Jenny fuhr nach Osten, sie hatte noch genügend Zeit, bis sie in Phoenix sein wollte, weshalb sie nun an Las Vegas vorbeifuhr in die Richtung des Grand Canyon-Parashant National Monuments.
Auf der Fahrt durch die karge Landschaft lenkte sie nichts von ihren Gedanken ab, die immer wieder zu Liam wanderten. Warum konnte er sie so gut fühlen lassen wie niemand anderes? Und warum konnte sie ihn nicht vergessen? Das war doch lächerlich. Jenny war seit Jahren alleine und schlug sich durch. Sie liebte es, unabhängig und auf sich alleine gestellt zu sein. Das durfte ihr niemand wegnehmen. Und trotzdem hatte Liam etwas, was Jennys Gedanken anzog, von seinem fantastischen Oberkörper mal abgesehen.
Aber solange es so lief wie bisher war es doch okay, oder? Sie hatten eine tolle Zeit zusammen, aber jeder hatte die Freiheit, das zu tun, was sie wollten. Und warum sollte sich daran etwas ändern?
Jenny überquerte die Grenze nach Arizona und konnte bald darauf die rauen Berge sehen, die sich vor ihr erhoben. Jenny würde nicht in die Berge fahren, dafür reichte ihre Ausrüstung zurzeit nicht, außerdem war es immer gefährlicher in den Bergen. Und sie wollte rechtzeitig in Phoenix sein, um Matt nicht zu verpassen. Deswegen würde sie einfach die Berge, die Landschaft und vor allem den unfassbaren Nachthimmel bewundern, bevor sie sich auf den Weg nach Süden machen wollte.
Gerade als sie ihren Kopf freibekommen hatte und einfach auf ihrer Ladefläche saß, um in die Ferne zu starren, da meldete sich ihr Handy. Sie schaute darauf und seufzte leise.
Liam schien ein Gefühl dafür zu haben, wann sie gerade nicht an ihn dachte. Er ließ nicht zu, dass sie ihn vergessen konnte. Er hatte ihr ein Foto von Louis geschickt, der einen Affen auf dem Arm hatte. ‚Louis möchte betonen, dass er nicht wie dieser Affe riecht' hatte Liam geschrieben, was Jenny leise lachen ließ. Jetzt war sie wieder neugierig auf das Musikvideo, das die Jungs drehten.
‚Das kann ich von hier aus nicht beurteilen', antwortete sie und schoss dann ein Foto von den Bergen vor ihr.
‚Willst du da hoch?', kam sofort die Frage von Liam, die mit ein paar erschrockenen Emojis ausgeschmückt war, und Jenny schmunzelte.
‚Nee, heute nicht. Dann wäre ich nicht rechtzeitig in Phoenix.' Das schien Liam zu beruhigen. Jenny fand es niedlich, dass er sich Sorgen um sie machte. Und dann war sie wütend auf sich, dass sie es niedlich fand.
Als es dunkel genug war, schickte sie ihm noch ein Bild von den schwarzen Bergen, hinter denen die Sterne schienen, und wünschte ihm eine gute Nacht.
~~~
Am nächsten Morgen war Jenny wütend auf sich selber, sie schrieben ja miteinander, als ob sie zusammen wären. Das war ganz sicher nicht, was Jenny wollte. Und sie tat nur, was sie wollte. Sie musste sich ablenken.
Also schwang sie sich wieder auf ihren Fahrersitz, um bretterte, so schnell es die Geschwindigkeitsbegrenzung zuließ, die Straßen entlang nach Süden, wo es nach Phoenix ging. Sie fuhr so lange, bis sie nicht mehr weit von Phoenix entfernt war, die Reise problemlos in einem Tag zurücklegen konnte. Und sie hatte noch zwei Tage. Also konnte sie heute Abend tun, was sie wollte. Und Jenny war davon überzeugt, dass irgendein ersetzbarer Typ genau das war, was sie wollte.
Also betrat Jenny den nächstbesten Club der Stadt, in der sie ihren Pick-up geparkt hatte. Flagstaff hieß die Kleinstadt, sie lag nördlich von Phoenix in Arizona. Sie bestellte sich Alkohol, bis sie einen guten Pegel erreicht hatte, sodass sie sich auf die Suche nach einem Opfer machte. Sie suchte nicht lange, ein Typ lächelte sie an und gesellte sich zu ihr an die Bar.
„Alleine?", fragte er und Jenny nickte, zwang sich zu einem Grinsen. Sie bestellte sich noch einen puren Wodka, was ihn zu amüsieren schien.
„Wen willst du denn vergessen?", fragte er schmunzelnd.
„Den besten Typen, der mir jemals über den Weg gelaufen ist.", antwortete Jenny und nahm einen kräftigen Schluck. Sie verzog ihr Gesicht und schüttelte sich, als der Alkohol in ihre Kehle brannte.
„Vielleicht solltest du ihn dann lieber nicht vergessen.", sagte der junge Mann.
Jenny musterte ihn eingehend. „Doch, ich muss ihn vergessen.", erwiderte sie trocken und schüttete den Rest des Alkohols hinunter.
Der Typ zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst. Soll ich helfen?", bot er ihn an und Jenny nickte bekräftigend.
Nur Sekunden später küsste er sie heftig. Jenny krallte sich in sein Shirt und zog ihn näher. Irgendwann musste sie doch etwas spüren. Und das tat sich wirklich. Ihr Magen fühlte sich an, als müsste sie sich übergeben. Seine Hände an ihren Seiten fühlten sich zu warm an, unangenehm. Alles in ihr schrie ihr zu, dass es falsch war. Fluchend löste sie sich von dem jungen Mann.
„Genau das meinte ich. Du wirst ihn sowieso nicht vergessen, es ist sinnlos, es zu versuchen. Vielleicht solltest du zu ihm gehen.", sagte er und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
Jenny knurrte und bestellte sich einen neuen Drink.
„Wenn du morgen nüchtern bist, solltest du vielleicht mal darüber nachdenken.", schlug der Typ vor. „Viel Spaß noch." Er lächelte sie freundlich an und verschwand dann zwischen anderen Menschen.
Jenny bekam ihr Getränk und nahm sofort einen großen Schluck. Verdammt. Vielleicht hatte der Typ recht. Wütend schüttelte sie ihren Kopf. Dann würde sie eben trinken, bis sie ihn vergaß.
Das klappte so weit ganz gut, bald schwankte Jenny aus dem Club zu ihrem Auto, das zum Glück in der Nähe stand. Der Gehweg schien sich vor ihr her zu schlängeln und die Straßenlaterne, neben der ihr Baby stand, wankte verdächtig.
Wie ein Pendel, dachte Jenny und kicherte. Aber falsch herum. Jenny kicherte noch etwas mehr, bevor sie über ihre Füße stolperte und auf ihre Motorhaube klatschte. Jenny blieb so liegen und breitete ihre Arme aus. Sie grinste dümmlich, während sie die Motorhaube ihres Pick-ups umarmte.
„Du bist mein Baby, ich brauche nur dich im Leben. Keinen blöden Typen. Kein Liam, nee nee", nuschelte sie ihrem Auto zu, dann stolperte sie zu ihrer hinteren Tür, kletterte hinein und knallte sie hinter sich zu.
„Upsi, hihi", gluckste sie und fiel auf ihre Rückbank.
„Ich brauche niemanden, nein. Kein Liam", betonte sie noch einmal während ihr die Augen zufielen. „Kein Liam... nee... Liam..."
Und dann schlief sie ein.
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Jenny ist also betrunken... xD
Glaubt ihr, sie hat ihre Lektion jetzt langsam mal gelernt?
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Whirlwind [One Direction]
FanfictionIhr hellblauer Pick-up, die weiten Straßen Amerikas. Mehr braucht Jenny nicht zum Leben. Jedenfalls dachte sie das, bis sie in einer Nacht mitten im Nirgendwo zwei Sänger mit einem Motorschaden aufsammelt, um sie rechtzeitig zu ihrem Konzert zu bri...