56. Kapitel

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Ich beobachte ihn für einen Moment perplex. „Ich soll das jetzt entscheiden?" - „Das sage ich doch gerade." entgegnet er mit fester Stimme, aber trockenem Tonfall. „Alleine?" - „Es geht schließlich um deine Zukunft." - „Und um deine etwa nicht?" Entgeistert blicke ich ihn an und versuche zu verstehen, was gerade geschieht. „Doch, aber ich kann mein Leben alleine nicht ändern, selbst wenn ich mich für dich entscheide, liegt es am Ende ausschließlich bei dir, ob du bei mir bleibst oder ob dir doch alles zu viel ist." stellt er klar. Ach was.

Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange. „Was möchtest du denn, wie ich mich entscheide?" - „Was soll die Frage?" Ich verdrehe die Augen und gehe auf ihn zu. „Du willst nicht entscheiden, obwohl es dich betrifft, aber du kannst mir nicht sagen, du hast keine Meinung dazu." antworte ich ihm und er schenkt sich einen weiteren Drink ein, der kurz darauf seine Kehle hinunter läuft. „Du kennst meine Meinung."

„Ugh, Harry." stöhne ich genervt und verschränke die Arme vor der Brust. „Was denn? Dir ist die Situation zu viel, ich kann nichts ändern und jetzt willst du meine Meinung dazu hören? Oh bitte, ich will mit dir zusammen sein, Louis, wirklich, aber ich kann Harper nicht den Ring abnehmen, und ihn dir dann anstecken! Das geht in meiner Position einfach nicht! Scheiße, ich hätte es auch gerne anders! Und ich kann sogar verstehen, wenn es dir zu viel wird, aber ich habe dieses Privileg einfach nicht, zu gehen, wenn ich nicht mehr kann, das ist bei meinem Leben einfach nicht drin!" Er wird lauter, wütend, aber in diesem Moment merke ich, dass seine Wut gar nicht mir gilt. Sie gilt der Monarchie, dem System, in dem er leben muss, den Regeln, Vorschriften, Pflichten und auch Rechten, die er als Kronprinz nun einmal hat.

„Haz..." meine Stimme ist leise und entschuldigend sehe ich ihn an. Er schnaubt. „Nein, Louis. Wenn es dir zu viel wird, okay, ich kann's verstehen, aber dann komm nicht in ein paar Tagen oder Wochen zurück und entschuldige dich, das ist mir wiederum zu viel." macht er klar, aber ich schüttle den Kopf. „Haz, Harry..." Ich versuche die richtigen Worte zu finden. Er möchte etwas sagen, aber kein Ton verlässt seinen Mund. In diesem Augenblick ist es mir gleich, dass wir eigentlich diskutieren, dass wir streiten und dass ich nicht weiß, was ich mit meiner Zukunft anfangen soll, zumindest, was die meisten Aspekte betrifft.

Was ich aber weiß, ist, dass ich sie mit harry verbringen möchte. Ich gehe jetzt garantiert nicht aus dieser Tür und lasse ihn hier zurück. Diesen Fehler habe ich einmal gemacht, den mache ich ein zweites mal. Oh nein. Harry stellt sein leeres Glas weg, sieht mich verwirrt an, aber ich ziehe ihn nur in eine enge Umarmung.

Ich spüre, dass er für einen Moment perplex ist, aber dann schließt er seine Arme eng um mich und zieht mich näher an sich heran. Seine Nase drückt er in meine Halsbeuge, ich schließe die Augen und atme tief ein. „Ich liebe dich, Haz. Tut mir leid, dich so angeschrien zu haben." murmle ich, aber er schüttelt den Kopf. „Nein, schon in Ordnung." Ich löse mich von ihm, verschränke aber sofort unsere Finger miteinander. „Wie kannst du so etwas sagen? Ich weiß doch, dass du da nichts für kannst und trotzdem mache ich dich so an -" - „Ja, und ich weiß, dass du dich in diesem leben immer noch nicht auskennst und dass es extrem viel von dir verlangt ist, bei mir zu bleiben, obwohl wir nicht einmal auf ein normales Date gehen können." widerspricht er mir und ich streiche ihm durch die Haare.

„Oh Haz..." Er sieht zu Boden und ich wische mit beiden Daumen über seine feuchten Wangen. „Tut mir leid..." murmelt er erneut und ich küsse ihn. „Haz... nein." - „Doch." - „Nein" - „Louis -" - „Nein, Harry." unterbreche ich ihn sofort wieder und er seufzt, lächelt aber endlich.

„Willst du denn Kinder?" fragt er kurz danach, als er uns zwei Bier aufgemacht hat und ich festgestellt habe, dass es gar nicht mehr so lange dauert wie früher, bis er es hinbekommt. „Mhm.. irgendwann schon." antworte ich und sehe ihn an. „Was ist mit dir?" Er seufzt und möchte gerade antworten, aber ich unterbreche ihn sofort. „Jetzt sag nicht, dass du welche haben musst, ich möchte wissen, ob ob du welche willst." - „Schon... eigentlich. Aber ich will auch kein Kind in dieses Leben zwingen, was ich führe, weißt du? Ich konnte es mir nie aussuchen und ich möchte eigentlich nicht, dass es meinen Kindern so geht." gibt er zu bedenken. „Kindern? Mehrere?" frage ich schmunzelt und er stockt. „Ähm.. schon?" unsicher sieht er mich an, aber ich lächle nur.

„Mit.. Harper?" frage ich dann unsicher, aber er schüttelt den Kopf. „Nein, wir finden schon eine Lösung." sagt er sofort. „Harper ist und bleibt meine beste Freundin, mehr wird nicht passieren." stellt er erneut klar. „Ich werde morgen mit meinem Vater noch einmal sprechen." sagt er dann entschlossen. Er ist etwas angetrunken, aber ich kann von mir auch nicht behaupten, dass ich nüchtern bin. „Und was, wenn wir einfach ein Bild twittern oder so?" frage ich ihn unüberlegt. „Ich darf keine Accounts auf Sozialen Netzwerken haben." meint er genervt. „Was?" amüsiert sehe ich ihn an. „Also das ist wirklich die dümmste Regel, von allen." meine ich und Harry zuckt mit den Schultern. „Aber eine Email-Adresse hast du schon oder?" frage ich ihn dann. „Ja, aber das darf ich eigentlich auch nicht – Ey!"

Ich habe mir sein Handy geschnappt und lasse mich damit auf dem Sofa fallen. Harry sieht mich einen Moment an, ich unterdrücke ein Grinsen und denke gar nicht daran, aufzuhören. „Was wird das bitte?" fragt Harry mich skeptisch, aber da bin ich auch schon fast fertig. „Wie ist ein Email Passwort?" möchte ich wissen. „Als würde ich dir das verraten, wenn ich nicht weiß, was du da tust." - „Sind es die Ziffern von eins bis zehn?" Kurz ist er perplex, dann sagt er schnell „Nein? Wie kommst du darauf." grinsend probiere ich die Kombination aus und oh Wunder, es funktioniert.

Harry setzt sich neben mich, aber da habe ich bereits auf Bestätigen gedrückt.

„Louis?" fragt er mich auffordernd, aber ich denke gar nicht daran, ihm sein Handy wiederzugeben. Stattdessen öffne ich WhatsApp und schreibe Harper, dass sie doch bitte twittern soll, dass Harry nun auch auf diesem Sozialen Netzwerk ist, damit sein Account verifiziert wird.

„Du hast mir Twitter gemacht?" fragt er mich großen Augen und ich nicke. „Okay, welches Profilbild möchtest du haben?" - „Ähm.. was?" - „Ich kann auch direkt ein neues machen?" schlage ich vor, aber er schüttelt den Kopf. „Nein, such du einfach eins aus. Ist doch nicht wichtig oder?" Schmunzelnd öffne ich den Browser und suche nach Bildern von ihm im Anzug. „Aha?" skeptisch sieht er das Bild an, was nun anstelle des Twitter-Ei's auf dem Display angezeigt wird. „Was? Du siehst heiß in diesen Anzügen aus." meine ich und richte meinen Blick zurück aufs Handy. „Heiß?" - „Scheiße, ja!" entgegne ich sofort und merke, dass Harry eine Hand auf meinen Oberschenkel legt. Ich sitze im Schneidersitz und er lässt es sich nicht nehmen, mit den Fingern sanft Muster zu zeichnen, die er nach und nach weiter nach innen meiner Schenkel verlegt.

Als Header nehme ich einfach ein Bild von London. „So, was willst du twittern?" - „Äh.. was schreibt man denn so?" fragt er mich und ich seufze, lächle aber. „Schau, das sind die Trends, du weißt was ein Hashtag ist?" - „Ein kompletter Hinterwäldler bin ich dann doch nicht." sagt er trocken. „Okay, wem möchtest du folgen? Machen wir das als erstes." - „Hast du Twitter?" fragt er sofort. „Harry..." beschwere ich mich, aber er grinst nur. Danach folgen wir Harper, ein paar von Harrys Freunden, einigen Schauspielern und Harry besteht darauf, einer Royal-Update-Seite zu folgen. „Hier." sage ich nur und er sieht für eine Sekunde verwundert auf sein Handy. „Ah, das ist dein Konto." meint er und drückt den Follow-Button.

„So, tweete etwas." fordere ich ihn auf und folge ihm dann zurück. „Ähm.. okay?" zögerlich tippt er etwas ein. „Wieso geht es nicht weiter?" fragt er irritiert. Ich schmunzle. „Haz, du hast du 140 Zeichen frei." - „Woher soll ich das den wissen?" Er verdreht die Augen. „Da unten ist eine Zahl, die dir zeigt, wie viele Zeichen du noch frei hast." erkläre ich ihm. Er nickt und schickt einen Moment später seinen ersten Tweet los.

Prinz Harry (@PrinzHarryE)

Guten Abend Twitter! Ich dachte, ich gehe mal mit der Zeit und lege mir auch einen Account zu. Liebe Grüße aus dem Palast :) H."

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„Und jetzt?" fragt Harry mich. „Wie und jetzt?" - „Ja, warum passiert da nichts?" fragt er mich nur und ich lache. „Wie sollen die Menschen denn wissen, das du plötzlich Twitter hast?" lache ich und er schnaubt. „Ich dachte, das sehen jetzt ganz viele." - „Einige, vielleicht, aber glaub mir, wenn klar ist, dass du das wirklich bist, dann sieht ganz anders aus als jetzt." 

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Ob es so gut ist das Harry nun Twitter hat? Und meint ihr, er wird damit klar kommen? 

Love L 

This OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt