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Jungkook PoV
„Sicher, dass du keine Pause einlegen möchtest? Wir tanzen nun seit vier Stunden und haben nach der Pause noch weitere sechs Stunden Unterricht. Du solltest dich nicht überanstrengen. Du weißt, wie es das letzte Mal endete.",kam es fürsorglich von Hyuna, als wir die Schritte wieder ausführlich hinlegten.

Seufzend schaute ich in den großen Wandspiegel hinein und sah mir selbst bereits an, dass ich mittlerweile nicht gerade der Bestaussehende war. Ich war erschöpft, da ich unbedingt an komplizierteren Schritten arbeiten wollte. Jedoch konnte nur Hyuna die Schritte aus einer russischen Choreografie auswendig, weshalb ich nun mit ihr hier stand und seit Tagen mit ihr übte.

„I-Ich weiß nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich immernoch nicht alles gegeben habe.",sprach ich etwas bedrückt, während ich sah, wie Hyuna auf mich zu kam und einen Arm um mich legte. Sie war definitiv eine der Älteren von uns allen, was man an ihrer Fürsorge und Geduld mit uns bemerkte. Zusammen mit Sunmi waren die beiden wie unsere Eltern.

„Das, was dir dieses negative Gefühl gibt, sind deine Unsicherheiten. Sei es deine Unsicherheiten über dein Äußeres oder über dein Können. Aber ich, die dich seit Tagen nun begleitete, kann dir sagen, dass du mehr als nur alles gegeben hast. Du kannst für's Erste zufrieden mit dir selber sein. Morgen machen wir in aller Frische weiter und kommen Tag von Tag unserem Ziel einen Schritt näher.",sprach Hyuna behutsam zu mir, wobei sie mich durch den Spiegel anstrahlte. Sie war wirklich talentiert und wunderschön. Hyojong konnte sich wirklich froh schätzen, so eine perfekte Freundin zu haben.

„Danke.",murmelte ich leise und erleichtert durch ihre schützenden Worte, während ich sie auch anlächelte. Sie erwiderte schmunzelnd mit einem „Nichts zu Danken" und schaute dann zur Tür, was ich ihr fragend nachahmte.

„Und jetzt muss du sowieso Pause machen, Kooks!",spaßte Hyuna fröhlich, als sie auf Taehyung zuging, der unerwartet in unserem Raum stand.

„Bis dann, Taehyung! Hoffentlich sehen uns bald zu einem passenderen Zeitpunkt.",verabschiedete sie sich somit auch indirekt von mir, weshalb ich ihr lächelnd zuwinkte und nun Taehyung anschaute. Wenn er etwas besonderes an sich hatte, dann seine Turtleneckoberteile, die er immer trug. Aber es stand ihm wirklich. Es formte seinen eher muskulöseren aber dennoch schlanken Körper.

„Vergiss nicht Hyojong von mir zu grüßen!",kam es grinsend von ihm, bevor er mir zuwinkte. Er war mir seit dem Schulfest nicht mehr so fremd, wie davor. Mittlerweile erschien er mir wie ein Bekannter, oder einfach jemand, mit dem ich gerne meine Zeit verbrachte.

„Guten Tag.",begrüßte ich ihn recht respektvoll, während ich wie ein verlorenes Huhn mitten im Raum stand. Ich zupfte etwas eingeschüchtert an den Ärmeln meines weißen Spitzenoberteils.

Es war enganliegend, untenrum etwas kürzer geschnitten, da ich meine Klamotten gerne so trug, sodass man etwas Haut sah, und es hatte einen schönen V-Ausschnitt. Das Oberteil aus Japan, welches ich von meinem Bruder geschenkt bekam, war ebenso in einem sanften Weißton, welches mir so gut gefiel.

Taehyungs Klamotten hingegen waren grau und schwarz und passten sich den langsam annähernden Herbst an, was ihm gut stand. Er stellte seine Sachen erstmal alle ab, bevor er entspannt auf mich kam und vor mir stehen blieb.

„Hi! Na? Ich hoffe, ich störe dich nicht.",begrüßte er mich recht gechillt, was ich mit der Zeit bereits von ihm kannte. Seine Lippen zierten ein leichtes Lächeln, welches zu seinem maskulinen Auftritt gut passte.

„Natürlich nicht. Ich freue mich über deine Anwesenheit.",gab ich ehrlich zu, da ich etwas Ablenkung von meinen eigentlichen Schmerzen brauchte. Meine Füße taten mir sehr weh, aber das war als Balletttänzer keine Seltenheit mehr. Mir machte eher mein Bein etwas zu schaffen, welches sich extrem angespannt anfühlte. Jedoch ließ ich mir das nicht anmerken und faltete meine Hände ineinander.

„Wirklich? Das höre ich doch gerne. Wie geht es dir? Womit hast du die ganzen Stunden verbracht? Du siehst ziemlich müde aus.",sprach er recht besorgt, was ich wirklich nicht erwartet hätte. Oder man sah mir meine große Müdigkeit über die Wochen einfach ziemlich an.

„Mir geht es gut. Es ist zurzeit nur wieder etwas stressiger, aber ich bleibe positiv. J-Jedenfalls versuche ich das. Und wie geht es dir? Wie war das Training heute?",fragte ich ihn ebenso recht interessiert und schaute ihm ab und an ins Gesicht, wenn ich mich bereit dazu fühlte.

Ich meine ja nur. Welcher Mensch mochte schon Augenkontakt?

„Das Training war heute recht gut. Wir haben zwar gegeneinander verloren, aber das machte nichts. Dafür haben wir viel dazu gelernt. Man ist etwas erschöpft, aber es ist auszuhalten.",kam es immernoch recht ausgeglichen von ihm, während er sich auf seine recht volle Unterlippe biss. Dementsprechend senkte ich verlegen meinen Blick und nickte etwas.

„Das hört sich wirklich gut an. Du hast eine schöne Art und Weise mit Verlusten umzugehen.",kam es sanft von mir, was er mit einem zärtlicheren Lächeln erwiderte.
„Als Basketballer lernt man das über die Jahre. Siegen ist eben nicht alles.",sprach er lehrend, wodurch ich etwas belustigt schmunzeln musste.

„Ich habe etwas für dich mitgebracht. Lass mich das kurz holen.",sagte Taehyung dann in einem ruhigen Ton, bevor er sich von mir abwandt und zu seiner Tasche lief.

Ich hingegen ging zur Bank, um mir meinen Cardigan zu holen.
Jedoch war das eine wirklich schlechte Idee, denn durch mein überbeanstrengtes Bein, fiel ich krampfend zu Boden.

вαʟʟεт ʟσνε : тαεκσσκ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt