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• Erzählerin PoV •
Jungkook, sowie die anderen waren wirklich erfreut über die kleine und heimische Überraschungsfeier unter Freunden. Es fühlte sich gut an, wieder zuhause sein zu können. Zuhause in Seoul, wo die Jugendlichen ihr Leben hatten. Zusammen verbrachten sie die Zeit mit Essen, Spielen und Unterhaltungen. Vorallem Unterhaltungen, schließlich wollten alle wissen, was die vier so erlebt und erreicht hatten. Es war nichts Natürliches, dass Schüler*Innen mal nach Europa geschickt wurden. Umso besonderer war die Reise nicht nur für die vier Balletttänzer*Innen, sondern auch für ihre Freunde, die sich alle Erzählungen genau anhörten. Auch Bilder wie z.B. von dem Hyde Park, dem Big Ben oder dem London Eye wurden fasziniert angeschaut.

Aber nach paar Stunden war die kleine Überraschungsfeier vorbei und alle gingen nach dem Aufräumen und einer gelungenen Feier nachhause. Entspannt aber ermüdet vom Flug, spazierte Jungkook seinen Weg über das Schulgelände entlang. Mittlerweile hatten sie Anfang November, und es war ziemlich kühl draußen. Das merkte der Jüngere in seinem Kurzarmshirt auch schnell.

Als er ein für diese Uhrzeit ungewohntes Dribbeln wahrnahm, gewann dieses schnell seine Aufmerksamkeit. Er blieb langsam stehen und schaute zu der Gestalt, die sich draußen auf dem Basketballfeld befand. Es war kein anderer als Taehyung, der bis jetzt Körbe warf. Dadurch, dass der Schwarzhaarige bei der Überraschungsfeier nicht da war und nur Hwasa begrüßt hatte, breitete sich in Jungkook bereits ein unwohles Gefühl aus. Er konnte sich schon denken, dass Taehyung ihm den Wunsch erfüllte, die Distanz einzuhalten. Dennoch waren viele Monate vergangen, und Jungkook wollte den Kontakt zu ihm wieder haben.

Er presste seine schmalen Lippen aufeinander und schnappte sich sein ganzen Mut, um auf Taehyung zuzugehen. Er verlangsamte sein Tempo einwenig, je näher er auf ihn zu kam und nachdem er ihn nach der langen Zeit endlich wieder sehen konnte.

„Hi...",meldete sich Jungkook bemerkbar, indem er seine Stimme etwas anhob, um Taehyungs Aufmerksamkeit zu kriegen. Dieser drehte seinen Kopf einmal zu Jungkook und wandt sich dann dem Spielen wieder zu.
„Hallo.",erwiderte er nur ruhig und spielte für sich weiter, so, als sei nichts geschehen.

„Ich freue mich, dich wiederzusehen. Warum warst du bei der Feier nicht mit dabei?",kam es vorsichtig und dadurch auch zart von Jungkook, der stehen blieb und ihn beobachtete. Warum war er bloß so abweisend? Irgendwie breitete sich das unangenehme Gefühl von Reue und Scham in den Jüngeren aus.

„Sollte ich? Ich habe niemanden erwartet, und Hwasa habe ich auch begrüßt.",antwortete der Schwarzhaarige, der sich optisch auch etwas verändert hatte. Er schien ihm etwas muskulöser, und er hatte markantere Gesichtszüge. Alles an ihm wirkte definierter.
Irgendwie verletzte Jungkook der Fakt, dass Taehyung ihn nicht empfangen hatte. Aber er wusste auch ganz genau, dass es seine eigene Schuld war.

„Du wirkst so abweisend und uninteressiert.",sprach Jungkook seine Gedanken nun aus und sah, wie Taehyung den Ball achtlos zu Boden fallen ließ und auf ihn zuging. Er blieb mit einem neutralen Gesichtsausdruck vor ihm stehen und antwortete:„Was hast du erwartet? Dass ich dir meine Arme öffne und dich von oben bis unten abknutsche? Wir haben nichts mehr miteinander zutun und wir beide wissen, dass das DEIN Wunsch damals war. Also verstehe ich auch nicht, weshalb du mich ansprichst."

Erschrocken über Taehyungs so direkte Antwort, die sich für den Jüngeren wie kleine Stiche anfühlten, erschauderte er und blickte ihm in die Augen. Jungkook wusste erstmal nicht, was er sagen sollte, denn der Ältere hatte schon Recht gehabt.

„I-Ich möchte diese Distanz zu dir nicht mehr, Hyung. Ich möchte mich dir wieder annähern u-und dich noch besser kennenlernen.",erwiderte Jungkook kleinlaut, während er sich über die Oberarme strich, um sich selber zu wärmen. Es war immernoch kalt draußen, vorallem zu dieser späten Uhrzeit.

Taehyung musterte Jungkook genaustens, denn egal, wie sehr er sich von ihm distanzierte, war er immernoch in ihn verliebt. Über die Monate hat er seine Gefühle einfach verdrängt, undzwar so stark, dass sie im Hintergrund gerieten und die Schule im Vordergrund. Durch Jungkooks gleichgültige Abweisung im Kopierraum vor den sechs Monaten, hatte sich der Schwarzhaarige geschworen, niemandem mehr die Chance zu geben ihm das Herz zu brechen. Undzwar, indem er sich eine eiskalte Mauer ums Herz aufbaute.

„Ich habe über die Monate große Gefüh-"
„Du brauchst nicht weiterreden, Jungkook.",unterbrach ihn Taehyung kühl im Ton und steckte seine Hände in die Hosentaschen seiner Jogginghose.

„Wie stellst du dir das vor? Du beschuldigst mich irgendwen geküsst zu haben. Vor deiner Reise servierst du mich eiskalt ab, ignorierst mich und scheißt auf meine Gefühle, wie ein gefühlloser Stein. Dann verlässt du Süd Korea, ohne das ich etwas wusste. Und du wusstest, dass ich dich liebe, da Hoseok dir das gesagt hat. D-Dann stolzierst du nach sechs verdammten Monate wieder an und willst mit mir wieder Kontakt aufbauen?? Sorry, aber das ist mir echt zu bescheuert. Ich lasse nicht mit meinen Gefühlen spielen. Ich bin nicht deine Marionette, egal, was ich für dich empfinde.",ratterte Taehyung seine große Last herunter, die er die ganze Zeit mit sich trug. Es fühlte sich befreiend an, ihm seine Meinung offen zu sagen, weshalb er tief durchatmete und das langersehnte Gefühl nach Erleichterung auf sich wirken ließ.

„H-Hätte ich gewusst, wie sehr ich dich damit verletze, hätte ich keine meiner Handlung durchgezogen. I-Ich brauchte doch nur etwas Zeit, um mit meinen Gefühlen klarzukommen. S-Selbst, wenn wir uns beide versöhnt hätten, hätte ich dir nicht das geben können, was du dir erwünschtest. Du würdest doch niemals mit jemandem, der total überfordert mit seinen Gefühlen ist, zusammenkommen wollen.",versuchte Jungkook sich selber aus der verzwickten Situation zu retten. Er näherte sich Taehyung vorsichtig an und legte seine Hände auf dessen Oberarme ab, über die er langsam entlang strich. Er vermisste ihn über die Monate sehr, weshalb es ihm schwerfiel, dem Älteren nicht näher zukommen. Er sehnte sich unbewusst immer mehr nach dessen Nähe.

„Jungkook, bitte lass es. Ich muss mir überlegen, ob ich mit dir wieder Kontakt haben will.",sprach der Schwarzhaarige beanstrengt und wehrte sich erstmal nicht von dieser körperlichen Nähe. Letztendlich liebte er ihn genauso sehr, wie vor sechs Monaten und unbedingt fernhalten, wollte sich sein Herz von Jungkook nicht. Dennoch handelte Taehyung lieber nach seinem Verstand. Von seinem Herzen ließ er sich seit langem nicht mehr leiten.

Langsam ließ Jungkook seine Hände wieder sinken und schaute den Älteren traurig an. Er senkte seinen Blick und atmete tief durch.
„Hier.",sprach Taehyung nun etwas behutsamer zu ihm, als er seine dünnere Jacke auszog und diese Jungkook über die Schultern legte. Überrascht beobachtete der Jüngere ihn dabei und hörte ihm dann wieder zu, als er anfing zu reden.
„Ich sehe die Gänsehaut auf deiner Haut, aufgrund der Kälte. Nun gehe nachhause und pass auf dich auf."

Mit diesen Worten schaute Taehyung ihn noch ein letztes Mal ruhig an, bevor er mit seinem Basketball das Feld verließ und einen aufgewühlten Jungen hinterließ.

вαʟʟεт ʟσνε : тαεκσσκ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt