Kapitel 33: Sterben wie ein Mann I

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Lakran:

Yurenas besah sich die Wunde des jungen Lakran ein weiteres Mal, als hätte er eine Bestätigung seines nahenden Todes nötig gehabt. Der Ziegelstein, den Merkuri ihm auf Befehl ihres Sohnes an den Kopf geschmettert hatte, um an das heilige Schwert gelangen zu können, hatte eine extrem lebensgefährliche Verletzung verursacht, möglicherweise sogar den sofortigen Hirntod. Jetzt lag es an Palk, das einzige bekannte Heilmittel gegen jede Form von Verletzung herbeizuschaffen.

Tiraitān:

Im allerletzten Moment, hatte sich der sonst so gefühlskalte Tiraitān in blinder Verzweiflung auf seine kleine Schwester gestürzt, um sie vor dem Tod durch herunterfallende Mauersteine zu beschützen. Doch die Menge an Steinen war einfach zu groß gewesen und hatte beiden Geschwister unter sich begraben. Tiraitān lag halbwegs auf ihr und zuckte einige Male auf, als er plötzlich wieder die abartigen Schmerzen seiner durchbohrten Schulter spürte. Er wollte sich erheben, doch die Last, die im wahrsten Sinne des Wortes auf seinen Schultern und seinem Rücken lag, war viel zu schwer. Nur schwach nahm er das lilafarbene Glühen war, das zwischen der ihn umgebenen Dunkelheit, durch einige Ritzen fiel.

Ältestenrat:

Oberältester Viyalān war von den Schreien der Stadtbewohner alarmiert, aus seinem Bett gesprungen und hatte seinen Posten als Ranghöchster Ältester wieder aufgenommen. Schon seit einigen Stunden hatte er so ein seltsam ungutes Gefühl im Magen gehabt, das ihm die kommende Katastrophe prophezeit hatte. Hinter ihm stand sein Stellvertreter Ukāla und ging besorgt auf und ab.

„Wir haben uns wirklich alle Mühe gegeben, aber es war vollkommen zwecklos." verkündete Uvāri geknickt, als er gemeinsam mit dem Ältesten Muriyet, das Gespräch mit dem Oberältesten suchte. Der steinalte Mann legte die Stirn in tiefe Falten und rieb sich mit der Hand über die Glatze.

„Wer befand sich zur Zeit euren Verschwindens noch im Turm?" wollte er wissen. Betreten hielt sich Uvāri die Hand vor den Mund und kratzte sich am Bart.

„Der Junge Palk, sowie Älteste Merkuri und Tiraitān müssen mit ziemlicher Sicherheit dort gewesen sein."

„Wir fürchten allerdings, dass auch Ihre werte Enkelin in den Turm gelaufen ist, als sie ihren Bruder endlich gefunden hatte." fügte Muriyet besorgt hinzu und Viyalān riss die gräulichen Augen auf.

„Das muss ein grausamer Scherz sein!" rief er und begann zu husten.

„Es tut mir leid, Oberältester. Aber dem scheint nicht so zu sein." widersprach Muriyet ernst.

„Das Wichtigste ist aber, dass jetzt gehandelt wird, Oberältester!" stellte Ukāla klar. Selbstverständlich hatte der friedliebende Herr, mit dem schütteren weißen Haar und den bewundernswerten weiß-goldenen Augen, Mitleid mit Viyalān und seiner Familie, doch das große Ganze war nun mal wichtiger, das musste auch der Oberälteste einsehen. Ihnen war berichtet worden, dass dieser Fremde namens Irichon allen Ernstes vorhatte, Meluhha zu zerstören und wie sich herausgestellt hatte, besaß er sogar die notwendigen Mittel dafür.

„Recht so." seufzte Viyalān stark und rieb sich die Schläfen. „Trommelt so schnell wie möglich, die ältesten Mitbürger der Stadt zusammen! Wir müssen das Siegel wieder erneuern und das können nur Mitglieder des Rates erlernen. Los, los!" hetzte er und die anderen Ältesten machten sich auf den Weg.

Palk:

Es stand da oben am Himmel und veränderte stetig die Farbe, bis das finstere Lila erreicht war, das auch der Aura des jungen Kriegers selbst glich. Der Kloß in seinem Hals wuchs und hinderte ihn beinahe am Atmen, als er den unheilverkündenden Schrei des Gottes hörte. Eine todbringende Kreatur, deren bloße Existenz dermaßen gefährlich war, dass er sich Irichon vermutlich angeschlossen hätte, wäre dessen Plan nicht absolut dämlich und einfach nur wahnsinnig gewesen.

Palk - Finde dein Schicksal [Überarbeitung seit 08.2023]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt