6. Kapitel

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Es tut mir so so leid, dass im Augenblick nur so wenig von mir kommt. Eigentlich hatte ich gehofft so langsam das tägliche Schreiben, wieder in meinen Tagesablauf einzubauen, aber ich bekomme es irgendwie nicht hin. Ich kann auch nicht sagen, wann es wieder normal wird :(

Unentschlossen und ein wenig verloren beobachte ich Harry. Irgendwie strahlt die ganze Situation in diesem Augenblick so sehr aus, dass er der Prinz ist, höher steht als ich und wie unterschiedlich wir eigentlich sind. Es ist inzwischen nicht mehr so oft so, dass ich es so direkt bemerke, wenn er bei mir ist, ich denke tatsächlich eher darüber nach, wenn wir nicht zusammen sind.

Er kommt auf mich zu und sieht mich durchdringend an. Ich schlucke, halte seinem Blick aber stand und warte, bis er nur noch ein, vielleicht zwei Meter von mir entfernt steht. Immer noch hat keiner von uns etwas gesagt und die Stille spannt gerade so sehr zwischen uns, dass ich Angst habe, sie explodiert, wenn ich auch nur einen leisen Ton von mir gebe. Harry macht zwei weitere Schritte auf mich zu und legt sanft seine Hand an meine Wange.

Ich spüre es nur ganz zart, wie ein leichtes Tuch, auf meiner Haut, aber trotzdem kribbelt mein Gesicht sofort und dieses Gefühl breitet sich wie eine Welle in meinem ganzen Körper aus. Er lächelt, nur ein wenig und streicht mit seinem Daumen über meine Haut. Dann lehnt er sich zu mir und küsst mich liebevoll, fast schüchtern.

Für einen Moment zögere ich. Wir haben uns doch gerade eigentlich irgendwie gestritten, oder nicht? Dann zieht er mich bestimmend, aber immer noch vorsichtig, enger an sich und mein Verstand setzt einfach aus. Er schaltet sich ab und ich drücke mich an Harry, um den Kuss hungrig zu erwidern. Er lächelt und legt seinen anderen Arm um meine Taille, zieht mich enger an sich und taucht seine Zunge in meinen Mund.

Minutenlang stehen wir so da, küssen uns und genießen diese Art der Liebesbekundung. Unsere Küsse werden langsamer, sanfter und ruhiger. Irgendwann lösen sich unsere Lippen wieder von einander und ich öffne meine Augen. Ich sehe sofort das wunderschöne Grün vor mir und lächle glücklich, aber immer noch unsicher. „Lass uns einfach gleich reden, okay?" schlägt er vor und ich nicke. Er nimmt meien Hand und schiebt seine Finger zwischen meine.

Dann führt er mich in den Wintergarten. Er hält den Vorhang auf und öffnet die Tür. Ich gehe raus und blicke überrascht auf den edel gedeckten Tisch. Als ich wieder zur Harry sehe, lehnt er die Tür gerade wieder an, die Vorhänge hat er geschlossen.

Das Feuer der Kerzen flackert und mit dem roten Tischdekor wird eine romantische Stimmung geschaffen. Über den Tellern sind zwei goldene Kuppeln. Das Besteck ist in der gleichen Farbe, die Weingläser sind aus Kristall und es sind Rosenblätter auf dem Tisch und auf dem Boden verteilt. Die Tischdecke ist weiß und bildet einen schönen Kontrast zu den anderen Farben. Die Servierten sind ebenfalls in dem rot der Rosen und die Kerzen sind sowohl weiß, als auch farbig. Harry zieht meinen Stuhl etwas nach hinten und immer noch perplex setze ich mich.

„Ich wäre lieber ausgegangen, aber ich dachte, du hast vielleicht nach dem langen Arbeitstag Hunger und deswegen habe ich hier eine Kleinigkeit anrichten lassen." sagt er und schenkt uns beiden Rosé ein. Dann hebt er erst meine Kuppel und dann seine. Er stellt sie einfach neben uns auf den Boden. „Kleinigkeit?" frage ich mit großen Augen, als ich das fein säuberlich angerichtete Menü erblicke und mir sofort das Wasser im Mund zusammen läuft.

„Es gibt keine Vorspeise, also -" ich schmunzle und schüttle den Kopf. „Es ist toll, Haz. Danke." Er lächelt und hebt sein Glas. Dieses Dinner lässt mich fast schon wieder vergessen, dass ich ja eigentlich noch irgendwie sauer auf ihn war, oder enttäuscht. Ich habe inzwischen wirklich Hunger bekommen und wie nicht anders zu erwarten war, schmeckt das Essen wirklich fantastisch. Harry hat es bestimmt bringen lassen, als wir gerade angekommen sind.

„Wegen vorhin, ich wollte dich nicht auflaufen lassen." greift Harry das Thema im Laufe des Abends wieder auf. „Ich habe die letzten Tage einfach wirklich nicht daran gedacht. Deine Kollegen sind keine Fremden und wie gesagt, sie haben mir alle zugesichert, dass es vorerst geheim bleibt, ich habe mir deswegen keine Sorgen gemacht." erklärt er sich und sieht mich entschuldigend an. Ich seufze und nicke. „Ich weiß, Haz. Nur wissen die Fotografen es ja nun. Und von dem soll es denn kommen? Kurz nachdem die vier es erfahren haben, werden wir plötzlich vor meiner Haustür überrascht. Ich weiß nicht, aber wie ein Zufall sieht das doch nicht aus."

Harry nickt und seufzt nachdenklich. „Ich habe es Steven schon gesagt. Er wird sich darum kümmern. Sobald die PR-Abteilung das Okay gibt, dass alle Fotos restlos eingesammelt worden sind und die Quelle immer noch nicht klar ist, wird Steven mit allen Vieren separat sprechen. Ich möchte doch auch nicht, dass du nicht entscheiden kannst, wann du so weit bist. Das ist alleine deine Sache." Ich schüttle den Kopf. „Unsere Haz. Nicht meine. Du bist mein Freund und ich werde es nicht einfach so veröffentlichen, wenn du nicht auch glücklich damit bist." stelle ich sofort klar und er lächelt nickend. „Natürlich. Trotzdem wird Steven mit ihnen allen sprechen. Ich hatte während der Fahrt darüber nachgedacht und ihm eine Nachricht geschickt." erzählt er mir und trinkt sein Glas aus.

Wir sind mit essen fertig und es war wirklich sehr, sehr gut, das kann man einfach nicht anders sagen. Ich habe keine Ahnung, wie man so kochen kann. Der Kerzenwachs tropft auf die goldenen Ständer und erkaltet dort. Die dünnen Kerzen sind ein gutes Stück kleiner als vorhin und es ist dunkel geworden. Durch die Glasscheiben kann ich die Laternen des Parks unter uns sehen. Einige wenige Menschen laufen dort noch entlang, eine Jogger kreuzen ihre Wege, aber alles in allem ist es sehr ruhig. Hier und da ist die Wolkendecke durchbrochen und die Sterne glitzern hindurch.

„Ich liebe dich, Harry." sage ich unbedacht, plötzlich. Erst dann sehe ich zu ihm. Er lächelt. Dann steht er auf, bietet mir seine Hand und zieht mich sanft auf die Füße. Er dreht mich zur Scheibe und legt dann seine Arme von hinten um mich. Sein Kinn liegt auf meiner Schulter und er drückt einen Kuss auf meinen Hals, ehe er seine Nase in meine Halsbeuge presst und murmelt „Ich dich auch, Louis. So sehr."

Sofort lächle ich und lehne mich an seinen warmen, kräftigen Oberkörper. Wir stehen eine ganze Weile so an der Scheibe, genießen die Ruhe und die Zweisamkeit. Durch die dicken Vorhänge hinter uns, kommt so gut wie kein Licht aus dem Zimmer in den Wintergarten. Das sanfte Kerzenlicht hüllt uns warm ein und allein der Mond blickt auf uns herab.

Unbeobachtet verbleiben wir in dieser Zweisamkeit. Ich drehe meinen Kopf, sehe ihn an, lächle und küsse seine Wange. Harry ist es, der unsere Lippen wieder verbindet und mich spüren lässt, dass nur er es vermag, mein Herz so schnell und kräftig schlagen zu lassen. In seinen Armen drehe mich mich um, drücke mich an ihn und nehme nur zu gerne an, was er mir offenbart.

Küssend gehen wir zu dem Sofa an der anderen Seite des Wintergartens. Harry lässt sich nieder und zieht mich auf seinen Schoß. Abgeschottet von der Welt, berühren wir uns immer wieder. Mein Oberkörper reibt gegen seinen, als unsere Oberteile den Weg zum Boden gefunden haben und unsere Lippen sind kaum noch zu trennen. Mein Verstand ist ganz weit weg; außerhalb des Glases, das uns gerade abschirmt.

Unsere Hosen fallen und wir sinken in die Kissen. Ich bin zwischen Harry und dem Sofa gefangen, aber es gibt in diesem Augenblick keinen Ort, an dem ich lieber wäre. Harry berührt mich, vernebelt sinnlich meinen Verstand. Er küsst meinen Körper, streicht über meine Haut. Mein Blut fängt an zu kochen und rauscht in meinen Ohren. Ich seufze, stöhne und wimmere unter ihm und nehme all das hier zu gerne an.

Mein Körper brennt und zusammen treiben wir immer höher. Mein Herz schlägt immer schneller, kribbelt und ich klammere mich an den wunderschönen Mann, den ich meinen Freund nennen darf, bis ich dieses wahnsinnige Hochgefühl verspüre.

Immer wieder küssen wir uns, tauschen Liebesbekundungen aus und ich kann nicht anders, als meine Fingerspitzen über seine Haut tanzen zu lassen. Eng an ihn gekuschelt, schauen wir in die Sterne, die die Wolken inzwischen gänzlich freigegeben haben. Abgeschirmt von der Welt, brauche ich nur seine Nähe, seine Berührungen und seine Liebe. Die Kerzen sind herunter gebrannt und die erste ist bereits erloschen, aber das könnte mich nicht weniger interessieren. Es ist mollig warm im Wintergarten, die Rosenblätter duften Dezent, aber trotzdem riecht Harry einfach besser.

Lächelt sehe ich zu ihm, fange seinen Blick und küsse ihn wieder. 

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Nicht wie geplant, aber ich hoffe, ihr mögt es trotzdem :) lasst doch gerne eure Gedanken dazu da ^^ 

Love L 

This OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt