Jenny stieg auf der Fahrerseite ihres Pick-ups wieder ein, während Liam und Niall nacheinander auf der anderen Seite ins Auto kletterten. Der Wagen war so breit, dass vorne drei Sitze nebeneinander passten, was ein glücklicher Zufall war. Sie warfen einen kurzen Blick auf die Rückbank, auf der wirklich einiges herumflog: ein Kissen, eine Decke, Bücher, eine ungeöffnete Tüte Gummibärchen, eine Jacke, zwei Kabel, ein Laptop, mehrere Stifte, zwei Notizbücher und ein geöffneter Rucksack, dessen Inhalt nicht sichtbar war.
"Schläfst du hier drinnen?", fragte Niall mit großen Augen, als er Decke und Kissen sah.
Jenny lachte auf. "Jap, tue ich. Ist viel einfacher, dann bin ich unabhängiger und muss mir nicht irgendwo etwas suchen, wenn ich schlafen will."
Auf der einen Seite verständlich, auf der anderen gar nicht. Niall wusste nicht, ob er das durchziehen könnte.
Jenny bemerkte seinen zweifelnden Blick, als sie den Motor startete und losfuhr. "Ich hatte keinen Bock mehr. Ich hatte es satt, dass alles durchgeplant war, dass ich einen Weg vor mir hatte, den ich gehen sollte. Ich wollte weg, raus in die Welt, raus aus meinem sicheren Zimmer, raus aus dem immer gleichen Haus meiner Eltern. Tja, jetzt bin ich draußen. Ich habe mich und meinen Pick-up. Fürs erste reicht das vollkommen." Jenny grinste fröhlich, während sie das Auto sicher steuerte.
"Bist du abgehauen? Wie alt bist du denn?", fragte Liam jetzt nach, der Jennys Lebensstil für sehr außergewöhnlich hielt.
"Ich bin zweiundzwanzig, darf also sehr wohl alleine durch die Gegend fahren, wie ich will. Nein, ich bin nicht abgehauen, aber mit achtzehn bin ich raus aus dem Haus meiner Eltern. Ich komme öfter mal dort vorbei, sie freuen sich immer, mich zu sehen. Ich habe mich also nicht davongeschlichen, um ein wildes Leben zu führen. Ich will einfach nur die Freiheit, das zu tun, was ich im Moment möchte. Und wenn ich zwei Typen von der Straße aufgabeln will, um einen kleinen Abstecher nach Atlanta zu machen, dann kann ich das einfach so machen. Es gibt nichts, was mich aufhält."
Die beiden Jungs schwiegen sprachlos. Jenny machte, was sie wollte. Sie lebte in diesem Auto und gondelte damit durch die Weltgeschichte. Es war ein ganz anderes Leben, aber sie schien damit sehr glücklich zu sein.
"Das ist faszinierend.", bemerkte Niall dann und Jenny lachte auf. Sie lachte viel, merkte Liam.
"Und was hat euch zwei auf die Landstraße geführt? Wundert mich ja schon, dass Leute wie ihr einfach alleine irgendwo auf der Straße liegen bleibt."
Niall und Liam sahen sich an. "Du kennst uns?", fragte Liam dann sicherheitshalber nach und Jenny grinste ihn an. "Ich hab zwei Nichten, die euch gaaaanz toll finden.", erklärte sie und verdrehte amüsiert ihre Augen.
"Und du nicht, oder was?", fragte jetzt Niall schmollend nach, was Jenny wieder lachen ließ.
"Das habe ich nie gesagt. Außerdem nehme ich euch mit, so scheiße kann ich euch also nicht finden."
Liam und Niall lachten mit ihr, Jenny war entspannt drauf, was sie sofort sympathisch machte. "Wir haben uns verfahren. Wir waren das Wochenende über weg, aber jetzt müssen wir zu einem Konzert in Atlanta. Du rettest uns gerade den Hals, wir würden was zu hören bekommen, wenn wir da nicht auftauchen und kein Lebenszeichen von uns geben.", erklärte Liam dann ihre Situation, was Jenny wieder lachen ließ.
"Um euch anzubrüllen, müssten sie euch aber erstmal finden. Und das hätte eine Weile gedauert auf dieser einsamen Straße." Dem mussten die beiden jungen Männer schmunzelnd zustimmen.
Niall fielen die Augen zu, während Jenny sich auf die Straße konzentrierte. Sie fuhr etwas langsamer als normalerweise und sehr vorsichtig. Bald fiel dann Nialls Kopf gegen Liams Schulter. Die Bewegung in ihrem Augenwinkel ließ Jenny zur Seite gucken, wo sie Niall schlafen sah.
"Bis Atlanta dauert es noch eine Weile, ihr könnt ruhig schlafen.", sagte sie dann mit einem Lächeln in Liams Richtung.
"Bist du nicht müde?", fragte Liam, dessen Augen auch schwer wurden.
"Nö.", antwortete Jenny knapp, mehr bekam Liam dann nicht mehr mit, denn auch seine Müdigkeit übermannte ihn.
Niall wachte auf, als ihm die Sonne ins Gesicht schien. Er grummelte und setzte sich gerade hin, wobei er Schmerzen im Rücken spürte.
"Guten Morgen."
Niall sah zu Jenny, die ihm einen kurzen Seitenblick schenkte. "Morgen. Bist du die ganze Zeit gefahren?", fragte er nuschelnd. Wie hielt sie das durch?
Jenny lachte leise und nickte. "Langsam werde ich tatsächlich auch müde, aber zuerst liefere ich euch ab, dann kann ich mich hinlegen. Wir sind so gut wie da. Ich müsste dann nur wissen, wo ihr genau hinmüsst."
Niall fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. "Mercedes-Benz-Stadion. Weißt du, wo das ist?", fragte Niall nach.
"Jep, das finde ich. Hast du Hunger?", fragte sie dann und wie auf Kommando rumorte es in Nialls Magen. Er grinste unschuldig, als Jenny anfing zu lachen.
"Hm, was?", murmelte Liam daraufhin und blinzelte in die Sonne.
"Ups, sorry, dass ich dich geweckt habe. Hast du auch Hunger?" Jenny wartete gar nicht auf eine Antwort, sie fuhr einfach an die Straßenseite und wurde langsamer.
"Was hast du vor?", fragte Niall nach, warum hielt sie hier im Nirgendwo an?
Jenny grinste ihn nur an. "Hüpft raus, wir machen kurz Pause. Ein bisschen die Beine vertreten und frühstücken halte ich für sinnvoll."
Das Auto stand noch nicht wirklich, da öffnete sie schon die Autotür, schaltete mit einer flüssigen Bewegung den Motor aus, während sie schon aus dem Wagen hüpfte. Niall und Liam sahen sich kurz an, dann kletterten sie mit deutlich weniger Eleganz als Jenny aus dem Wagen.
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So, was haltet ihr bisher von Jenny? Im Auto zu leben stelle ich mir schwierig vor xD
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Whirlwind [One Direction]
FanfictionIhr hellblauer Pick-up, die weiten Straßen Amerikas. Mehr braucht Jenny nicht zum Leben. Jedenfalls dachte sie das, bis sie in einer Nacht mitten im Nirgendwo zwei Sänger mit einem Motorschaden aufsammelt, um sie rechtzeitig zu ihrem Konzert zu bri...