Epilog

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2 Wochen später; Ruheraum des Schlosses von Lyiapatazia; 12:16 Uhr

Yurenas betrat den provisorisch zum Krankenzimmer umfunktionierten, karg eingerichteten Raum, in dem der junge Mann schlief. Seit mehr als zwei Tagen, war er fast ohne Unterbrechung im Schloss gewesen, um Palk beistehen zu können. Man hatte ihm gesagt, dass sowohl innere, als auch äußere Wunden, dermaßen lebensbedrohlich wahren, dass man nicht davon ausgehen durfte, ihn noch einmal im wachen Zustand zu erleben.

Yurenas allerdings, glaubte fest an die Willenskraft und das Durchhaltevermögen seines Schützlings, wenn es vielleicht auch nur der Unwille war, das grausame Schicksal hinzunehmen, dass er Palk für immer verloren hatte. Er wechselte alle paar Stunden das Glasgefäß mit frischem Tee aus, welchen er dem jungen Mann auf den kleinen Nachttisch des großen, luxuriösen Bettes stellte, damit dieser bei seinem Erwachen – sollte er erwachen – etwas Anständiges zu trinken hatte.

Mit dicken Augenrändern sah er zu Palk herüber, trat an sein Bett und führte die von Übermüdung und Sorge zittrigen Hände an die Kanne, als ihm plötzlich auffiel, dass sie diesmal ungewöhnlich leicht war. Ein dünnes Lächeln huschte über seine spröden Lippen, dann drehte er sich um, um das Zimmer so leise wie möglich zu verlassen. Eine warme Hand, die ihm im ersten Moment eine Gänsehaut am ganzen Körper verpasste, griff nach seinem Unterarm.

„Wie lange..." eine schwache, heisere und kaum verständliche Stimme, sprach vom Bett her zu ihm. Yurenas' Augen wurden groß und ihm schossen prompt die Tränen in die Augen. Er wandte sich Palk zu, der ihn mit verschlafenen, leicht trüben Augen ansah. „Wie lange hab ich geschlafen?" wollte er als erstes wissen und musste sich erstmal darum bemühen, seine Stimme wiederzufinden. Das ging Yurenas jedoch genauso, der sich vor lauter Freude gar nicht zurückhalten konnte. Palk setzte sich vorsichtig auf und Yurenas drückte den Jungen fest an sich. „So lange." stellte Palk fest. Vielleicht war es auch eine Frage gewesen, doch wen interessierte das schon.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Yurenas wieder in der Lage war, sich von Palk zu lösen und sich die dicken Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Doch dann versuchte er, sich einigermaßen würdevoll vor dem Jungen aufzusetzen und räusperte sich stark.

„Ich nehme an, dass du viele Fragen hast." sagte er und schniefte noch einmal kurz. Palk war noch viel zu erledigt, um irgendwie darauf reagieren zu können, wie es seinem alten Freund und Lehrmeister ging. Innerlich freute er sich natürlich sehr, ihn gesund und munter wiederzusehen, aber er hatte in der Tat viele Fragen.

„Was ist mit Lakran?" war die Erste davon.

„Dem geht es wieder recht gut." antwortete Yurenas schmunzelnd. „Als uns der Oberälteste zusammengerufen hat, um das Siegel zu erneuern, habe ich es erst für Blödsinn gehalten, denn immerhin konnte jeder von uns klar sehen, dass der dunkle Gott bereits befreit war. Doch ich habe mir Lakran geschnappt und meine 'letzte Aufgabe', wie ich sie genannt habe, angetreten." erzählte er seinem Schützling, doch der schien noch nicht gehört zu haben, was ihn interessierte.

„Die Götter haben es offenbar so gewollt, dass Lakran und du am Leben bleiben, denn unsere Versammlung fand logischerweise direkt an dem zerstörten Turm statt und gleich neben dem riesigen Berg von Steinen, habe ich den Kristall gefunden, mit dem ich Lakran heilen konnte. Das heilige Schwert hat er jetzt, aber er hat noch nichts wegen dir gesagt." schloss Yurenas ab und lächelte Palk traurig zu.

„Was ist mit Tiraitān und Katāla? Habt ihr sie auch gefunden?" fragte Palk und bei dem Gedanken daran, dass den Geschwistern vermutlich nichts Gutes geschehen war, schlug sein Herz wesentlich schneller. Yurenas legte die Stirn in Sorgenfalten und strich sich mit der Hand durch diesen absurd langen Bart, den Palk schon als Kind lustig gefunden hatte.

„Katāla haben wir aus den Trümmern gezogen, aber sie liegt noch immer im Koma. Ihr Zustand will sich einfach nicht verbessern und auf den heiligen Kristall reagiert sie seltsamerweise nicht. Lakran hat mir alles Wesentlich erzählt und sich kann dir sagen, dass Merkuri und Makarik beide tot sind. Aber weder von Tiraitān, noch von diesem eigenartigen Irichon, haben wir nur die geringste Spur finden können. Tut mir leid, Junge."

„Muss es nicht. Ihr habt die Welt wirklich im letzten Moment gerettet..-"

„Und doch währen wir viel zu spät gewesen, wenn ihr euch nicht so mutig gegen den dunklen Gott geschlagen hättet." unterbrach Yurenas ihn ernst.

„Ich muss noch zwei Kleinigkeiten wissen." meinte Palk und legte sich wieder hin, weil er den Schmerz in den Schultern spürte. Yurenas nickte stumm. „Wer hat mich aufgefangen, als ich..-"

„Viyalān." antwortete der alte Mann sofort. „Und um deine zweite Frage zu beantworten, wir haben dein geliebtes Regenbogenschwert sichergestellt. Es lag ganz in der Nähe von Marktplatz." Verdutzt blickte Palk ihn an und Yurenas konnte endlich mal wieder richtig lachen. „Du bist noch lange nicht wieder auf der Höhe, mein Junge. Trink noch etwas Tee und schlaf weiter. Ich komme dich dann morgen wieder besuchen."

Palk nickte, lächelte sanft und schlief auf der Stelle wieder ein.


Nur wenige Stunden später, kämpfte sich eine dunkle Gestalt durch den finsteren Wald. Dass Palk noch am Leben war, änderte für sie und ihre Verbündeten alles. Nun musste es schnell gehen, der Meister von ihrer Niederlage unterrichtet werden, um Schlimmeres zu verhindern. Jeder in ihrer Organisation kannte die Legende über das heilige Schwert. Kenner nannten es selbstverständlich Lavīka, doch wer außer ihnen, hatte schon Ahnung von irgendwas? Es war ein heiliges Relikt, ein Überbleibsel der Geschichte Meluhhas, welches um ein Haar für immer verschwunden gewesen wäre, nur weil Irichon in seinem Größenwahn, gleich das ganze Land hatte zerstören wollen. 

Wenn die Informationen der Wahrheit entsprachen, die man der Gestalt gegeben hatte, war des Schwert seiner wichtigsten Fähigkeit beraubt worden und das würde all ihre Pläne enorm gefährden. Schließlich standen bereits die nächsten nachfahren der dunklen Götter vor der Tür und ihr plötzliches Verschwinden vom Radar, war ein klares Indiz dafür, dass sie sich bereits zum Angriff bereit machten. Zum allerersten mal in der Geschichte, würden die beiden Gruppierungen aufeinander treffen, die sich seit mehreren Jahrhunderten, fernab der übrigen Menschheit, um die Durchsetzung ihrer jeweiligen Vorstellungen bekämpften.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 12, 2020 ⏰

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Palk - Finde dein Schicksal [Überarbeitung seit 08.2023]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt