Als die Versammlung beendet war, ging Palk als einer der Letzten nach draußen. Lakran hatte dort auf ihn gewartet und fing ihn nun ab. Er wirkte noch wesentlich trauriger und wütender über den sinnlosen Tod seines Freundes, als Palk es war. Das fiel natürlich auch dem auf.
"Du hast ihn gern gemocht, was?", fragte er leise, während sie langsam zur Arena gingen, in der bald ein weiteres Treffen stattfinden würde.
"Natürlich hab ich ihn gemocht! Er war ein guter Freund und auch wenn wir uns nicht lange kannten..-"
"Bitte schrei nicht so, Lakran", sprach Palk dazwischen und Lakran senkte seine Stimme ein wenig.
"Wir sind auf dieser kurzen Reise noch bessere Freunde geworden. Ich konnte mich auf ihn verlassen, verstehst du?", meinte Lakran mit Hass und Trauer in der Stimme.
"Vertrau mir, Lakran. Niemand will dieses Tier dafür mehr leiden sehen, als ich. Aber wenn wir uns nicht zusammenreißen, werden wir es vermasseln", erwiderte Palk verständnisvoll.
"Ich werde ihn mit meinen eigenen Händen umbringen!", tönte Lakran und wurde wieder laut. "Ich will nicht einfach dabei sein, wenn er stirbt, ich will dafür verantwortlich sein."
"Wenn es so weit ist, wird sich das noch ändern. Du weißt nicht, wie es ist, jemanden umzubringen", entgegnete Palk ernst.
"Ach, du etwa?", blaffte Lakran wütend. Palk sagte nichts dazu und für einige Minuten schwiegen sie nur, bis sie den Prüfungsplatz fast erreicht hatten. "Ich hab keine Angst mehr vor ihm", sagte Lakran schließlich. "Ich will ihn einfach nur am Boden sehen und dann werde ich ihm seinen Schädel vom Hals reißen!"
"Komm jetzt bitte wieder runter!", forderte Palk ungehalten.
"Du kanntest ihn viel länger als ich. Wie kannst du so gelassen damit umgehen?!", fauchte Lakran mit Tränen in den Augen. "Willst du ihn nicht tot sehen?" Palk schüttelte bedächtig den Kopf und blieb stehen. Er packte Lakran an den Schultern und sah ihm in die Augen.
"Wenn die falschen Leute hören, was du hier von dir gibst, wirst du gar nicht erst die Gelegenheit für deine Rache bekommen, verstehst du das?", meinte er eindringlich und Lakrans Augen wurden größer. Er wischte sich die Tränen aus den Augen als Palk ihn losließ und schaute ihn dann entschlossen an.
"Ich verstehe! Du bist der Boss!", sagte er nur und ging dann etwas zügiger. Palk wusste nicht, was sich gerade im Kopf seines Freundes abspielte, aber er würde auf ihn aufpassen und seine Entschlossenheit würde ihm vielleicht noch helfen. Oder sie würde ihn in ernste Gefahr bringen.
Sie gingen durch das Eingangsportal, das in die Arena führte, wo Katāla und einige andere schon ungeduldig warteten. Mehrere ihnen unbekannte Augenpaare musterten Palk, der Skepsis und Argwohn darin zu erkennen glaubte. Allerdings war auch ein Gesicht dabei, das nicht nur vertraut, sondern auch zuversichtlich in die Richtung der beiden Ankömmlinge sah und ihnen langsam einige Schritte entgegenkam.
"Da seid ihr ja endlich, Jungs.", sagte Katāla und ein leichtes Lächeln huschte über ihr hübsches Gesicht.
"Wieso grinst du so blöd, Weib? Hast du nicht mitgekriegt, was dein beschissener Bruder gemacht hat?", blaffte ein junger Mann, den keiner von ihnen kannte.
"Wie hast du mich gerade genannt, du..-"
"Na na, hier wird nicht gestritten!", mischte sich Palk ein und trat zwischen sie. "Wir sind ein Team, eine Einheit. Ab sofort müssen wir zusammenhalten, ob wir uns mögen oder nicht."
"Was bist du hier eigentlich? Der große Redenschwinger?", meinte der andere Typ nun an ihn gewandt.
"Ich bin der, der diese Mission anführt und du bist verschwunden, wenn du deine Klappe nicht unter Kontrolle bekommst", wehrte Palk ab und lehnte sich an die Mauer, die ihm am Nächsten war. Die anderen Leute versammelten sich um ihn herum und warteten, dass er weitersprach. "Ich würde gern eine Liste machen, damit ich weiß, wer alles dabei ist. Ein paar Einzelheiten über euch alle, währen vielleicht auch hilfreich", schlug er vor und die anderen nickten vereinzelt.
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Palk - Finde dein Schicksal [Überarbeitung seit 08.2023]
FantasyDer gerade volljährig gewordene Meluhhaner Palk plant, seine Heimat zu verlassen und die Welt zu entdecken. Doch während er zu diesem Zweck einige Verbündete um sich schart, geschehen schreckliche Dinge und finstere Geheimnisse kommen allmählich ans...