51. "Zwei Dumme, ein Gedanke"

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"Hi", sagte Jenny leise.

Liam drehte sich zu ihr herum, er holte gerade zwei Tassen aus dem Schrank. "Guten Morgen", erwiderte er genau so leise. Jenny biss sich auf die Lippe und vermied den Blick in seine Richtung.

Liam räusperte sich. Schweigend stellte er die Tassen auf den ansonsten bereits gedeckten Tisch. "Setz dich", murmelte er.

Jenny presste ihre Lippen zusammen und folgte seiner Aufforderung. "Danke", nuschelte sie.

Sie hörte das Ticken der Uhr, das in ihren Ohren verdammt laut klang, während sie still frühstückten. Jenny wollte am liebsten zurück ins Bett, sich dort verstecken und nie wieder herauskommen. So hatte sie es sich nicht vorgestellt. Sie wollte fröhlich sein, lachen, was auch immer. Beinahe zuckte sie zusammen, als Liam etwas sagte.

"Du bist mit dem Schiff gekommen." Er stellte keine Frage, das war eine Aussage. Jenny nickte und schluckte ihren Bissen herunter.

"Trotz...", setzte Liam an, kam aber nicht weiter.

Jenny seufzte leise, dann sah sie ihm direkt ins Gesicht. "Sprich es einfach aus. Irgendetwas zu verschweigen, bringt jetzt eh nichts mehr. Und alles ist besser als dieses ätzende Ticken. Ist deine Uhr kaputt?"

Kurz war es still, dann schnaubte Liam lachend. Jenny sah ihn noch vollkommen ernst an, dann musste auch sie grinsen. Ihr wurde wieder etwas wärmer ums Herz. Sie kicherte leise, biss sich auf die Lippe, hatte Angst, dass es zu laut war.

Liam blickte sie aus warmen Augen an und lachte leise. "Solange sie noch tickt, sollte sie funktionieren, glaube ich."

Jenny lachte und senkte ihren Blick. Sie spielte mit ihren Fingern an der Tischkante herum, bevor sie wieder hoch zu Liam sah, der sie beobachtet hatte. "Also, du bist mit dem Schiff gefahren, trotz deiner Angst?"

Jenny verzog leicht ihr Gesicht und nickte. "Ja, das bin ich. Fünf Tage lang. Horror." Liams Gesichtsausdruck schwankte irgendwo zwischen amüsiert und mitleidig.

Jenny musterte ihn kurz, dann schmunzelte sie. "Ich bin mir mittlerweile nicht einmal sicher, ob fliegen nicht die bessere Idee gewesen wäre. Es wäre schneller gegangen. Aber mein Pick-up."

Liam lachte leise. Ihr Pick-up. Ihre Liebe für dieses Auto amüsierte ihn, war eine dieser Eigenarten, die ihn dazu brachten, sie noch mehr zu lieben.

"Dann bist du seit fünf Tagen auf dem Weg hierher?", fragte er nach. Seit fünf Tagen reiste sie ihm hinterher. Er wünschte, sie hätte das Flugzeug genommen, dann hätte er fünf Tage weniger gelitten. Aber er wusste, dass Jenny sich nicht wohl dabei gefühlt hätte. Ohne ihr Auto zu kommen, wäre außerdem gar nicht Jennys Art gewesen.

"Ja. Vor sechs Tagen habe ich das Ticket gebucht. Also, Olivia hat das gemacht. Wills Frau", setzte sie hinzu, als sie Liams fragenden Blick sah.

"Du warst bei deinem Bruder?"

Jenny nickte und presste ihre Lippen zusammen. "Er kennt mich. Er wusste, was er sagen musste, damit ich erkenne, was mein Fehler war."

Liam kamen Tränen in die Augen, aber er schluckte sie herunter. Er atmete bewusst kontrolliert. Sie hatte ihm schon gesagt, dass es ein Fehler gewesen war, dass sie ihn in New York verlassen hatte, aber es nochmal zu hören, machte es nicht weniger emotional für ihn.

"Jodie, sie ist zwölf, hat mich gefragt, wieso ich so traurig ausgesehen habe. Ich habe ihr gesagt, ich hätte jemanden enttäuscht. Sie meinte, ich muss es wieder gut machen."

Liams Lippen zuckten, er drückte sie zusammen, aber Jenny sah das Glitzern in seinen Augen. Das alles nahm ihn genauso mit wie sie. "Es tut mir leid", wisperte sie. Auch Jenny kämpfte verzweifelt gegen die Tränen an.

Whirlwind [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt