Kapitel [62]

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Alarming message

Jimin P.o.V.

Seit drei Stunden liege ich schon hier auf meiner Couch, habe mich zwar von den bestürzenden Nachrichten von vorhin wieder beruhigt, verweile rücklings auf dem Polster und starre ohne jeglichen Fokus an die leicht verschmutzte Decke, lasse meinen Gedanken freien Lauf, versuche das zu verarbeiten, was sich vor knapp einer Stunde ereignete.

Warum ich nicht schon längst meine Koffer gepackt und das Weite gesucht habe, ist eine mehr als berechtigte Frage, die ich selbst nicht beantworten kann. Jeder Mensch, der bei klarem Verstand gewesen wäre, hätte schon lange das Land verlassen, hätte jeden Kilometer auf sich genommen, nur um der Gefahr zu entfliehen. Warum handle ich nicht auch so?

Wahrscheinlich, weil ich auf der einen Seite hoffe, dass sich da jemand nur einen Spaß erlaubt hat, mir einen Streich spielen wollte, es womöglich nur einer meiner Freunde war und ich mir deswegen unnötige Gedanken mache, doch auf der anderen Seite weiß ich ganz genau, merke es tief im Inneren, dass alles der Wahrheit entsprach. Dass das, was die Person zu mir sagte - mir mitteilte, der Wahrheit entsprach und es auch wahr machen würde.


Flashback eine Stunde vorher:

Das Klingeln meines Handys riss mich aus meiner Art Trance, in der ich den Fernseher fixierte, ohne der Handlung im Film meine Aufmerksamkeit zu schenken und ihr in irgendeiner Weise folgen zu können. Meine Augen blickten trüb auf das große Gerät, das knapp zwei Meter vor mir stand.

Verwundert, wer mich jetzt anrufen könnte, pausierte ich -warum auch immer- den Film, der mich zuvor auch nicht interessierte, nahm mein Handy in die Hand und sah, dass mich eine unbekannte Nummer mit der Vorwahl Südkoreas anrief.

Sollte ich hingehen oder so tun, als wäre ich nicht zuhause? Sollte ich dem unbekannten Anrufer eine Chance geben, nach einer anderen Person zu fragen, da er sich verwählt hätte oder sollte ich ihm diese Entscheidung gleich abnehmen, indem ich gar nicht erst den Anruf entgegen nahm? 

Nachdem ich mich für die zweite Variante entschieden habe, zog ich wieder meine Beine an meinen Körper heran, der trotz des heilenden Tees mit einer solchen Schlappheit ausgefüllt wurde, sodass ich mich echt wunderte, wie ich es heute morgen geschafft hatte, mich überhaupt auf den Beinen zu halten. War es tatsächlich nur schlechtes Essen, oder steckte doch mehr dahinter? Denn die Speise von Panda Express sah jetzt nicht unbedingt verdorben aus. Und ich denke wohl eher nicht, dass mich einer der Köche mit Absicht vergiftet hat...

Ich ließ den Film weiterlaufen, blickte wieder gedankenverloren auf den Bildschirm und schweifte unterbewusst zu den Nachrichten von Seoul Now. Konnte es tatsächlich wahr sein, dass es meinem Ex gelang aus der gut beaufsichtigten Psychiatrie abzuhauen? Er hatte es damals schon einmal geschafft...damals vor gut einem halben Jahr. Er hatte es für mich getan, obwohl ich nichts davon wusste...er wollte mich sehen...er wollte seinen Freund, der ihn nie in der Psychiatrie besuchte, sehen.. sein ein und alles. Doch diese Nacht endete nicht gut - für mich, für unsere Beziehung, für eine mir nahe stehende Person.

Doch was in dieser Nacht geschah, blieb in der Vergangenheit. Keiner, außer mir wusste so genau, was damals geschah...keiner, außer ich und meine derzeitig beste Freundin, die wie eine Schwester für mich war. 

Wie es ihr jetzt wohl gehen mag, dort wo sie jetzt ist? Ich sollte ihr vielleicht mal wieder einen Brief schreiben...auch wenn ich weiß, dass sie auf diesen nicht antworten würde.. nicht könnte. 

Sie war viel zu weit weg, als dass sie mein Brief hätte erreichen können, außerdem wüsste ich nicht wohin ich diesen adressieren sollte. Ihre Handynummer besaß ich nicht, da sie diese nach dem Vorfall sofort änderte. Sie brach vollkommen den Kontakt zu mir ab, baute sich ein neues Leben irgendwo in Europa auf...war endlich glücklich - zumindest hoffte ich dies.

𝐃𝐄𝐒𝐈𝐑𝐄 | kookmin ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt