41. Kapitel

3.5K 388 36
                                    

Zayn antwortet mir irgendwann nicht mehr. Er sucht mir gerade das Outfit für den Winterball zusammen und ich musste mich schon sechs oder sieben mal umziehen, während ich darüber spreche, dass ich dort partout nicht hin möchte und wie blöd es ist, dass Vicky krank ist. Sie selbst würde zu gerne dorthin gehen können, aber nun muss ich diese Aufgabe übernehmen. Trevor habe ich bisher nicht gesehen, aber das kann auch gerne so bleiben.

Es hat sich bereits herumgesprochen, dass Trevor wieder hier sein wird und Zayn und ich hatten gestern eine lange Diskussion darüber, ob das so gut ist. Er hat nichts getan und daher gibt es eigentlich keinen Grund dafür, dass er den Job oder zumindest das Büro wechselt müsste, aber der Gedanke ist trotzdem nicht schön. Ich habe einfach absolut keine Lust darauf, dass er wieder an jedem meiner Artikel herum meckert, danke, aber nein danke.

„Louis steh doch mal bitte gerade." bittet Zayn mich seufzend und ich straffe augenrollend die Schultern. „Der sieht doch genauso aus, wie der letzte Anzug." - „Mhm, klar, ist ja auch beides eine Hose, ein Hemd und ein Jackett." murrt er unzufrieden, aber ich antworte nur, „sag ich doch." Zayn ignoriert meinen letzten Kommentar und arbeitet weiter, während ich lieber am Schreibtisch sitzen und meine Aufgaben machen würde, statt hier herum zu sehen. Er kniet sich hin und klappt die Hosenbeine um. „Die sind doch okay." irritiert sehe ich ihn an und er schüttelt ohne aufzusehen den Kopf. „Die sind zu lang, oder nein, du bist zu klein." - „Ach fick dich."

„Frag Harry." entgegnet er, bemerkt es aber selbst ihm gleichen Augenblick.

„Scheiße, Louis, tut mir leid." Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange und schüttle den Kopf. „Passt schon. Werd bitte einfach fertig." wechsle ich das Thema und ignoriere die Stiche in meinem Brustkorb. Ich will dort nicht hin, es sind nur noch etwas mehr als achtundvierzig Stunden, bis ich ihn wiedersehe, bis er perfekt gestylt und angezogen vor mir stehen wird, oder auch etwas weiter weg, und mein Herz wieder anfängt zu brennen.

Zayn macht ein paar Fotos und nickt dann zufrieden. „Steig vorsichtig aus der Hose raus, da sind noch Nadeln drin." Ich tue, wie mir geheißen und gebe sie ihm danach wieder. Mir bleibt kaum noch Zeit, mich auf den Winterball vorzubereiten, ich arbeite die Gästeliste durch, überlege mir, wen ich was fragen kann, denn es wird der Zufall bestimmen, wen ich zu einem kurzen Interview, oder auch nur einer Frage, bekomme. Hoffentlich nicht Harry.

Das Blatt, wo sein Name drüber steht, ist immer noch leer. Ich muss wirklich schauen, dass mir da noch etwas einfällt. Aber alles was ich schreibe, klingt blöd, wenn ich es mir etwas später noch einmal durchlesen und wird daher wieder gelöscht. Ich seufze genervt, als ich mich auf meinen Stuhl fallen lasse, ich werde niemals fertig, wenn das so weiter geht.

Mit einem leisen Pling öffnen sich die Aufzugtüren. Na super. Ich tue so, als würde ich es nicht mitbekommen haben und starre auf meinen Computerbildschirm. „Hab gehört, wir müssen zu dem Winterball." Trevor steht neben meinem Schreibtisch. Ich nicke stumm und sehe zu ihm. „Ich weiß, du hast nicht erwartet, mich hier zu sehen." fängt er an, aber ich winke schnell ab. Ich will da garantiert keien Szene draus machen. „Du warst es nicht, wieso sollte ich also noch sauer auf dich sein?" - „Wenn wir ehrlich sind, es hat schon so ausgesehen." sagt er und verwundert sehe ich ihn an. Er zieht sich seinen Schreibtischstuhl heran und setzt sich.

„Naja, wenn man erfährt, dass der Kollege, den man zuvor kritisiert hat, mit dem Prinzen zusammen ist, denkt man schon darüber nach, was man als nächstes sagt." meint Trevor und lacht unsicher. „Harry würde dich nicht feuern lassen, weil du ein paar Bemerkungen machst." streite ich ab, bin mir aber gar nicht so sicher, ob das wirklich stimmt. „Dann bin ich ja erleichtert." schmunzelt er.

„Okay, ich bin nicht mehr so ganz auf dem neusten Stand, aber ich schätze mal, du bist so gut wie immer." lenkt er dann auf unsere Aufgabe zurück und ich nicke. „Hier ist die Gästeliste." Ich schiebe ihm die Blätter zu und er lässt seinen Blick darüber schweifen. „Meine Fresse, sind das viele Promis." murmelt er und ich nicke. „Ja, ich habe noch nicht zu allen etwas." sage ich dann und deute auf die kleinen Haken, neben den Namen, mit denen ich fertig bin.

„Okay, wie willst du es aufteilen?" fragt er dann und ich verdränge die Frage, wieso er plötzlich so.. normal ist. Aber ich akzeptiere es einfach und hoffe, dass es sich nicht allzu schnell wieder ändert. Es ist angenehmer, so zu arbeiten. Es klappt erstaunlich gut, aber die Fragen für Harry ignoriere ich, bis es nicht mehr geht. Dann aber spricht Trevor mich darauf an. In einer halben Stunde haben wir Feierabend und ich hatte die Hoffnung, dass das Thema nicht mehr aufkommt, aber ich habe natürlich kein Glück.

„Prinz Harry wird auch da sein, oder? Gibt es Interview?" - „Keine Ahnung, wenn es sich ergibt." Ich zucke mit den Schultern. „Naja, das hast du sicher zuerst fertig gemacht." schmunzelt mein Kollege, aber ich schüttle angespannt den Kopf. Er ist verwundert, fragt er nicht nach. Ihm ist anzusehen, dass er einen Moment zögert und es dann lässt. „Es.. ich dachte, das könntest du vielleicht machen, da ich keinen objektiven Blick habe." rede ich mich heraus und er nickt. „Okay, ich schaue, dass ich mir bis morgen ein bisschen was überlege, aber gibt es irgendwie Tabu-Themen?" - „Hochzeit, Liebesleben, so etwas halt." meine ich schnell und speichere unsere Entwürfe ab.

Er nickt und steht dann auf. „Alles klar, ich schau mal, was mir so einfällt, aber wir können das morgen ja auch noch überarbeiten." Es ist vollkommen surreal, dass der Nachmittag so schnell verflogen ist. Trevor und ich haben wirklich gut zusammengearbeitet, wir haben mehr geschafft, als ich gestern den ganzen Tag lang. Er ist nicht arrogant, besserwisserisch oder hochnäsig. Irgendwie merkwürdig.

Wenn ich Zayn davon erzähle, würde er nur wieder sagen, dass ich froh sein und mir nicht den Kopf darüber zerbrechen soll, aber wie soll das bitte gehen? Mein Leben ist gerade ein einziges Chaos und dann auch noch das. Das ist wirklich die Kirsche auf der Torte.

Ich lasse mich auf den Beifahrersitz fallen und Zayn fährt los, ohne auch nur eine Frage zu stellen. Ich bin ihm dankbar dafür, einfach nichts dazu zu sagen, er weiß sowieso, dass mein Kopf schon wieder viel zu voll gestopft mit Gedanken ist. Zuhause angekommen kocht er und ich mache motivationslos die Wäsche. Aber es muss ja gemacht werden.

Dann fällt mir ein Shirt in die Hände, eins von Harry. Ich hatte es mir irgendwann mal von ihm geklaut. Für einige Augenblicke sehe ich es an, rieche daran, muss aber feststellen, dass es nur noch nach unserem Waschmittel duftet und nicht mehr nach dem Prinzen von England. Also falte ich es und lege es zur Seite. Harry wird es auf dem Winterball wiederbekommen. Ich packe es einfach in eine Tüte und gebe es ihm; oder nein, ich gebe es Steven. Er wird schon wissen, wo er es hin zu packen oder wem er es zu geben hat

Dann ist Zayn auch schon mit dem Essen fertig, wir setzen uns aufs Sofa. Viel zu schnell vergeht die Nacht und der darauffolgende Tag. Trevor hat sich ausführlich mit den letzten Geschehnissen, was den Prinzen betrifft auseinander gesetzt und einige Fragen ausgearbeitet. Als ich gerade Pause machen will, spricht er jedoch etwas anderes an.

„Was ist zwischen euch passiert?" - „Was meinst du?" verwundert sehe ich ihn an und hole mein Mittagessen heraus. Ich habe mir von gestern Abend etwas eingepackt und hatte eigentlich vor, es in dem kleinen Pausenraum in die Mirkowelle zu stellen. „Prinz Harry sieht im Augenblick nicht wirklich gesund aus, habt ihr Stress?" - „Kann es ihm nicht einfach mal, nicht gut gehen?" entgegne ich patziger als geplant. „Schon, aber du bist doch gerade auch nicht glücklich." Ich schnaube. Was soll diese Aussage denn jetzt. „Und dich geht das etwas an, weil?" - „Tut mir leid, ich dachte nur... du hast einen glücklicheren Eindruck gemacht, also vor ein paar Wochen." Entschuldigend sieht er mich an.

„Ja und? Selbst wenn, das hier ist mein Job." - „Wenn du magst, kann ich mich morgen darum kümmern, falls wir ein Interview mit ihm bekommen sollten." Perplex sehe ich ihn an. Entweder er möchte wirklich nur nett sein, oder er will den Triumph, den Prinzen von England interviewt zu haben, für dich haben. Ich kann ihn gerade absolut nicht einschätzen und das finde ich in gewisser Weise beängstigend. Vorher war er leicht einzuschätzen, er war so gut wie immer schlecht gelaunt, bei kaum etwas zufrieden; da konnte ich mich drauf einstellen. Aber so?

„Wenn das überhaupt klappt." entgegne ich ausweichend. „Ich bezweifle das eigentlich, Harry wird so viel um die Ohren haben." - „Auch wieder wahr." nickt er und wir machen weiter, bis wir am Abend tatsächlich fertig sind. 

-- -- -- -- -- -- --

Wie skeptisch seit ihr? Meint ihr, Trevor könnte es wirklich nur nett meinen oder steckt da mehr dahinter? 

Love L 

This OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt