19. "Komplett wahnsinnig"

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Als Jenny die Damentoilette verließ, war Liam bereits fertig. Natürlich, bei Männern ging das viel schneller, es gab nie Schlangen bei den Klos. Liam lehnte draußen in dem kleinen Gang mit seiner Schulter an der Wand und schaute auf sein Handy herab.

Jenny grinste und lief zu ihm. "Hey, öfter hier?", fragte sie und ließ sich direkt vor ihm gegen die Wand fallen.

Liam sah hoch in ihr Gesicht und seine Mundwinkel hoben sich sofort. Er ließ sein Handy in seine Hosentasche gleiten, um Jenny seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Die Musik war hier hinten zu hören, allerdings bei weitem nicht so laut, sodass sie einander mit Leichtigkeit verstehen konnten.

"Hm, eigentlich nicht. Aber so eine Verrückte hat mich mitgeschleppt.", erwiderte er und zwinkerte ihr zu. Wieso tat er das? Er flirtete selten, er mochte solche Sprüche nicht so gerne, war zurückhaltend, aber Jenny forderte etwas in ihm heraus und er musste darauf eingehen.

Jenny lachte leise und drehte ihren Körper, sodass ihre Gesichter sich näher kamen. "Muss ja eine tolle Frau sein."

Liam sah in ihre Augen, die ihn anfunkelten und ihn nicht wegschauen ließen. "Komplett wahnsinnig.", flüsterte Liam.

Jenny lächelte und hob ihre Hand. Er war nicht überrascht, als Jennys Finger sanft durch seine Haare fuhren. Was ihn überraschte, war, wie gut es sich anfühlte. Jennys Finger glitten über seinen Kopf, spielten mit einzelnen Strähnen. Er spürte, wie sein Gesicht heiß wurde und in seinem Magen etwas ziemlich heftig zu kribbeln begann. Was auch immer Jenny an diesem Abend mit ihm vorhatte, Liam würde ihr nicht widerstehen können.

"Als ob deine Haare so weich sind, ist ja fast schon unverschämt.", stellte Jenny gespielt entrüstet fest, was Liam lachen ließ.

"Soll ich mich jetzt dafür entschuldigen?", fragte er und beugte sich etwas herunter, damit sie leichter an seine Haare kam. Unweigerlich kamen sich dadurch auch ihre Gesichter näher.

Jenny lächelte und reckte ihren Kopf in seine Richtung. "Untersteh dich.", wisperte sie, Liam spürte ihren Atem an seinen Lippen.

Seine Hand glitt federleicht an ihre Taille und dann stellte Jenny sich auf die Zehenspitzen. Ihre Lippen trafen auf seine, setzten sein Gehirn unter Strom. Beide hielten kurz inne, dann hob Jenny auch ihre andere Hand und legte sie um seinen Hals, zog ihn näher. Liam seufzte leise in ihren Mund und legte auch seine andere Hand an ihre Seite.

Jennys Lippen bewegten sich langsam und weich gegen seine, zogen ihn hinab in einen Strudel aus Emotionen, aus dem ein Entkommen unmöglich war. Er hatte Jenny für impulsiv und stürmisch gehalten, aber nun spürte er am eigenen Leib, dass sie auch eine sanfte Brise sein konnte, die einen streichelte, von der man sich wünschte, sie würde niemals aufhören.

Jenny löste ihre Lippen von seinen und holte tief Luft. Auch Liam atmete schnell ein, bevor sie einander wieder enger zogen und sich erneut küssten. Es war kein drängender Kuss, überhaupt nicht. Sie beide standen hier, eng umschlungen in diesem ruhigen Gang und genossen die Nähe und die Sicherheit, die sie einander geben konnten.

Als Liam dann fester ihre Hüfte umfasste und Jenny leicht an seinen Haaren zog, spürte Liam den Sturm, der unter der Oberfläche lag. Noch war er nicht losgebrochen, aber das könnte er jederzeit.

Ohne eine Einladung, ohne ein Wort öffneten beide ihre Lippen und ließen ihre Zungen die Führung übernehmen. Die Luft schien zu knistern, es wurde wärmer im Gang, ein Ausbruch des Sturms rückte in greifbare Nähe. Aber dann löste Jenny sich von Liam, atmete flach und schnell, dann grinste sie.

Liam öffnete seine Augen wieder und starrte sie fasziniert an. Jenny war wunderschön.

"Komm, wir tanzen.", hauchte sie ihm entgegen, schnappte sich seine Hand, verschränkte ihre Finger mit seinen und zog ihn mit sich zurück in den großen Raum, wo es laut und voll war.

Liam fühlte sich, als würde er aus einem Traum erwachen, er blinzelte ein paar Mal, dann holte er zu Jenny auf, die direkt die Tanzfläche ansteuerte. Liam versuchte noch den Kuss von eben zu verarbeiten, als Jennys Körper sich auch schon an seinen schmiegte. Diese Frau war sein Untergang, sie trieb ihn in den Wahnsinn und schmiss alles über den Haufen. Aber gleichzeitig wollte Liam sich nicht lösen. An diesem Abend gehörte Jenny zu ihm und das sollten ruhig alle wissen.

Seine Hände fanden den Weg an ihre Hüften, hielten sie nahe bei sich. Jenny lächelte und schloss ihre Augen. Sie genoss Liams Berührung. Er war sanft und vorsichtig, aber gleichzeitig fühlte sie sich beschützt und sicher mit ihm. Und sie fragte sich, wie weit er wohl noch gehen würde.

Sie hatte für diese Nacht eigentlich vorgehabt, irgendeinen Kerl zu verführen, zu ihm zu gehen und dann wieder zu verschwinden. Aber dann war sie vor Liams Haus gelandet. Sie hatte dort ein paar Minuten gestanden, konnte nicht wegfahren, wollte aber auch nicht bleiben. Als sie Liam schrieb, hatte sie nicht erwartet, dass er tatsächlich mitkommen würde. Aber jetzt war sie sehr froh, dass es so gelaufen war.

Es war eine Weile her, dass sie jemanden geküsst hatte, der ihr ein gutes, sicheres Gefühl gab. Dass Liam erwidert und seine Arme um sie gelegt hatte, hatte sie sehr gefreut. Sie hatte mitbekommen, dass Liam durchaus nicht uninteressiert an ihr war. Allerdings kannten sie sich noch nicht lange und Liam schien eher der zurückhaltende Typ zu sein. Aber Jenny beschloss, dass sie ihn aus der Reserve locken wollte. Wenn er schon gut küssen konnte, vielleicht war er dann auch gut in anderen Dingen.

Sie bestellten sich noch einmal Getränke und leerten sie an der Bar, bevor sie erneut die Tanzfläche unsicher machten.

Jenny merkte aber, dass Liam bald müde wurde und schlug vor, ihn nach Hause zu fahren. Sie vermutete, dass so ein Auftritt durchaus anstrengend war.

Also verließen die beiden die Bar wieder und traten den Rückweg an.

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Ups, da isses passiert... Was glaubt ihr, wie das noch endet? xD

Whirlwind [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt