13. Kapitel

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 „Hast du gar keine Angst, dass die Pferde weg laufen?" frage ich Harry verwundert, als er sie nicht irgendwo anbindet, sondern einfach ein paar Schritte mit mir geht. Er schüttelt den Kopf und blickt kurz zu den Vierbeinern. „Maxwell ist es gewohnt, dass ich ihn frei laufen lassen, wenn wir hier sind und außerdem ist das ganze Gelände umzäunt. Selbst wenn sie jetzt abhauen, kann man sie wieder finden." erklärt er mir.

„Das gehört noch zum Gelände?" frage ich erstaunt und er nickt amüsiert. „Alles ab dem Tor, ja. Und hinter dem Anwesen geht es noch ein ganzes Stück weiter. Ich weiß nicht genau, wie groß die Fläche insgesamt ist, aber ich bin ziemlich sicher, dass wir länger als ein Wochenende hier sein müssten, damit ich dir alles zeigen kann. „Du hast also deine eigene kleine Stadt?" schlussfolgere ich und er lacht. „Naja, wenn du die wenigen Häuser hier als Stadt ansehen willst, ja."

Ich schüttle schmunzelnd den Kopf und greife nach seiner Hand, um meine Finger dazwischen zu schieben. „Es ist so surreal, dass das alles dir gehört.." murmle ich und schaue mich um. Es ist wahnsinnig schön hier; ruhig und gepflegt, aber nicht zu sehr. Die Bäume und Sträucher sind nicht in irgendwelche Formen geschnitten, stehen nicht in Reihen. Irgendwie scheint es unberührte Natur zu sein, aber ich bezweifle, dass es hier nicht mindestens eine Hand voll Gärtner gibt, die sich um das Areal kümmern.

„Eigentlich gehört es meinem Dad." meint Harry dann. „Eigentlich?" verwundert sehe ich ihn an. „Naja, er hat kaum Zeit herzukommen, eigentlich gar nicht, deswegen bin ich irgendwie der Boss, weißt du? Nach Yorick jedenfalls. Ich versuche, alles möglichst natürlich hier zu lassen. In dem Waldgebiet werden nur die kranken Bäume gefällt, ansonsten ist alles der Natur überlassen. Gut, die Wiesen werden natürlich etwas mehr gepflegt, aber eigentlich reicht es, die Pferde dort zu lassen, damit das Gras nicht allzu hoch wächst. Oh und vor ein paar Jahren war das Schloss nach einem Sturm renovierungsbedürftig und seitdem haben wir Solarzellen auf dem Dach. Inzwischen sind sie auch auf den Ställen und auf den anderen Häusern. Das Wasser beziehen wir von dem See und reinigen es wieder im Keller, damit es zurückgeführt werden kann. Wenn also nicht gerade der Sonnenschein für Monate aussetzt, versorgt sich das ganze Areal selbst. Im Norden hat mein Dad vor Jahren schon Felder angebaut, das meiste Futter der Tiere wird auch hier hergestellt; nur ein paar Zutaten müssen wir von wo anders bestellen, aber das ist für zwei Stuten, die schon recht alt sind." erzählt er mir und beeindruckt schaue ich mich um, ehe ich zu ihm blicke.

„Das hast alles du auf die Beine gestellt?" Er schmunzelt. „Naja fast. Mein Dad wollte es eigentlich immer schon so haben, aber er hatte nie die Zeit dafür. Ich habe das Projekt gestartet, als ich fünfzehn war und inzwischen sind alle Renovierungen abgeschlossen." antwortet er mir.

„Das ist so cool!" entfährt mich Harry grinst. „Danke, Schatz." - „Und wieso steht davon nichts in der Presse? Ich meine, du könntest so ein gutes Vorbild sein und das Projekt wird mit Sicherheit ein Statement setzen und andere dazu inspirieren, auch so zu denken!" aufgeregt male ich mir alle möglichen Szenarien aus. Wieso haben wir auf unserem Bürogebäude eigentlich keine Solaranlagen? Das wäre doch eine verdammt gute Investition!

Harry seufzt. „Irgendwo hat es wieder etwas mit Politik zu tun und deswegen darf ich es nicht. Das ist vollkommener Schwachsinn, wie ich finde, aber es verstößt nun einmal gegen die Regeln." Ich nicke und blicke nachdenklich auf die glatte Oberfläche des Sees vor uns.

„Und wenn ich darüber schreibe? Die Presse tut doch sonst auch, was sie will und die Presse ist nicht an deine Regeln gebunden. Ich sage einfach, dass ich es durch einen Insider erfahren habe." schlage ich vor, aber Harry sieht dabei nicht sonderlich begeistert aus.

„Und wer soll dieser Insider sein? Louis, dann ist klar, dass jemand mit mir hier gewesen sein muss und ich glaube nicht, dass es lange geheim bleibt, dass du es warst." gibt er mir zu bedenken und ich muss feststellen, dass er irgendwie recht hat. Trotzdem lässt mich diese Idee nicht los und ich beschließe, es der Welt zu erzählen, wenn sie sowieso schon von mir weiß. Solange Harry und ich nicht verheiratet sind, darf ich mich politisch engagieren. Ich bin zwar Sicher, dass der Königshof es nicht gerne sehen wird, aber ich finde, es lohnt sich.

„Könnte Zayn darüber schreiben?" fragt Harry dann plötzlich und überrascht sehe ich ihn an. „Wie kommst du darauf?" - „Naja, ich mag deine Idee, aber es wäre deutlich leichter, wenn es einfach von jemand anderem kommen würde, als von dir. Du hast inzwischen schon recht viel über mich geschrieben, Zayn aber nicht." - „Ja, der ist auch auf Etage Sechs. Da geht es nur um Klamotten." gebe ich zu bedenken, aber er zuckt mit den Schultern. „Na und? Er ist doch Journalist. So schwierig wird das sicher nicht. Erzähle ihm einfach hiervon und er schreibt den Artikel." fordert Harry mich auf und ich nicke euphorisch.

„Das wird so super!" freue ich mich und küsse ihn kurz. Harry grinst, zieht mich zu sich „Ich liebe dich." - „Ich dich auch, Haz."

Wir gehen etwas weiter um den See und irgendwann bemerke ich etwas anderes zwischen den Pflanzen. „Ich dachte, wir essen hier zu Abend." meint Harry und setzt sich auf die große Decke. In der Mitte steht ein Picknickkorb und daneben ein Kübel mit Eis und verschiedenen Flaschen darin. Ich setze mich zu ihm und sehe zu, wie er den Korb auf macht. Wir holen die verschiedenen, abgedeckten Speisen heraus und ich muss erst mal über die üppige Auswahl schauen, bevor ich mir etwas nehme.

In der Zwischenzeit hat Harry schon eine Flasche entkorkt und uns zwei Gläser Rosé eingeschenkt. Wir stoßen an und fangen an zu essen. Ich entscheide mich für ein Lachsfilet, er hingegen nimmt sich eines der Rippchen und lehnt sich zurück.

„Wie lange hattest du das schon geplant?" frage ich und seufze auf, als ich den wunderbaren Geschmack des Weines auf meiner Zunge spüre. „Es war spontan. Weil du ja keinen Hunger hattest, als wir angekommen sind, habe ich Anny kurz Bescheid gegeben, als wir hier angekommen sind." erzählt er mir und trinkt ebenfalls einen Schluck.

„Wie soll ich bei so einem Date nur mithalten." seufze ich, lächle aber. „Wieso mithalten?" fragt Harry jedoch verwundert und blickt mich irritiert an. „Du bereitest immer so krasse Sachen vor und irgendwie frage ich mich gerade, womit ich dich noch überraschen könnte. Dagegen kommt ein Essen von Zayn auf meinem Sofa einfach nicht an." gebe ich zu. Harry schüttelt sofort den Kopf. „Bullshit. Ich gehe mit dir auch in ein Fastfood-Restaurant, wenn du da Lust drauf hast."

Ich nicke, halte dann aber inne. „Du warst noch nie in einem, oder?" Eigentlich ist die Frage unnötig, aber irgendwie ist es eine merkwürdige Vorstellung, dass ein erwachsener Mann noch nie in so einem Laden essen war. Er schüttelt dennoch den Kopf. „Wir können es ja mal machen?" schlägt er vor und ich fange an zu lachen. „Gut, aber dann musst du selbst herausfinden, wie man dort bestellt." grinse ich und stelle mir Harry vor den großen Schildern mit den möglichen Menüs und Kombinationen vor.

„Gibt es dort keine Kellner?" fragt er mich verwundert und ich schüttle den Kopf. „Nö" - „Sondern?" - „Siehst du dann." grinse ich und nehme mir noch einmal von dem Büfett zwischen uns. Er verdreht die Augen, schmunzelt aber. „Wenn du meinst. Ich werde mich schon nicht so blöd anstellen. Wie schwierig kann das schon sein?"

In mich hinein grinsend zucke ich mich den Schultern. Das werden wir dann sehen.

Plötzlich stupst mich von hinten etwas an. Ich zucke zusammen und drehe mich um, nur um dann mit großen Augen direkt in die eines Pferdes zu sehen. „Sie sind uns gefolgt?" frage ich Harry perplex und er nickt verwundert. „Ja, natürlich, wieso sollten sie nicht?" Ich drehe mich wieder zu Maxwell und schaue etwas überfordert zu dem Pferd hoch. „Hier." Harry hält mir einen Apfel hin und zögerlich nehme ich ihn an.

Auf meiner flachen Hand rollend, halte ich ihm dem Hengst hin, der ihn vorsichtig wie vorhin schon, nimmt und isst. Harry gibt den zweiten Apfel Geenie, welche aber anschließend, neugierig an den Flaschen schnuppert. Schnell sind diese aber wieder uninteressant und das frische Gras am See viel besser.

„Du hättest mich warnen können." meine ich und Harry lacht. „Wie denn, wenn ich nicht weiß, dass du es nicht bemerkt hast." Ich zucke mit den Schultern, muss aber trotzdem lächeln. Langsam aber sicher wird es dunkel, aber natürlich ist auch dafür gesorgt. An einigen Ästen der Bäume um uns herum hängen Laternen, die er mit einer Fernbedienung einschaltet und die für eine gemütliche Atmosphäre sorgen.

Der Picknickkorb steht inzwischen an der Seite und erst jetzt sehe ich, dass dort auch eine weitere, gefaltete Decke lagt, die Harry jetzt über uns ausbreitet. An was hat er eigentlich nicht gedacht? Lächelnd sehe ich zu ihm, er bemerkt es, er küsst mich. 

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Wenn das nicht mal ein Date ist... ach ich will auch haha. Wie findet ihr Harrys Idee mit Zayn? 

Love L 

This OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt