Palk - Finde dein Schicksal [Überarbeitung seit 08.2023]

Kapitel 7: Zwei Königreiche

Als die vier weniger unheimlichen Leute wieder allein waren, wechselten sie rasch das Thema. Okanur hatte nämlich eine Frage, die ihm offenbar auf der Zunge brannte. 

"Sie sind nicht zufällig aus Atlantis?" Die Dame grinste stolz.

"Aber junger Mann, woher sollte ich denn sonst kommen? Schließlich ist dein Königreich Mu das am besten entwickelte Land. Nach Atlantis, versteht sich."

"Was den Entwicklungsstand meiner Heimat angeht", überlegte Okanur laut, "kommt es ziemlich stark drauf an, wo man gerade ist. Jedes Land auf dieser Welt hat seine speziellen Stärken und Schwächen und was die Verbreitung der Technik angeht, scheint Atlantis ja ganz schön weit vorne zu liegen."

"Das ist wahr", bestätigte die Atlanterin nickend. "Außerdem sind wir weltweit führend in der Medizin und sind noch dazu völlig unabhängig von allen anderen Ländern dieser Welt."

"Ich hab den Eindruck, es gibt in Meluhha nicht allzu viele Atlanter", brachte sich Palk in die Unterhaltung mit ein. "Sonst gäbe es sicherlich deutlich mehr Informationen über sie."

"Den meisten Leuten ist die Herkunft der anderen auch gleichgültig", gab die Frau zu bedenken. "Das ist ja gerade das Schöne an Meluhha. Abgesehen davon ist spätestens ab der dritten Generation meluhhanischer Abstammung Schluss mit besonderer Andersartigkeit. Kein Gen auf der Welt ist im Ansatz so dominant."

"Das ist doch auch alles Nebensache", grätschte Okanur dazwischen. "Ich habe in meiner ganzen Zeit hier auch kaum Muaner gesehen. Die paar meines Volkes, die von Meluhha als Auserwählte angesehen werden und herkommen können, vermischen sich eben sehr schnell mit den Einheimischen und sollen sich eher in kleineren Dörfern niedergelassen haben." Er lächelte seine Kundin freundlich an. "Ich bin echt erfreut darüber, eine nette Atlanterin an meinem Stand zu sehen und mich mit Ihnen austauschen zu können", meinte er und sie erwiderte das Lächeln.

"Bekomme ich gerade wirklich ein Kompliment von einem waschechten Muaner-Jungen? Dass ich das noch erleben darf." Sie lachte schallend und Okanur tat es ihr gleich.

"Was soll daran so ungewöhnlich sein?", nuschelte Lakran gerade laut genug, dass die ältere Dame ihn hörte. "Sind doch beides nur irgendwelche Länder, oder?" fügte er an, als er ihren stechenden Blick spürte.

"Atlantis ist nicht einfach irgend so ein Land!", stellte sie klar, verschränkte die Arme vor der Brust und hob trotzig das Kinn. 

"Ist ja schon gut, tut mir Leid." Lakran riss beschwichtigend die Arme hoch.

"Ich glaube", schaltete Palk sich ein, "dass Atlantis und Mu schon seit Ewigkeiten verfeindet sind." Okanur und die Frau nickten zeitgleich.

"Krass und wer hat angefangen?"

"Also, ich muss schon sagen, diese Frage war wirklich mal bescheuert", befand Palk und steckte die Hände in die Hosentaschen. Einen Moment lang waren nur die Fußschritte und die leisen Gespräche der Menschenmassen um sie herum zu hören. Dann ergriff die Atlanterin erstaunlich gelassen das Wort.

"Alles hat damit begonnen, dass sich Atlantis von Mu getrennt hat. Ursprünglich gab es weder das eine, noch das andere Land. Sie waren beide Teil eines damals noch als Kaiserreich bekannten Kontinents. Der Name ist mir leider entfallen, aber...-"

"Sotikropa", half Okanur ihr weiter und die Dame staunte nicht schlecht.

"Ah, ja genau!", rief die Dame schnipsend. "Sotikropa hieß er. Da hat jemand im Geschichtsunterricht gut aufgepasst."

"Ich finde die Vergangenheit Mus ziemlich interessant und beschäftige mich auch in meiner Freizeit gern mit dem Thema", erklärte Okanur.

"Ein schönes Hobby", gestand ihm die Atlanterin zu. "Jedenfalls war Sotikropa das letzte Kaiserreich, bis Atlantis sich unabhängig gemacht hat."