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• Erzählerin PoV •
„Wie, Sie können mich nicht zu ihm lassen?"
„Tut mir leid, Herr Kim, aber die Besucherzeiten sind vor kurzem abgelaufen. Bitte verlassen Sie das Krankenhaus wieder."
„N-Nein! Ich bin doch nur genau drei Minuten zu spät und wusste nichts von diesen Zeiten! Bitte, bitte, biiitte lassen Sie mich zu ihm."
„Nein, das kann ich Ihnen leider nicht erlauben."

Genau, dass war Taehyung der gerade an der Rezension stand und versuchte die Dame dazu zu überreden ihn zu Jungkook zu lassen. Es war spät, weshalb keine Besucher mehr erwünscht waren, dennoch ließ sich Taehyung das nicht wirklich gefallen, weshalb er seit gefühlten zehn Minuten mit der Frau diskutierte.

„Ich bitte Sie. Ich bin nicht für einen kleinen Tritschtratsch mit dem Patienten hier, sondern weil es etwas extrem wichtiges zu besprechen gibt. Es ist wirklich so wichtig, dass ich wenigstens paar Minuten mit ihm noch kriegen möchte. Ich flehe Sie an, bitte lassen Sie mich zu ihm.",bettelte Taehyung förmlich, während er die Dame hinter ihrem Computer durchdringlich anschaute. Ihm war es nur noch wichtig, nach Jungkook zu schauen und herauszufinden, weshalb er sich hier befand.

Beanstrengt grummelte die Frau auf, bis sie genervt antwortete:„Zimmer 311. Ich gebe Ihnen nur 10 Minuten."
Voller Dankbarkeit und Erleichterung verbeugte sich der Schwarzhaarige mehrmals und strahlte sie förmlich an. Ebenso bedankte er sich tausende Male, bis er Jungkooks Zimmer ansteuerte und es doch irgendwie ernster wurde. Er fragte sich, was geschehen sein musste für dessen tagelange Anwesenheit in diesem eintönigen Gebäude.

Angekommen atmete Taehyung tief durch und klopfte anschließend an der Tür. Er wartete paar Sekunden, bis er die Tür langsam öffnete und das Zimmer betrat. Es war ein Einzelzimmer, fiel dem Basketballer schnell auf, als er sich kurz umschaute und anschließend Jungkook erkannte, der ihn sichtlich überrascht anstarrte.

Wie automatisch schlich sich langsam ein kleines Lächeln auf Jungkooks Lippen auf, als er Taehyung erkannte und das Buch erstmal zur Seite legte, welches er gerade gelesen hatte. Er saß aufrecht in seinem Krankenbett und sagte:„Taehyung, komm her." Dabei klopfte er auf das Krankenbett und empfing ihn somit herzlicher.

Schnell stellte Tae seine Sachen ab, sobald er realisierte, dass Jungkook wirklich auf dem Bett saß. Es überwältigte ihn zu sehen, wie zart der Jüngere ihn anlächelte, obwohl klar zu erkennen war, wie erschöpft und kapput er eigentlich war. Hastig eilte Taehyung auf das Bett zu und setzte sich etwas darauf.

Es war ein schmerzhafter Anblick. Das Gesicht seines Geliebten war krankhaft blass, die Arme wirkten dünner sowie die Gesichtsform, die noch schmaler wirkte. Als er nach dessen Hand greifen wollte, sah er plötzlich auch die Infusionsnadel auf seinem Handrücken und an wie vielen Geräten er angeschlossen war. Ebenso bekam Jungkook künstlich Sauerstoff durch die Nasenlöcher in einer Art von einem dünnen Schlauch zugeführt, was das ganze Bild noch dramatischer aussehen ließ. Vorsichtig nahm er seine Hand wieder zu sich und schaute dem Jüngeren auf das Gesicht, der immernoch ein geduldiges Lächeln auf seine rosa Lippen trug.

„W-W-Warum?",stotterte Taehyung leise und traute sich gar nicht, seinen Gegenüberden anzufassen. Zu zerbrechlich und gefangen erschien ihm Jungkook, der sich vorsichtig eine Haarsträhne hinter das Ohr strich.
„Dir ging es doch noch gut. Und plötzlich liegst du hier. Stationär. In so einem Zustand.",wisperte er vorsichtig, bevor ihm die Tränen wieder in die Augen stiegen.

„Es wird wohl Zeit, dass ich dich aufkläre, hm?",kam es genauso ruhig von Jungkook, der das ganze etwas spielerisch von sich gab. Er legte seine zierlich aussehende Hand auf Taehyungs und drückte diese etwas zu, sobald er bemerkte, wie mitfühlend er war.

„Eigentlich ging es mir gut. Als ich wieder angekommen bin, verschlechterte sich mein Zustand direkt wieder. Seit kleinauf habe ich schon Probleme mit meiner Gesundheit aufgrund zwei Krankheiten. Einmal dem Vasovagal Syndrom und der Essstörungen. Eigentlich habe ich seit Jahren beides unter Griff gehabt, aber es gab etwas, was mich zerschmetterte und niederschlug, als ich wieder in Seoul ankam.",klärte Jungkook den besorgten Jungen vor sich auf, der leicht anfing zu zittern. Es tat Taehyung weh, zu hören, wie sehr Jungkook eigentlich litt und was für eine schmerzhafte Prozedur er durchmachte.

„Es fing damit an, dass ich die letzten Wochen nichts aß. Daraufhin folgte der extreme Gewichtsverlust. Plus dem Vasovagal Syndrom, welches zur plötzlichen Ohnmacht führt, fiel ich ständig unkontrolliert um. Es wurde zu gefährlich für den Alltag, da ich nicht 24/7 jemanden um mich herum haben konnte, der mich auffing, sobald ich umfiel. Deswegen bin ich hier, damit ich medikamentös behandelt werden kann, damit mein Essverhalten wieder an Struktur gewinnt und damit ich natürlich wieder gesund werde und mein Zustand sich stabilisiert."

Aufmerksam hörte Taehyung seiner geduldigen und sanften Stimme zu, die sich wie Honig in seinen Ohren anhörte. Jungkooks Hand war kühl, bemerkte er, sobald diese auf seine lag, weshalb er seine Finger achtsam umschloss und ihm langsam wieder in die Augen schaute. Jungkook erwiderte den Augenkontakt mit einem Funken an Positivität, obwohl Taehyung genau wusste, dass sich hinter dem Lächeln ein zerbrochener Junge versteckte.

„Was war der Trigger, der Auslöser für deinen Rückfall?",fragte Taehyung ihn unsicher, woraufhin der Balletttänzer seinen Blick von ihm abwandte und aus dem Fenster zum dämmernden Himmel schaute.

„Meine Schuldgefühle, weil ich dich damals so herzlos verlassen und ignoriert habe. Meine Angst um dich, als du plötzlich so kalt und abweisend warst. Meine Sorge um dein Wohlbefinden.",sprach Jungkook endlich den Hauptgrund für seinen Rückfall an, diese Taehyung zum Erschaudern brachte. Er konnte nicht fassen, was er da hörte.

вαʟʟεт ʟσνε : тαεκσσκ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt