33. Kapitel

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Der Samstag ist viel schneller da, als mir lieb ist. Wortlos lässt Zayn die neue MiRoyl-Ausgabe auf den Küchentisch fallen. Harry ist auf dem Titel, natürlich ist er das. Wieso habe ich noch einmal angefangen, alle Ausgaben zu behalten, dessen Cover ich gemacht habe? Keine Ahnung. Ich schiebe sie zur Seite, ohne auch nur einen weiteren Blick auf, geschweige denn in das Magazin zu werfen.

Vielleicht ist es kindisch, aber ich lasse es auf dem Tisch liegen und hoffe einfach darauf, dass Zayn es weg gepackt hat, wenn ich wieder Zuhause bin. Ich hatte Vicky gestern zugesagt, mit in die Stadt zu fahren, um Kinderklamotten kaufen zu gehen. Eigentlich wollten wir das schon vor ein paar Wochen gemacht haben, aber immer wieder ist uns irgendetwas dazwischen gekommen. Jetzt habe ich Zeit und außerdem meint sie, dass es mir gut tun würde, wenn ich mich mal mit etwas komplett anderem geschäftigen würde.

Zayn ist heute bei Liam, aber er meinte, er kommt heute Abend wohl wieder. Ob das wohl so sein wird... Vicky und ich treffen uns in der Tube. „Schau mal!" aufgeregt hält sie mir das Handy unter die Nase. Es ist ein kleines Babybett, schlicht, weiß, aber sehr hübsch. „Habt ihr es schon gekauft?" frage ich und sie nickt. „Ja, Jeff meinte, er baut es heute auf. Ich glaube zwar nicht wirklich, dass das was wird, aber er ist sich sicher, dass es steht, wenn ich wieder nach Hause komme." Amüsiert sehe ich sie an und kann mir nur zu gut vorstellen, wie Jeff fluchend die Anleitung wieder und wieder liest.

„Was möchtest du denn alles kaufen?" frage ich dann und sie zuckt mit den Schultern. „Babykleidung, hauptsächlich. Vielleicht aber auch ein paar Spielsachen, wenn wir welche sehen." meint sie lediglich und ich fange an zu grinsen. Belustigt sieht sie mich an. „Kann es sein, dass du dich gerade mehr freust, als ich gerade?" - „Das liegt nur daran, dass du das schon ein paar Mal gemacht hast." entgegne ich.

Natürlich hat sie schon angefangen, einige Sachen zu kaufen, aber bisher eben ohne mich. Wir kommen in der Stadt an und zielsicher steuert sie auf den ersten Laden zu. Ich vertraue ihr einfach mal. Im Laden sind zu neunzig Prozent nur Frauen unterwegs, manche mit, manche ohne Kinderwagen. Überall sind ganz kleine Klamotten auf Puppen und an den Kleiderständern. Ich sehe mich etwas überfordert um. „Komm, wir müssen in die obere Etage, das hier ist für ältere Babys." sagt sie und ich folge ihr.

„Wie geht es dir eigentlich?" fragt sie nach einem Moment mit ruhigerer Stimme und ich seufze. „Bis gerade gut, weil ich nicht darüber nachgedacht habe." antworte ich ehrlich und entschuldigend sieht sie mich an. „Ich dachte nur.. ich frage mal. Ich habe den Artikel über Harry gelesen, heute morgen, und offenbar geht es ihm nicht gut." Ich verdrehe die Augen. „Nein, tut es nicht." erwidere ich etwas genervt und versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie weh es ja doch wieder tut.

„Habt ihr noch einmal miteinander gesprochen?" fragt sie zögerlich und ihr ist anzusehen, dass sie nicht sicher ist, ob sie dieses Thema wirklich anschneiden sollte. Mir wäre es lieber, sie lässt es. „Nein." antworte ich schnell überlege, wie ich das Thema wechseln kann. „Aber du willst es." sagt sie dann plötzlich und ich drehe mich zu ihr um. Sie mustert mich und sieht mich besorgt an. „Nein." - „Louis.." - „Nein, ich will nicht mit ihm sprechen. Ich vermisse ihn, okay? Scheiße, ich vermisse ihn verdammt sehr, aber nein, ich will ihn nicht wieder sehen. Ich habe dir gesagt, warum das nicht geht. Es ist besser für mich.. und für ihn." antworte ich ihr und werde zum Ende hin leiser.

Es ist besser für ihn. Und für mich auch. Die Zeit wird das schon irgendwie regeln. Das tut sie doch immer, oder nicht? Klar, es bleiben Narben zurück, aber wenigstens ist es verheilt und tut nicht jedes Mal höllisch weh, wenn man aus Versehen in Berührung damit kommt. Es bleibt eine Erinnerung, an die Momente, wie auch den Schmerz, aber es ist dann eben nur noch eine Erinnerung.

„Also, was hältst du hiervon?" frage ich sie dann und setze mir ein Lächeln auf, als ich einen Body hochhalte mit einem glitzernden Einhorn darauf. Sie lacht und schüttelt den Kopf. „Nein, ich wollte nicht die ganzen Pailletten vom Boden aufsammeln. Die halten doch eh nicht!" sagt sie und ich hänge es wieder weg.

„Habt ihr mittlerweile eigentlich einen Namen?" möchte ich das wissen und sie verdreht die Augen, stöhnt genervt und schüttelt dann den Kopf. „Wir diskutieren. Ständig. Wir haben am Kühlschrank eine List hängen, aber nicht ein Name darauf gefällt uns beiden so wirklich. Dann habe ich vorgeschlagen, dass es ja auch ein Doppelname werden könnte, aber dann ist wieder die Frage, was der Zweitname wird. Du ahnst gar nicht, wie anstrengend Andy werden kann." erzählt sie.

„Aber ist doch verständlich. Ich meine, euer Kind muss sein ganzes Leben diesen Namen tragen, das entscheidet man nicht einfach mal so." erwidere ich. „Schau dir doch mal die Namen an, die diese ganzen Stars ihren Kindern geben, die hätten sich mal so Gedanken darüber machen sollen, wir ihr." Schmunzelnd greift sie zu einem anderen kleinen Body. „Schon... Weißt du, ich finde ja William toll." Meine Augen werden groß und sofort fange ich an zu grinsen.

„Ja, absolut! Also was Andy noch hat, kann ich echt nicht verstehen. Der Name ist super!" erwidere ich etwas zu aufgeregt und merke erst danach, dass sie sich ein Grinsen verkneifen muss. „Du hast mich verarscht.." stelle ich nüchtern fest und sie sieht mich scheinheilig an. „Würde ich nie tun." - „Victoria! Das ist nicht nett!" - „Was glaubst du es denn auch?" fragt sie lachend. „Als würde ich meinen Sohn nach seinem Onkel benennen."

Ich bleibe Augenblicklich stehen und mein Herz rutscht mir in die Hose. „Onkel?" frage ich leise und versuche zu verstehen, was hier gerade vor sich geht. Sie dreht sich um und merkt erst jetzt, was sie gesagt hat. „Uhm.. scheiße." - „Was?" Sie streicht sich durch die Haare. „Naja, eigentlich wollte Andy unbedingt mit dir sprechen.." gibt sie dann zu, aber ich schüttle den Kopf. „Mir egal. Onkel?" frage ich wieder und sie nickt zaghaft, sieht mich aber trotzdem fragend an. „Also wenn du magst? Ich bin nicht wirklich gläubig, aber Andy findet es wichtig, dass er getauft wird. In seiner Familie sind es alle und dazu gehören eben auch Patenschaften." meint sie dann.

Ich kann es nicht richtig glauben. „Seid ihr Irre?" frage ich leise und sie zuckt lachend mit den Schultern. „Ein wenig. Aber Andy möchte dich." - „Wieso das denn?" überfordert sehe ich sie an und sie kommt einen Schritt auf mich zu. „Louis, du bist zwar ein Chaot, aber deine Geschwister haben doch auch alle überlegt. Sie sind gut erzogen, zumindest meistens, und klar, das liegt an deiner Mum, aber wie oft hast du früher auf sie aufgepasst? Du hast so oft davon erzählt, wie du aus dem kompletten Wohnzimmer eine Höhle für die Zwillinge, oder aus der Treppe eine Rutsche gebaut hast. Klar, so etwas wie die Rutsche erlauben wir dir nicht, aber wir wissen, dass du gut mit Kindern kannst. Dass du unserem Sohn Mist beibringen wirst, wissen wir alle, aber wir können uns auf dich verlassen, wenn wir wirklich mal Schwierigkeiten haben." sagt sie dann mit ruhiger Stimme.

Ich schüttle leicht den Kopf. „Zayn hat uns erzählt, dass er von Doris weiß, dass du extra gelernt hast, wie man Haare flechtet, nur weil deine Schwestern es früher nicht alleine konnten. Du wirst das gut machen. Vorausgesetzt du möchtest." fügt sie hinzu und immer noch perplex sehe ich sie an, bewege den Kopf von links nach rechts.

„Sicher? Überlege es dir doch nochmal." meint sie und erst da erwache ich aus meiner starre. „Nein! Also doch! Natürlich mache ich das!" grinse ich und umarme sie sofort. „Danke!" grinst sie. „Aber!" werfe ich dann ein. „Nur wenn ich ihm Fußball-Sachen kaufen darf." Sie verdreht die Augen. „Als hätten wir damit nicht schon gerechnet." erwidert sie belustigt.

Es ist so surreal, dass die beiden wirklich mich als Patenonkel ausgewählt haben. Wie kommen die zwei nur auf so einen Schwachsinn? Ich würde mich ja nicht einmal selbst wählen. Wir nehmen hier und da einige Sachen mit und als Vicky kurze Zeit später auf die Toilette geht, kann ich nicht anders, als zu googeln, ob es in einem Laden hier in London Fußballklamotten für Babys gibt. Und wer sagt's denn, ich habe Glück. Auf der Internetseite von einem Laden, der nur gute zehn Minuten von hier ist, sieht man genau die Kleidung, die ich suche. Grinsend stecke ich mein Handy weg.

„Wohin als nächstes?" frage ich sie, als wir mit zwei Tüten aus dem Laden wieder raus sind. „Hast du eine Idee?" fragt sie mich erwartungsvoll und ich nicke. „Es war so klar." kommentiert sie amüsiert und folgt mir dann. „Wen habt ihr eigentlich noch vor, zu Paten zu machen?" frage ich sie dann und sie zuckt mit den Schultern. „Mal sehen, darüber diskutieren wir auch schon recht lange. Ich habe das Gefühl, wir tun nichts anderes mehr." Sie klingt etwas genervt, aber ihr ist anzusehen, dass sie es trotzdem nicht lassen würde. „Ihr habt ja noch ein bisschen Zeit." erwidere ich und sie verdreht die Augen. „Mir tut der Rücken jetzt schon ständig weh." erwidert sie, streicht aber gleichzeitig glücklich über ihren Babybauch. 

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Louis wird also Patenonkel. Ob die Entscheidung wohl so gut war? :D 

Love L 

This OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt