Kapitel [71]

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Mixed feelings

Jimin P.o.V.

Mittlerweile hat sich Jungkook wieder beruhigt, seine Wangen sind zwar immer noch etwas von dem vielen Weinen gerötet, doch hat er seit längerer Zeit keine einzige Träne mehr vergossen und seine Augen erschöpft geschlossen, die sicherlich total brennen müssten.

Gleichmäßig atmend liegt er auf mir drauf, hat seinen Kopf direkt über meinem Herzen gebettet, dessen regelmäßiges Schlagen ihn in einen sanften Schlaf gewogen hat. Doch nicht wie Jungkook finde ich meine Ruhe und kann auch endlich ins Land der Träume sinken. Nein. 

Mir schießt immer wieder das Abbild meines, am Boden zerstörten Freundes in den Kopf, wie er mir weinend von dem Abschiedsbrief erzählt hat und dabei so verletzlich gewirkt hat, als würde er bei einem winzigen Hauch in tausend Teile zerspringen. 

Er vertraute mir sogar an, dass er damals zu seinem Dad gefahren ist, zu dem er eigentlich kein so gutes Verhältnis hegte. Dieser erzählte ihm dann die ganze Geschichte über seine Mum, wie es eben so weit kommen konnte, dass sie keinen weiteren Ausweg mehr fand, als alles zu beenden.

Dabei solle sein Vater anscheinend sehr gefasst gewesen sein, als er die Nachricht vom Tod seiner Exfrau erhalten hatte, da er meinte, dass er es insgeheim schon vermutet und sich damit abgefunden hätte. Und genau das ist es, warum Jungkook seinen Vater nicht ausstehen konnte und es jetzt immer noch tut.

Er nahm Dinge viel zu schnell hin, war nahezu gefühlskalt und ließ sein Leben einfach an sich vorbeiziehen, ging mit einer gleichgültigen Einstellung durch die darauf folgenden Jahre und vergaß dabei seinen Sohn, dem das alles nicht so leicht viel, wie ihm selbst.

Mich lässt es einfach nicht los, was in Jungkooks Leben alles passiert ist, welches sogar meinem Konkurrenz machen könnte. Und da wären wir schon beim nächsten Punkt, über den ich mir gerade den Kopf zerbreche. Ich sollte Jungkook so langsam auch mal was von meiner Vergangenheit erzählen, von der ich zwar nicht gerne rede, aber irgendwann muss er es ja erfahren. Und ich denke, ich bin jetzt an diesem Punkt angelangt, an dem es okay für mich ist, darüber zu sprechen.

"Jimin", nuschelt er plötzlich und krallt sich fest in mein Shirt, weshalb ich schützend den Druck um seinen Körper verstärke, immer wieder sanft über seinen Rücken streiche, wobei ich beruhigende Worte in sein Ohr murmle. Unruhig dreht er seinen Kopf auf die andere Seite, schlägt urplötzlich seine Augen auf, richtet sich kerzengerade im Bett auf und blickt sich verwirrt im Zimmer um.

"Hey Kookie, alles ist gut", flüstere ich und ziehe ihn an der Hand wieder zu mir runter, sodass er wieder in meinen Armen liegt und sein Ohr auf meinen Brustkorb gedrückt hat. So langsam habe ich herausgefunden, dass es ihn unheimlich beruhigt, wenn er einem schlagendem Herzen zuhören kann und durch das regelmäßige Pochen augenblicklich herunter fährt. 

Meine Theorie ist, dass man das Schlagen eines Herzen nicht einfach so zum Stoppen bringen kann, es immer in seinem Rhythmus bleibt und einem somit immer das Gefühl der Unaufhaltsamkeit vermittelt. Es hat seine eigene Sprache erfunden, braucht keine Worte um die Zuneigung zu einem geliebten Menschen auszudrücken.

"Jimin es ist so schwer, ich schaffe es nicht...", wispert er nach ein paar Minuten, -in denen ich glaubte, er wäre wieder eingeschlafen- in das dunkle Zimmer hinein, weswegen ich fragend meinen Blick auf ihn richte und mit der einen Hand über seine Taille streiche.

"Was schaffst du nicht?", frage ich unwissend, was er jetzt genau meinen könnte und halte kurz in meiner Bewegung inne.

"Das mit dem Rauchen aufhören. Ich kann dem Drang einfach nicht widerstehen...bitte sei mir nicht böse...", spricht er das aus, was ihn bedrückt. Um ehrlich zu sein, hätte ich es auch erahnen können. 

𝐃𝐄𝐒𝐈𝐑𝐄 | kookmin ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt