand und klopfte kleinlaut an. Der Gesichtsausdruck von Muriyet wandelte sich und mit einer freundlicheren Stimme, bat er den jungen Mann einzutreten. Er selbst begab sich wieder auf den für ihn bestimmten Sitzplatz. Etwas unsicherer als zuvor, trat Ālan auf die beiden alten Herren zu und blieb in angemessenem Abstand stehen, als er zu sprechen anfing.

"Ältester Uvāri, bitte hören Sie mir zu!", sagte er und verbeugte sich leicht.

"Was kann ich für dich tun, junger Ālan?", fragte der alte Mann. Er sah Ālan aus seinen etwas trüben, goldbraunen Augen an und sein Gesicht war in noch tiefere Falten gelegt als sonst. Wenn ein junger Mann zu ihm kam, hatte es meist etwas mit seinem schwierigen Enkel zu tun und auch in diesem Fall irrte sich Uvāri nicht damit.

"Es geht um Lakran." Man konnte dem Ältesten ansehen, dass er sich bemühte, nicht mit den Augen zu rollen, doch dann schlich sich ein dünnes Grinsen des Wissens auf sein Gesicht. "Er hat vor, unser Land mit diesem..diesem...Typen zu verlassen", sagte Ālan und bemühte sich, besorgt zu klingen, während er das Lachen unterdrückte. Ältester Uvāri beugte sich in seinem Stuhl leicht nach vorn und strich sich mit der freien Hand immer wieder durch seinen langen, grauen Bart. Er war nicht so lang wie der von Yurenas, aber immerhin reichte er bis zu seiner Brust. Der andere Arm ruhte auf der Stuhllehne.

"Mit welchem Typen?", fragte er, doch es widerstrebte ihm offensichtlich dieses Wort zu verwenden.

"Dieser komische, mit dem bescheuerten Namen", versuchte Ālan zu erklären, doch Muriyet warf ihm einen eisigen Blick zu.

"Drücke dich anständig aus, wenn du dich in unseren Hallen befindest!", sagte er streng und lehnte sich wieder zurück, die Ellbogen auf die Lehnen gestützt. Wenn Muriyet sich aufregte, hatte er die Angewohnheit, sich so weit vorzubeugen, dass man es in seinem Rücken knacken hören konnte.

"Es..es tut mir leid, Ältester Muriyet!", sagte Ālan hastig und wandte sich wieder Uvāri zu. "Ich glaube, er heißt...Plack oder sowas." Die beiden Ältesten lachten kurz, doch dann begriff Uvāri.