'Komm raus'
Liam starrte verwundert auf die beiden Worte, die ihm sein Handy anzeigte. Sie stammten von Jenny, das sah er an ihrem Namen, der über der Nachricht stand.
Liam schrieb ein paar Fragezeichen zurück, vielleicht hatte sie sich ja bloß im Chat geirrt und wollte gar nicht ihm schreiben. Vielleicht war sie bei Lexi vor dem Haus oder sowas.
Sein Handy gab einen leisen Ton von sich und Liam senkte seinen Blick wieder auf den Bildschirm. 'Komm raus'
Das war ja dann wohl kein Irrtum mehr. Liam stand von seinem Stuhl auf und lief zur Vorderseite des Hauses, um dort aus einem Fenster auf die Straße zu schauen. Und tatsächlich stand dort ein hellblauer Pick-up, in dem er eindeutig Jenny erkennen konnte, die ihre Beine verschränkt über ihr Lenkrad gelegt hatte. Sie hatte ihr Handy in der Hand und sah darauf.
Liam blinzelte ein paar Mal, wie um sich zu versichern, dass er sich das nicht einbildete, dann drehte er sich um, lief zur Haustür, schlüpfte in seine Schuhe und zog sich eine Jacke über. Er steckte schnell sein Handy und seine Brieftasche ein, dann schaltete er das Licht aus und trat nach draußen.
Er war verrückt. Jenny brauchte nur zwei Worte zu sagen - oder zu schreiben - und er kam an. Sie wollte bestimmt nur kurz reden, wie der Auftritt war und so. Aber warum kam sie dann nicht zu ihm, warum sollte er nach draußen kommen?
Jenny sah ihn an, als er sich dem Auto näherte, und grinste breit. Liam öffnete die Tür und kletterte auf den Sitz neben ihr.
"Hallöchen!", flötete Jenny ihm entgegen.
"Hi. Warum bist du hier?", fiel er direkt mit der Tür ins Haus.
Jenny zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, ich hatte Lust, dich zu sehen. Wie war der Auftritt?", fragte sie.
Liam nahm sich eine Sekunde, um sich zu freuen, dass sie ihn sehen wollte und dass sie alleine hier waren, dann beantwortete er ihre Frage. "Es lief sehr gut. Wir scheinen okay gewesen zu sein, das Publikum war jedenfalls sehr laut.", erzählte er und Jenny lachte.
"Oder sie wollten euch übertönen, weil ihr schrecklich wart.", überlegte sie, wofür Liam sie empört anguckte.
"Hey...", maulte er.
Jenny lachte wieder. "Ach Quatsch, so schlecht wart ihr bestimmt nicht. Außerdem ist das Publikum geblieben, also seht ihr zumindest gut aus.", fügte sie noch mit einem Augenzwinkern hinzu.
Liam errötete leicht und zuckte mit den Schultern. Er wusste so selten, was er auf solche Sprüche erwidern sollte. Und von Jenny kamen die oft.
"Ich wollte jetzt ins 'Atlantis' fahren, kennst du das?", fragte Jenny dann, Liam nickte. Das war eine gemütliche Bar mit großer Tanzfläche, wo sich viele Menschen tummeln konnten.
"Willst du mitkommen?", fragte Jenny weiter.
Das war eigentlich nicht Liams Plan für den Abend gewesen. Er hatte doch früh schlafen wollen, er war echt erschöpft gewesen. Aber jetzt hatte Jenny diesen Vorschlag gebracht und Liam wollte mit ihr den Abend verbringen. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie das enden würde, dieses eine Mal wollte er seine Pläne über Bord schmeißen und sich von Jennys Wirbelstürmen tragen lassen.
Also nickte Liam und Jenny grinste. "Klasse, auf geht's." Dann startete sie den Motor und brauste los.
"Was genau war das eigentlich für ein Auftritt? Eure Tour ist ja wohl vorbei?", fragte Jenny auf der Fahrt.
"Das war jetzt ein Event, sowas machen manche Firmen oder Organisationen von Zeit zu Zeit, der Medienrummel ist immer gut fürs Geschäft. Und dann suchen sie halt Leute, die da auftreten wollen. Wir waren jetzt nicht die einzigen dort, Bebe Rexha ist da zum Beispiel direkt nach uns aufgetreten.", erklärte Liam und Jenny nickte verstehend.
"Bebe Rexha, den Namen kenne ich. Ich glaube, ich mag einige Lieder von ihr."
Liam nickte und lächelte. "Ja, sie hat einige echt coole Sachen. Und von uns magst du nichts?" Liam drehte sich zu Jenny, bekam einen kurzen amüsierten Seitenblick von ihr.
"Ich kann nicht sagen, dass ich viel von euch kenne, aber was ich kenne, klingt okay. Vielleicht höre ich mir auf meiner nächsten Autofahrt mal was an. Ihr bekommt einen kleinen Sympathiebonus." Liam lachte auf und Jenny stimmte mit ein.
Jenny hatte Glück bei der Parkplatzsuche, sie fand einen nahe beim Eingang, stellte ihr Auto dort ab und schwang sich nach draußen. Liam machte es ihr gleich. Jenny hakte sich bei ihm unter und zog ihn fröhlich hinein und direkt zur Bar.
"Keine Ahnung, was du vorhast, aber ich bleibe alkoholfrei.", stellte sie klar, als sie dort ankamen. Sie musste laut reden, weil die Musik sie ansonsten übertönen würde.
"Ich auch. Mein Plan war eigentlich ein gemütlicher Abend. Das kann ich eh vergessen."
Jenny grinste ihn breit an, dann bestellte sie zwei Getränke an der Bar. Liam sah sich um und bemerkte einen Typen, der interessiert zu ihnen sah, vor allem zu Jenny. Ja, sie sah unglaublich aus, in ihrer kurzen Hose und ihrem engen Top, aber Liam wollte trotzdem nicht, dass sie so angeschaut wurde. Also legte er vorsichtig eine Hand an ihren Rücken, was Jenny mit hochgezogenen Augenbrauen kommentierte.
"Der Typ starrt dich an."
Jetzt grinste Jenny und nickte. Sie machte keinerlei Anstalten, seine Hand von sich zu schütteln. Sie nahm die Getränke entgegen und reichte ein Glas an Liam weiter. Sie stießen an und nahmen jeder einen Schluck.
Liam beobachtete Jenny, als ein Gedanke in seinem Kopf auftauchte. Jenny wäre auch ohne ihn hierher gekommen. War sie auf der Suche nach einem anderen Partner für eine Nacht? Der Gedanke versetze ihm einen Schlag vor die Brust. Aber dann fiel ihm ein, dass Jenny ja jetzt mit ihm hier war. Da würde sie sich ja wohl keinen anderen suchen. Aber das würde bedeuten, dass Liam selber der potentielle Partner war. Oder? Liam wurde heiß und er nahm noch einen Schluck. Was hatte Jenny vor?
"Was hattest du denn für deinen Abend geplant?", fragte Jenny, die von seinen Gedanken natürlich nichts wusste.
Liam zuckte mit den Schultern. "Ich habe noch ein Buch, das ich seit Wochen lesen will, aber ich komme nie dazu."
Jenny grinste. "Na, dann kann das ja auch noch ein bisschen länger warten.", meinte sie zwinkernd.
Liam lächelte unsicher. Er wusste nicht, was das hier werden sollte. Er konnte Jenny absolut nicht einschätzen. Für einen Moment wünschte er sich, dass er einfach zuhause geblieben wäre, um zu lesen und zu schlafen. Aber dann leerte Jenny vor ihm ihr Glas mit einem Zug und schaute ihn auffordernd an. Liam tat es ihr nach und dann nahm Jenny seine Hand und zog ihn mit sich zur Tanzfläche.
Liams Hand wurde warm und in seinem Magen kribbelte es, als würde dort eine Horde Ameisen durchspazieren. Sie fanden ein bisschen freien Platz für sich, aber es war nicht viel, sodass sie gezwungen waren, eng beieinander zu bleiben.
Jenny lachte fröhlich und bewegte sich rhythmisch zur Musik. Liam stieg mit ein, aber er sah sich immer wieder um, wollte die Leute abschrecken, die Jenny anstarrten. Sie machte eine gute Figur auf der Tanzfläche, sie hielt sich an keine Regeln, sie tat einfach, was sie im Moment fühlte. Und genau das war es, was bei ihr so elegant und energiegeladen aussah.
Allerdings ließ auch Jenny keinen Zweifel daran, dass sie nicht alleine hier war. Immer wieder grinste sie Liam an und bewegte ihren Körper nahe an seinem. Sie beachtete niemand anderen. Liam löste sich etwas und verlor seine Anspannung, als er Jenny so beobachtete.
Nach ein paar Liedern, zu denen sie ausgelassen getanzt hatten, umfasste Jenny Liams Arm und stellte sich auf die Zehenspitzen. "Ich muss mal.", rief sie über die Musik hinweg.
Liam nickte und schob sich mit ihr zusammen durch die Menschen auf die Toiletten zu. "Ich muss auch.", sagte Liam dann grinsend und sie betraten den kleinen Gang, an dem die Toiletten lagen.
"Leider müssen wir uns jetzt wohl trennen.", meinte Jenny und legte ihre Hand auf die Klinke der Tür zur Damentoilette.
"Es ist ja nicht für immer.", sagte Liam grinsend und Jenny lachte. Dann verschwand sie hinter der Tür und Liam lief zur nächsten.
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Hui, jetzt gehen sie schon zusammen tanzen ;) Wer will mit mir wetten, wie lange sie noch brauchen? xD
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Whirlwind [One Direction]
FanfictionIhr hellblauer Pick-up, die weiten Straßen Amerikas. Mehr braucht Jenny nicht zum Leben. Jedenfalls dachte sie das, bis sie in einer Nacht mitten im Nirgendwo zwei Sänger mit einem Motorschaden aufsammelt, um sie rechtzeitig zu ihrem Konzert zu bri...