14. Kapitel

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Ich glaube, ich habe noch nie etwas kitschigeres gemacht, als mit jemandem zu kuscheln und dabei in den klaren Nachthimmel zu blicken. Die Sterne strahlen als leuchtende kleine Punkte auf uns herab und werden dabei von dm zunehmenden Mond begleitet, der neben den warmen Laternen ein beruhigendes und vertrautes Licht auf uns scheinen lässt.

Harry streicht mir sanft und liebevoll durch die Haare und ich entspanne mich immer mehr in seinen Armen. Irgendwann bemerke ich, dass er aufgehört hat und verwundert schaue ich zu ihm. Lächelnd sehe ich ihn an; seine Augen sind geschlossen und seine Atmung ist ruhig und gleichmäßig. „Harry?" frage ich leise. „Haz?" Er reagiert nicht, sondern schläft einfach weiter. Wie kann man denn mitten im Wald einschlafen? Ich seufze, kann aber nicht anders, als ihn noch einen Moment länger anzuschauen. Er ist einfach unfassbar hübsch. Wie konnte mir das all die Jahre nicht auffallen?

Er war so oft auf unserem Titelblatt, aber nie habe ich auch nur irgendeinen Gedanken an ihn verschwendet und jetzt liegen wir hier und ich frage mich, wie das nur sein kann? Mein Blick fällt auf seine Lippen und ungewollt seufze ich leise auf. Kurz überlege ich, aber dann küsse ich ihn zaghaft. Harry reagiert erst einen Augenblick später, zuckt kurz zusammen, erwidert den Kuss dann aber und sofort fange ich an zu lächeln.

„Wollen wir langsam zurück? Nicht, dass du gleich auf dem Pferd wieder einschläfst." schlage ich mit leiser Stimme vor. Er zuckt mit den Schultern. „Und wenn schon. Maxwell weiß, wo er hin muss." murmelt er schlaftrunken und wir setzen uns auf. Harry schlägt die Decke zurück und die kalte Nachtluft schlägt uns entgegen. Harry lässt alles so stehen und liegen und schnallst mit der Zunge. Es dauert kaum dreißig Sekunden, da stehen die beiden Pferde bei uns. Harry geht zu Geenie und deutet mir, zu ihm zu kommen.

„Steig auf." weißt er mich an und ich versuche mich an all das zu erinnern, was Yorick mir vorhin gesagt hat. Leichter gesagt, als getan. Mein erster Anlauf missglückt und ich seufze genervt. Harry küsst meine Wange, legt beide Hände an meine Hüfte und ich versuche es erneut. Er drückt mich nach oben und ich kann mein Bein über Geenies Rücken schwingen. Mein Freund geht um sie herum und schaut, dass auch mein anderer Fuß richtig im Steigbügel ist.

Dann geht er zu Maxwell und steigt in einer geschmeidigen Bewegung auf, Die Zügel lässt er locker und ich tue es ihm gleich. Maxwell läuft los und Geenie folgt ihm. Harry schaut zu mir und lächelt. Es braucht in diesem Augenblick kein einziges Wort. Diese ruhige, kostbare Stille sagt so viel mehr aus, als ich je beschreiben könnte; diese Vertrautheit, Zuwendung und diese angenehme Nachtruhe. Bisher habe ich nicht daran geglaubt, dass ein Moment, ein Augenblick dem gesprochenen Wort die Kraft rauben kann, aber genau das passiert hier gerade.

Maxwell und Geenie bringen uns mit ruhigen Schritt zurück zum Stall. Dort stehen bereits zwei Mitarbeiter. Erst steigt Harry ab, dann hilft er mir zu Boden. „Komm." Er schiebt seine Finger zwischen meine und küsst meinen Handrücken bevor er mich aus dem Stall führt. Der Hof ist bis auf einige wenige Laternen dunkel.

Er macht im Schloss angekommen gar nicht erst das Licht an. Er kennt hier jede Ecke und Kante, sodass er mich sicher durch die langen Flure und gewundenen Treppenhäuser bis zu einer großen Doppeltüre führt. Erst darin macht er die Nachtlichter an und das Zimmer liegt nicht mehr komplett im Dunklen. Ohne sich umzusehen, geht er mit mir geradewegs in das anliegende Badezimmer. An jedem der beiden Waschbecken stehen unsere Zahnbürsten und Zahnpasta bereit. Ich nehme mir meine und schaue Harry durch den Spiegel an.

Ihm fallen fast im stehen die Augen zu. Ich schmunzle und trete einen Schritt zu ihm. Er lehnt sich an mich, als unsere Schultern sich berühren und schließt kurz die Augen.

Ein paar Minuten später krabbelt Harry zuerst ins Bett. Ich gehe zu ihm und lösche das Licht an seiner Seite. Dann gehe ich um das riesige Bett herum und schlüpfe, nur noch in Shorts bekleidet, zu ihm unter die Decke. Als das Licht aus ist, zieht er mich zu sich heran und bettet seinen Kopf auf meinem Oberkörper. Lächelt fahre ich durch seine Haare und kraule kurz seine Kopfhaut, bevor ich einen Kuss auf seinen Locken platziere und mir es auch gemütlich mache.

Harry verändert seine Position nicht; oder er ist dahin zurück gekehrt. Als ich jedenfalls aufwache, liegt er immer noch halb auf mir und hält mich fest an sich gedrückt. Mir ist absolut egal, wie spät es ist, wann es Frühstück gibt, ob er etwas anderes geplant hat. Ich lasse ihn schlafen und genieße seine Nähe. Bis Harry aus seiner Traumwelt erwacht, vergeht noch einige Zeit, aber wirklich wissen, wie viel, tue ich nicht. Ich bin auch noch einmal eingenickt, keine Ahnung, wie spät es ist.

Durch die Vorhänge fällt Licht ins Zimmer. Harry murmelt irgendetwas unverständliches, bevor ich mich weiter umsehen kann. Mein Blick gleitet zu ihm und ich spüre, dass sein Griff um mich enger wird. Lächelt lasse ich meine Finger über seinen Hals tanzen und grinse, als er grummelnd darauf reagiert, mich aber nicht los lässt.

„Guten Morgen, Schlafmütze." - „Bring mir Kaffee." murmelt er, rutscht etwas nach oben und drückt seine Nase in meine Halsbeuge. Ich kann nicht anders, als anfangen zu lachen und wecke ihn damit gänzlich. Verschlafen sieht er mich an und scheint nicht so ganz zu verstehen, was plötzlich mit mir los ist. „Harry, Baby, ich bin nicht dein Bediensteter." schmunzle ich. „Mhm... was?"- „Du wolltest das ich Kaffee hole." erkläre ich ihm und er nickt müde. „Soll ich?" frage ich und setze dazu an, aufzustehen, aber sofort zieht er mich zu sich zurück. „Mhm.. nein."

Er küsst meinen Hals. „Drückst du bitte auf den Kopf an der Wand und sagst Bescheid, dass wir zum Frühstück runter kommen?" bittet er mich und zögerlich nicke ich, ehe ich meinen Arm zur anderen Seite ausstrecke. „Hallo?" frage ich zögerlich. „Eure Hoheit? Was kann ich für euch tun?" ertönt eine verwunderte Stimme aus dem Lautsprecher. „Äh.. hier ist Louis.. Harry meine, ich soll sagen, dass wir zum Frühstück runter kommen?" fragend sehe ich zu dem Prinzen und er nickt, immer noch verschlafen.

„Ah, Mr. Tomlinson. Natürlich gerne. Bis gleich." Ich lasse den Knopf los und schaue unschlüssig zu Harry. „Du kannst einfach sagen, was du möchtest. Es hört immer jemand." meint er und erklärt mir damit, weswegen der Angestellte so verwundert geklungen hat. Er setzt sich auf und sieht mich an. Seine Augen schweifen zu meinem nackten Oberkörper und ein Lächeln schleicht sich auf die Lippen. Ich verkneife mir ein Grinsen und warte, bis er bemerkt, dass ich sein Starren mitbekomme.

Er lehnt sich aber dann einfach zu mir und drückt seine Lippen auf meine. „Kommst du mit mir duschen?" fragt er dann und verwundert schaue ich ihn an. „Das ist keine ernst gemeinte Frage, oder?" Er lacht und schüttelt den Kopf. „Nicht wirklich." entgegnet er und steht auf. Erst, als er schon im Türrahmen des Badezimmers steht und mich erwartungsvoll anschaut, kann ich die Kontrolle über meinen Körper zurück erlangen und springe förmlich aus dem Bett, um meinem lachenden Freund zu folgen.

Etwa eine halbe Stunde später verlassen wir den Raum. Wir frühstücken nicht hier, was mich schon wundert, aber als wir dann auch noch in ein großes Esszimmer kommen, das eher weniger edel und adlig ist, bin ich doch verwundert. Auf dem Holztisch ist ein kleines Frühstück für uns aufgebaut und kaum setzen wir uns, öffnet sich auch schon die andere Tür. „Oh, guten Morgen." Yorick kommt in den Raum und setzt sich zu uns. Er hat eine Schale und einen Löffel in der Hand. „Morgen." lächelt Harry und schenkt uns beiden Tee ein. Yorick isst bereits zu Mittag, aber kein Wunder; es ist halb eins. „Wie lange waren wir gestern eigentlich noch draußen?" frage ich Harry dann und er zuckt mit den Schultern. „Bis etwa ein Uhr." Dann kommt Anny in den Raum und setzt sich zu uns. Auch sie hat eine Schale mit Suppe in den Händen und nach und nach werden es immer mehr Angestellte.

Sie unterhalten sich euphorisch und auch Harry unterhält sich mit einigen, während ich eher zuhöre und glücklich mitansehe, wie Harry grinsend mit den anderen spricht, ungezwungen und ohne Druck. Ich habe das Gefühl, hier ist er so richtig er selbst. Er denkt nicht mehr darüber nach, was er wie zu sagen hat, welche Regeln es nicht zu brechen gilt oder was für sein Image schlecht ist. Zwar trifft das auch immer noch auf nichts zu, was er von sich gibt, aber vermutlich würde alleine die Tatsache, dass alle hier am Tisch Harry ohne seinen Titel ansprechen, einen Skandal auslösen.

Anny bemerkt meinen Blick und schmunzelt, „Alle hier arbeiten schon seit über zehn Jahren auf dem Hof und weil wir fast alle hier leben, sind wir eigentlich mehr eine Familie, als Kollegen. Harry ist hier nur ein junger Typ, der gerne ausreitet und das Beste für alle will." Ich nicke verstehend. „Es ist toll, ihn so zu sehen." verträumt schaue ich an und Anny seufzt. „Ja, aber was die Medien machen, ist der letzte Dreck. Diese scheiß Journalisten schreiben immer nur das, was ihnen selbst Geld einbringt. Ich hasse es, ihn auf Titelblättern zu sehen, das hat er nicht verdient." 

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Könnt ihr Anny verstehen? Oder sollte sie da einen Gang zurück fahren? Und meint ihr, das Wochenende könnte Larrys Beziehung beeinflussen? 

Love L 

This OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt