20. Kapitel

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Die ganze Zeit habe ich es zu verhindern gewusst, aber jetzt fließen die Tränen wie Bäche über meine Wangen und vermischen sich mit dem Duschwasser. Stumm lasse ich sie auf die Fließen unter meinen Füßen tropfen und blicke auf die Glasscheibe vor mir, oder eher durch sie hindurch. Mir wird kalt, das verhindert auch das kalte Wasser auf meiner Hau nicht. Mein Herz zieht sich zusammen und schmerzhaft trifft es mich erneut. Es ist wie eine Kugel, die direkt in mein Herz trifft; die durch es hindurch geschossen wird.

Harry wird heiraten, nicht mich. Unsere Beziehung war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Dass er versprochen ist, ist er nicht Schuld, das weiß ich. Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange; er wusste die ganze Zeit, dass das zwischen uns zu nichts führen wird; er wusste, dass es nicht lange währen kann.

Plötzlich wünsche ich mir, seine Hand zu nehmen und durch die Straßen Londons zu laufen. Es ist mir mit einem Mal so egal, wer uns alles sehen könnte, dass ich in den Medien wäre. Ich würde es sofort machen, selbst einen Artikel schreiben, Missi das Okay geben, mich auf die Titelseite zu ducken, wenn es bedeutet, dass ich bei Harry bleiben darf; ihn küssen darf, ihn lieben darf.

Er meinte, es wird alles gut, er meinte, wir schaffen das. Es war eine Lüge, die ganze Zeit war es nicht die Wahrheit und er hat es mit Absicht gemacht. Es tut so weh, zu wissen, dass ich ihm diesen optimistischen Quatsch abgekauft habe, während er sich die ganze Zeit auf das Ende dieser kurzen Beziehung vorbereiten konnte.

Ich blicke nach unten und sehe, dass der Schaum sich um meine Füße gesammelt hat, bevor er mit einem Mal weggeschwemmt wird.

„Schatz?" Ich zucke zusammen, als Harry an der Tür klopft und wische mir über die Wangen. „Ja, bin sofort fertig." antworte ich wasche mir das restliche Duschgel vom Körper und das Shampoo aus den Haaren. Ich schnappe mir mein Handtuch, trockne mich ab und binde es mir um die Hüfte, bevor ich das Bad wieder verlasse.

Harry sieht mich verschlafen an und streicht sich die Locken nach hinten; oder er versucht es. Es bringt nicht wirklich irgendetwas, sie fallen trotzdem wieder nach vorne und ich schmunzle. „Guten morgen." sage ich dann und er küsst mich kurz. „Wieso hast du mich nicht geweckt?" fragt er und nimmt meine Hände in seine.

„Uhm.. du kannst sonst doch nicht ausschlafen und es ist echt früh, also..." antworte ich zögerlich. Es stimmt, nur lasse ich das kleine, aber feine Detail aus, dass ich nachdenken musste und dass ich deswegen unter der Dusche geheult habe. Er nickt. „Okay. Ich gehe auch kurz ins Bad." Ich nicke und einen Augenblick später bin ich alleine im Raum.

Schnell ziehe ich mich an und versuche meine Gedanken zu ordnen. Es kappt nicht. Es will einfach nicht funktionieren und mit jedem Augenblick, der verstreicht, wird es schwieriger. Dann klingelt plötzlich ein Handy, nein, mein Handy. Irritiert nehme ich es vom Nachttisch und schaue drauf.

„Zayn? Alles gut?" frage ich verwundert, nachdem ich abgehoben habe. „Nein! Gar nichts ist gut, hast du das etwa noch nicht mitbekommen?" - „Was? Wovon sprichst du bitte?" frage ich alarmiert und das erste, was mir durch den Kopf schießt, ist, dass Harrys Verlobung bekannt gegeben worden ist.

„Louis! Ich habe dir gestern Abend sieben Nachrichten geschickt!" antwortet er entgeistert und ich verdrehe die Augen. „Ja, war beschäftigt, sorry." antworte ich ihm nur. „Was ist denn jetzt los?" will ich angespannt wissen. Kann der Kerl nicht einfach sagen, worum es geht? Ich blicke auf die Badezimmertür, aber sie bleibt zu. Dennoch gehe ich mit schnellen Schritten zu der Terrasse und ziehe die Glastür hinter mir zu. Die Sonne ist inzwischen aufgegangen und taucht das Gestüt in ein helles, warmes Licht. Trotzdem ist es noch recht frisch draußen und kurz überlege ich, mir eine Jacke zu holen, lasse es dann aber doch sein.

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