21. Kapitel

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 „War das Zayn?" fragt er mich wenig verwundert und ich nicke. „Dann weißt du es also." Nun bin ich etwas irritiert. „Wann hast du es erfahren?" frage ich ihn. Gestern Abend ist er noch vor mir eingeschlafen, heute morgen war ich vor ihm wach, wie kann das sein? „Gestern Abend noch. Steven hat mittags davon erfahren nachdem mit deiner Chefin alles abgeklärt war, hat er mir eine Nachricht geschickt, weil wir uns ja nicht mehr gesehen haben." Und das wollte er mir nicht sagen?

Scheinbar brauche ich diese Frage gar nicht auszusprechen, Harry seufzt und sieht kurz auf den Boden. „Ich wollte, dass du den Tag gestern genießt und habe deswegen nichts gesagt, ich kenne dich doch; dann denkst du über nichts anderes mehr nach und das wäre eben blöd gewesen." erklärt er mir. „Außerdem kannst du von hier nichts machen und Steven kümmert sich schon um alles." fügt er hinzu und es ergibt Sinn, was er sagt. Trotzdem entspanne ich mich nicht, nicke nur gezwungen und zwänge mich an ihm vorbei zurück ins Zimmer.

„Was machst du da?" fragt Harry irritiert. „Meine Sachen einpacken." antworte ich nur und er kommt zu mir. „Wieso denn das? Du weißt doch, dass du das nicht brauchst. Hier gibt es genug Angestellte dafür." Ja, aber ich will mich an diesen Standard nicht gewöhnen. „Ich mach das lieber selbst." meine ich lediglich und zucke mit den Schultern, während ich meine Sachen in die Reisetasche schmeiße. Irgendwann nach dem Mittagessen geht es wohl los, aber wir waren noch nicht einmal Frühstücken.

Was das betrifft, mache ich mir aber keine Gedanken; ich weiß, dass Harry Steven die Anweisung gegeben hat, alles so zu organisieren, dass ich nicht allzu spät Zuhause sein werde und da es bisher immer geklappt hat, vertraue ich Steven in dieser Hinsicht. Eigentlich vertraue ich ihm inzwischen in jeglicher Hinsicht, er hat bisher immer auf Harry und auch mich aufgepasst, war immer da und wusste was zu tun ist. Und er ist einer der wenigen am Hof, dem egal ist, dass ich Journalist und Amerikaner bin und noch dazu, keine Ahnung von Etikette habe.

Harry wartet, bis ich fertig bin, dann verlassen wir das Zimmer. Die Meisten sind wohl schon fertig mit essen, trotzdem ist der Tisch immer noch üppig gedeckt. Anny ist noch da, zwei andere Männer, etwas älter als ich, und Susan setzt sich auch gerade. Harry wünscht allen einen guten Morgen und setzt sich dann neben Anny. Ich schlucke, versuche mir nichts anmerken zu lassen. Harry sitzt am Kopfende des Tisches und somit auch neben mir, aber dennoch verwickelt Anny ihn sofort in ein Gespräch.

Ich sage nichts, nehme mir ein wenig zu essen und trinke einen Schluck Tee. Der Tee hier ist zwar gut, dass muss man sagen, aber trotzdem nicht so gut, wie der von meiner Mum in Portland. Dabei sollte man meinen, dass gerade auf einem alten, englischen Gestüt, das nebenbei der Königsfamilie gehört, nur das beste serviert wird.

„Sicher, dass du schon fahren willst? Ein paar Tage mehr schaden doch sicher nicht." meint Anny dann und sieht Harry mit großen Augen an. Kann es eigentlich noch offensichtlicher sein, dass sie ihn versucht zu überreden und ihm schöne Augen macht? Er seufzt, schüttelt aber den Kopf. „Nein, Louis muss morgen wieder arbeiten." antwortet er ihr, aber sie verdreht nur die Augen. „Und? Steven kann ihn doch nach Hause bringen und du bleibst noch etwas, du warst schon so lange nicht mehr hier." bittet sie ihn erneut und ich würde ihr am Liebsten sagen, dass sie Pech hat und das Harry mit mir kommt.

Harry sieht kurz zu mir und für einen Augenblick denke ich, dass er wirklich darüber nachdenkt. „Schon in Ordnung." sage ich schnell und auf Annys Gesicht breitet sich ein zufriedenes Grinsen aus. Bevor sie aber etwas sagen kann, hat Harry schon wieder den Kopf geschüttelt. „Nein, in London gibt es gerade einiges, was ich erledigen muss. Aber du kommst ja an Silvester und ich werde mir nicht noch einmal so viel Zeit lassen, bis ich zurück komme." versichert Harry ihr optimistisch, während ich versuche, nicht allzu genervt auszusehen. Wieso muss schon wieder das Thema Silvester aufkommen?

Im gleichen Augenblick erinnert mich mein Unterbewusstsein daran, mich nicht so anzustellen. Das hier ist in gewisser Weise Harrys Zuhause und ich werde einen Teufel tun und ihm diesen Trip versauen indem ich der eifersüchtige, anhängliche Freund bin. Abgesehen davon sollte ich anfangen, mit Eifersucht umgehen zu können.

Dieser Gedanke macht das ganze nur noch schlimmer. Ich kann nicht verhindern, dass ich daran denke, gerade in so einer Situation, aber dennoch verfluche ich mich gedanklich dafür. Kann ich es nicht einfach wieder vergessen? Die letzten Tage mit Harry genießen, ohne, dass mit mein eigener Kopf mir ständig einen Strich dadurch macht?

„Mhm.. okay." stimmt Anny zu und blickt kurz zu mit. Ja bitte? Möchtest du mir etwas sagen? Wenn nicht, kann sie doch wo anders hinstarren. „Aber wir reiten noch einmal aus, oder?" fragt sie dann und Harry sieht zu mir. „Weißt du Louis, das ist so ein Ritual von Harry und mir, wir machen das immer, wenn er hier ist." erzählt sie mir und wirkt dabei irgendwie stolz. Ich zucke mit den Schultern. „Klar." - „Dann reitest du wieder auf Amber, okay?" schlägt Harry vor und sowohl Anny, als auch ich, sind verwirrt.

„Ich komme mit?" - „Natürlich!" sagt er sofort, aber Anny sagt vorsichtig. „Ähm.. kann Louis denn mithalten?" Harry nickt. „Das wird schon." Anny sieht mich kurz genervt an und ich schlucke. „Du Haz, ich glaube, ich bleibe lieber hier. Ich will euch nicht aufhalten und ich hab ehrlich gesagt für das Wochenende genug in einem Sattel gesessen." entschuldigend sehe ich ihn an. „Sicher?" fragt er trotzdem nach und ich nicke. Anny scheint wieder etwas erleichtert zu sein, aber das zieht meine Laune nur noch weiter herunter.

Abgesehen davon, dass ich die beiden aufgehalten hätte, war ich auch nicht sonderlich erpicht darauf, mir von Anny die ganze Zeit anhören zu müssen, was ich alles falsch mache und wie schade es doch ist, dass sie sich nur im Trab fortbewegen können, weil ich ja nicht wirklich reiten kann. Um nicht zu sagen, dass ich überhaupt nichts davon verstehe.

Harry war so lange nicht mehr hier, er sollte sich nicht die ganze Zeit nach mir richten, den Gedanken mag ich nicht. Er würde doch bestimmt gerne wieder mit Maxwell über die Wiesen und Felder galoppieren, ich bremse ihn dabei doch nur aus. Mit Anny kann er das. Wieso stelle ich mich so an?

„Okay, Yorick, lässt du Maxwell und Geenie fertig machen? Wir sind dann gleich da." bittet er den Mann und dieser steht auf, nickt und verschwindet aus dem Raum in Richtung der Ställe. „Und du?" fragt Harry dann. „Ich glaube, ich laufe einfach ein bisschen rum, schaue mir das Gelände an." meine ich schulterzuckend und schiebe ein kurzes Lächeln hinterher, damit Harry nicht noch einmal nachhakt.

Er tut es zum Glück nicht, wendet sich wieder seinem Frühstück zu und sagt dann einem der anderen Männer, dass sie ihm doch bitte seine Reitbekleidung heraus legen sollen. Anny hat ihre schon an.

Sie interessiert offensichtlich ganz und gar nicht, was ich jetzt vorhabe; sie ist Feuer und Flamme, und ehe ich mich versehe, sind die beiden aus der Tür verschwunden. „Louis, mach dir keine Sorgen." Überrascht sehe ich zu Susan, die sich zu mir gesetzt hat. „Warum das?" - „Harry ist ganz vernarrt in dich, Anny ist einfach eine gute Freundin." versichert sie mir und ich frage mich, ob ich wirklich so leicht zu durchschauen bin. Seufzend nicke ich und trinke meinen Tee aus. „Harry fängt nicht wieder etwas mit ihr an, du brauchst dir da echt keine Gedanken zu machen." versichert sie mir noch einmal, nimmt mir meinen leeren Teller und die Tasse ab und geht in die Küche.

Moment, wieder?

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Was dieses wieder wohl zu bedeuten hat? Und wie es wohl wird, wenn Anny Silvester in London erscheint? Meint ihr Harry merkt, dass Louis eifersüchtig ist, oder nicht? 

Love L 

This OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt