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• Taehyung PoV •
Wenn sich etwas verändert hatte, dann die eigentlich ziemlich gute Grundstimmung in meinem Basketballteam. Der Vorfall vor einer Woche saß immernoch wie ein kleiner Schock oder Trigger in den Gedanken von uns allen, und ich hatte bis heute nicht die Eier dafür gehabt, mich zu entschuldigen. Nicht, weil ich meinen Fehler nicht einsah, sondern weil ich ehrlich gesagt nicht wusste, wie.

Zurzeit verbrachten Yoongi und Hoseok seltsamerweise ziemlich viel Zeit miteinander, wobei es mir so erschien, als würden sie engeren Kontakt aufbauen. Jedoch bezweifelte ich, dass das mein Werk war, nach der Aktion, wo Hobi Yoongi beschützen wollte. Auch gerade saßen sie gemeinsam in der Cafeteria an einem Tisch und unterhielten sich wie so oft miteinander.

Ich sehnte mich nach den guten Zeiten. Die Zeiten, wo wir alle super miteinander klarkamen und jeder Konflikt schnell wieder gelöst war. Die Zeiten, wo wir uns ungestört mit den Balletttänzern unterhielten und verabredeten, ohne das eine komische Anspannung in der Luft lag. Die Zeiten, wo ich einfach glücklich war.

Betrübt starrte ich in meinen Tee hinein, wobei mir unbewusst ein erschöpftes Seufzen über die Lippen kam. Normalerweise trank ich keinen Tee, jedoch hatte mir Jungkook damals ganz viel Tee in einer Thermoskanne zum Training rübergebracht. Immer wenn wir Pause hatten, stand er schüchtern an der Tür und wartete mit einer neuen Thermoskanne gefüllt mit warmen Tee auf mich. Dabei fragte ich mich immer, wie viele er von diesen Kannen überhaupt besaß. Leise fing ich an zu schmunzeln bei diesen niedlichen Erinnerungen, die sich wie eine Brandnarbe in meinen Gedanken verewigt hatten.

Ich gab zu, seitdem Jungkook wieder aus England zurück war, fiel es mir umso schwerer mich von ihm fernzuhalten. Vor seiner Abreise war es üblich, dass ich ihn heimlich beim Tanzen beobachtete oder ihn wie täglich auf der Sitzbank im Flur mit seinem Tagebuch in den Händen entdeckte und musterte. Ich hatte mich damals erst gar nicht getraut ihn anzusprechen, weshalb dies für mich über die Jahre wie Alltag geworden war. Und plötzlich gab es das nicht mehr.

Wie so ein Creep lächelte ich in meinen halbleeren Teebecher hinein, als mir der angenehme, familiäre Duft von Hibiskus in die Nase stieg. Sehnsüchtig wagte ich einen Blick zu Hoseok und Yoongi, die unbeschwert immernoch am selben Fleck saßen.

Ich wollte die alten Zeiten zurück haben, war mein letzter und entscheidender Gedanke, bevor ich aufstieg und zielstrebig auf meine besten Freunde zu ging. Vor deren Tisch machte ich zögernd einen Halt und ergatterte fragende Blicke von den beiden.

„Kann ich mit euch reden? Bitte.",sprach ich vorsichtig zu ihnen, während ich die beiden nach Tagen wieder richtig auf die Gesichter schaute. Yoongi und Hoseok tauschten kurz fragende Blicke untereinander aus, bevor Yoongi sich meldete:„Klar. Setz dich. Was gibt's?"

Dankbar verbeugte ich mich aus Respekt vor den beiden Älteren und setzte mich anschließend neben Hobi hin, der bis jetzt noch nichts sagte, sondern mich nur ruhig musterte.

„Ich wollte mich aufrichtig bei euch beiden entschuldigen. Vorallem bei dir Yoongi. Über die Tage habe ich vertieft nachgedacht, um herausfinden, weshalb ich so gehandelt habe, wie ich gehandelt habe. Undzwar unakzeptabel und gewaltsam, was auch wirklich nicht meine Art ist. Nur habe ich bis heute keine Antwort finden können. Ich weiß nur, dass ich in dem Moment extrem überfordert mit den ganzen Konfrontationen von Yoongi war.",begann ich den beiden mit einem beschämten Blick zu erzählen, was mir auf dem Herzen lag. Sie hörten mir aufmerksam zu, wofür ich auch wirklich dankbar war.

„H-Hobi, ich wollte und würde dich niemals absichtlich schlagen. A-Auch Y-Yoongi nicht, aber ich war so überfordert. I-Ich konnte mich nicht unter Kontrolle halten. B-Bitte verzeihe mir, Hyung. Du warst doch derjenige, der mir in diesen schweren Zeiten als einziger richtig zur Seite stand.",wandt ich mich bettelnd an meinen besten Freund, da er mir mehr als nur wichtig war. Hoseok schaute mich mit seinen hellbraunen Augen, die mit Sorge gefüllt waren, konzentriert an, bis er aus dem Nichts seine Arme um mich legte und mich feste umarmte.

„Taehyung, du Spinner. Benimm dich einfach nie wieder so, ja? Ich will dich lächeln sehen. Den alten Taehyung wieder zurückhaben. Versprich mir einfach, dass wir das mit der Zeit wieder hinkriegen.",sagte Hoseok in einem spielerischen Ton. Seine letzten Sätze klangen aber eher ernsthafter und sorgsamer, weshalb mein kleines Lächeln der Erleichterung verschwand und ich tief durchatmete. Meine Arme hatte ich ebenso um ihn gelegt, bis wir beide uns lösten und er mich durchdringend anschaute.

„Ich verspreche es dir.",wisperte ich unsicher, dennoch lächelte ich ihn nach langem wieder etwas an, woraufhin ich ein breites Strahlen von ihm ergatterte.
„Yah! Ich bin auch noch da!",meckerte Yoongi schmollend herum, als er seinen Blick zu mir wandt und sich ein erleichtertes Grinsen auf seinen Lippen schlich.

„Verzeihe mir, Yoongi Hy-"
„Alles vergessen. Ich war auch nicht fair mit dir. Entschuldige. Solange wir unseren kleinen Tiger wieder zurückhaben, geht es mir gut.",unterbrach er mich zufrieden und hob seine Hand an. Voller Freude und Erleichterung erfüllt gab ich ihm einen High Five und fühlte mich gerade nach langer Zeit wieder fröhlicher denn je.

вαʟʟεт ʟσνε : тαεκσσκ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt