49. Kapitel

4K 400 15
                                    

Ich drücke mich enger, an den warmen Körper neben mir und ziehe die Decke bis unters Kinn. Ich möchte nicht aufstehen, auch wenn ich es vermutlich sollte. Ich muss zur Arbeit. Ich will aber nicht zur Arbeit. „Schatz... du muss los." höre ich die Stimme eines Mannes, der mein Herz höher schlagen lässt, des einzigen Mannes, der mein Herz höher schlagen lässt. „Mhm." widerspreche ich und er lacht leise. „Ich weiß aber nicht, ob deine Chefin so begeistert davon sein wird, wenn du blau machst." - „War dir doch früher auch egal." murre ich unzufrieden und drehe mich um, kuschle mich in die Kissen und öffne die Augen erst gar nicht.

Harry schnaubt. „Gar nicht!"- „Und wie.." murmle ich schlaftrunken. Dann spüre ich plötzlich, dass er sich bewegt, aber bevor ich mir weiter Gedanken darum machen kann, legt er einen Arm um meinen Körper und kuschelt sich an mich. Ich seufze leise auf, lächle glücklich und verschränke meine Finger vor meiner Brust mit seinen. „Willst du jetzt echt nicht zur Arbeit?" fragt er dann und küsst meine Schulter. Wie soll ich denn jetzt bitte mit ja antworten?

Harry platziert seine Lippen immer wider auf meiner warmen Haut und ich genieße es in vollen Zügen. Er drückt seine Nase in meine Halsbeuge, zieht mich enger an sich und mein Verstand bleibt einfach ausgeschaltet. „Haz..." meine Stimme bricht ab, als er seine Hand aus meiner löst und sie über meinen Bauch nach unten gleiten lässt. „Ich dachte, du willst schlafen." grinst er, liebkost meinen Hals dann aber weiter und ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange. „Mhm..." Gleichzeitig spüre ich, dass es ihm auch nicht missfällt. Ich drehe mich, lege mich auf den Rücken und sofort drückt er ein Bein zwischen meine.

Nachdem wir gestern doch mal wieder aus dem Wintergarten rein gegangen sind, konnte ich ihm nicht widerstehen und angezogen haben wir uns danach nicht mehr. „Schatz..." keucht er, als ich meine Hände über seinen Oberkörper gleiten lasse und ihn dann enger zu mir ziehe.

Ich werde so was von zu spät kommen. Ich sollte jetzt schon längst hinterm Schreibtisch sitzen. Stattdessen frühstücken wir nun, einige Zeit später, entspannt und ich kann meine Augen nicht von ihm abwenden. Dann klopft es an der Tür und Harry seufzt genervt. „Nicht jetzt." sagt er laut genug, aber die Tür geht trotzdem auf. Er dreht sich um und für mich ist im gleichen Moment klar, dass es keiner der Angestellten sein kann. Ich schlucke und sehe Harry hilfesuchend an, als die Königin in der Tür steht. „Guten Morgen." sagt sie freundlich und blickt mich an. „Äh..das wünsche ich Euch auch, Majestät." stottere ich überfordert und Harry seufzt. „Ich komme gleich, Mum." - „Das dachte ich schon vor einer Stunde, als du Steven weggeschickt hast." sagt sie und irritiert sehe ich Harry an. „Du hast noch geschlafen." meint er nur schulterzuckend.

„Und dann erfahre ich, dass du Frühstück für zwei geordert hast." Unsicher sehe ich zwischen der Königin und dem Prinzen hin und her. „Mum, bitte. Können wir das gleich besprechen?" - „Nein, du weißt selbst, dass du gestern nicht hättest fehlen dürfen." sagt sie streng. „Was war gestern?" frage ich unbedacht und skeptisch sieht sie mich an. „Gestern war eine äußerst wichtige Veranstaltung, zu der Harry hätte erscheinen müssen." - „Deswegen hattest du diese Klamotten an." schlussfolgere ich. Er nickt. „Ja, aber dann hatte ich wichtigeres zu tun."

„Harry." unterbricht seine Mutter ihn und tritt einige Schritte näher. „Gestern hättest du Harper zu einer Filmpremiere begleiten müssen, das war als euer erster gemeinsamer Auftritt aus Paar geplant." Mein Herz zieht sich zusammen, als ich daran denke, ihn mit Harper zu sehen. Er seufzt genervt. „Kannst du es bitte gut sein lassen? Du siehst doch, dass wir gerade frühstücken wollen." - „Das ändert nichts an der Tatsache, dass du deinen Pflichten nachzukommen hast." entgegnet sie. Ich fühle mich immer unwohler und Harry bemerkt es offenbar. „Okay, sorry, ich werde gleich bei euch sein und versuchen, die Sache zu klären, aber bitte, ich würde mit Louis nun wirklich gerne weiter frühstücken." Sie mustert mich für einen Augenblick.

„Und du glaubst, dass ist so eine gute Idee?" fragt sie nur und er nickt sofort. „Gut, aber vergiss nicht, dass du mit Harper verlobt bist und eine Affäre wäre ein gefundenes Fressen für die Presse." warnt sie ihn und verlässt dann den Raum. Ich atme erleichtert aus und bin etwas weniger angespannt. Harry verdreht die Augen. „Tut mir leid." - „Nein, schon gut." Ich zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen. „Ernsthaft jetzt, ich will nicht, dass wir anfangen, irgendetwas totzuschweigen. Natürlich stört es dich, mich doch auch!" betont er und ich nicke ertappt. Es stört mich, sehr sogar.

„Aber du, naja es geht halt nicht anders." erwidere ich hilflos und zucke mit den Schultern. „Mein Vater will, dass wir keine Zweifel mehr lassen, dass wir uns lieben und so weiter." - „Du muss sie küssen." fasse ich zusammen und er schiebt sein Rührei auf dem Teller hin und her. „Ich will das nicht machen, ich will nur dich küssen." - „Harry... wenn es nicht anders geht, dann werde ich schon damit klar kommen." Ich möchte ihn jetzt bestimmt nicht unter Druck setzen. Ich wusste, was auf mich zu kommt, wenn ich es wirklich schaffe, dass er mir eine zweite Chance gibt und auch, wenn ich es nicht gerne akzeptiere, werde ich es wohl tun müssen, denn dafür darf ich wenigstens im Stillen mit ihm zusammen sein.

Ich dachte immer, es ist nicht so schlimm, ihn zu verlassen, ihn gehen zu lassen, als mich zu verstecken und ihm zuzusehen, wie er in der Öffentlichkeit eine andere küsst. Ich lag falsch; das muss er sowieso, aber zu wissen, dass er danach doch wieder zu mir kommt, das alles nur für die Presse ist und nichts bedeutet, ist eindeutig die bessere Option.

Es ist inzwischen zehn Uhr, Miss Tremblay wird nicht gerade begeistert sein, wenn sie bemerkt, dass ich einfach so nicht zur Arbeit erschienen bin. Ich verschwinde nach dem Frühstück kurz im Bad und mache mich fertig. Die Jogginghose tausche ich gegen meien Jeans und leihe mir außerdem einen, bestimmt sündhaft teuren, Pullover von Harry. „Du weißt, dass ich dich liebe? Auch wenn du Bilder von Harper und mir sehen wirst?" fragt er besorgt und ich nicke.

Sanft lege ich meine Hände an seine Wange und sehe ihm in die Augen. „Ja, Harry, das weiß ich, mach dir darüber bitte nicht so viele Sorgen. Ich weiß, dass du es machen musst, und dass Harper einfach deine beste Freundin ist." Er nickt erleichtert und küsst mich liebevoll.

„Ich liebe dich." flüstere ich und er fängt an zu grinsen, ehe er mich erneut küsst. „Kann ich heute Abend vorbei kommen?" fragt er dann und ich nicke. „Klar, ich glaube Zayn kocht, aber wenn ich bestellen wir irgendetwas." schlage ich vor. „Ich weiß nur noch nicht, wann." fügt Harry unschlüssig hinzu, aber ich winke ab. „Schreib mir einfach, wenn du auf dem Weg bist, okay?" er nickt. „Steven fährt dich, ja? Ich schätze, ich werde jetzt langsam mal tatsächlich mit meinen Eltern sprechen müssen." meint er unzufrieden. „Ich wäre zwar auch Tube gefahren, aber danke."

Harry bringt mich bis zum Van in der Tiefgarage. Er trägt einen schlichten, schwarzen Anzug ohne Krawatte oder Fliege. Trotzdem sieht er verdammt gut aus und ich wünsche mir für einen Moment, dass ich heute frei hätte. Leider ist dem nicht so, also muss ich wohl oder über langsam mal ins Büro. Ich sitze schon, als Harry mich ansieht, mich küsst und dann sagt „Ich liebe dich übrigens auch." Mein Herz macht nicht nur einen Hüpfer, es macht einen Sprung bis zur Decke. Er tut mir so gut, dass ich mich frage, wie so etwas überhaupt möglich sein kann.

Der Van schlänget sich durch den Verkehr und um kurz vor elf bin ich dann auch mal am Bürogebäude. „Ich schätze man sieht sich." meint Steven nur und fährt dann wieder. Trevor sieht mich wissend an, als ich aus dem Aufzug steige, Vicky hingegen ist verwundert. „Was hat dich denn abgehalten ins Büro zu kommen?" fragt sie nur und ich schmunzle. „Ach du, lange Geschichte." meine ich nur und setze mich. „Ich gehe davon aus, es ist gut gelaufen?" fragt Trevor leise und ich nicke glücklich. „Oh ja, ist es. Danke, dass du mich gestern hingebracht hast." Er winkt ab. „Ach was, hab ich gerne gemacht."

„Hat Missi bemerkt, dass ich nicht da war?" frage ich ihn dann, aber er schüttelt den Kopf. „Sie war nicht hier auf der Achten, aber andererseits bekommt die Frau doch alles mit, was in diesem Gebäude geschieht." gibt er zu bedenken. Das stimmt allerdings. Mittags trudeln dann die ersten Bilder von Harry und Harper in einem schicken Restaurant ein, aber es stört mich weniger, als ich gedacht hatte. Es ist nicht unbedingt schön darüber zu schreiben, aber bei dem wissen, ihn heute Abend schon wieder zu sehen, schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen und erstaunlich schnell komme ich mit meiner Arbeit voran. 

-- -- -- -- -- --

Meint ihr, Louis hält das durch, oder wird es schwieriger, als er denkt? Und wie wird Harry die Situation händeln? 

Love L 

This OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt