Kapitel [2]

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Home sweet home

Jimin P.o.V.

Als wäre es nicht schon schlimm genug gewesen, meine zwei Koffer ganze 4 Stockwerke nach oben zu schleppen, für was ich wohlgemerkt 10 Minuten gebraucht habe, höre ich auch noch, als ich oben ankomme, laute Geräusche aus der Nachbarwohnung, die ich aber nicht so ganz identifizieren kann.

Klingt irgendwie schmerzerfüllt? Oder doch anders? Kein Plan.

Da ich aber nicht unhöflich sein will und den Nachbarn -bei was auch immer- nicht unterbrechen will, gehe ich erstmal auf meine Wohnungstür zu und schließe diese daraufhin auch schon auf.

Da bin ich ja schon mal gespannt wer mein Nachbar ist...

Langsam trete ich durch die nun geöffnete Tür und stelle meine Koffer im Eingangsbereich ab. Helle Sonnenstrahlen fallen durch das große Fenster mit dem kleinen Balkon gegenüber der Eingangstür auf den Flur und erfüllen diesen somit mit Wärme.

"Omg geil, ich hab einen Balkon!", freue ich mich wie ein kleines Kind und laufe auch schon begeistert auf den Balkon zu, wobei ich leicht ausrutsche, mich aber zum Glück wieder fange und zur Balkontür schlittere.

Mit Schwung öffne ich die Balkontür, trete hinaus in die frische Abendluft und ziehe ihren Duft kräftig ein. Ratet mal wer safe jeden Abend draußen sein wird und hier rumgammeln wird? Haha richtig ich! Ich liebe es einfach draußen zu sein, frei zu sein, seine Ruhe zu finden, ohne Druck, ohne alles...

Da ich den Rest der Wohnung aber auch noch nicht live gesehen hatte, sondern nur online über eine Website, beschließe ich sie mir erstmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie ist zwar nicht wirklich groß, aber für mich reicht sie vollkommen aus.

Eine Küche mit einer kleinen Kochinsel in der Mitte, ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen, einem Kühlschrank, zwei kleinere Fenster, die noch etwas Licht in die Bude bringen und am anderen Ende des Raumes ein kleines, schwarzes etwas älteres Sofa mit einem Fernseher davor, was wohl das Wohnzimmer darstellen soll.

Hoffentlich geht die alte Schüssel, denn ohne Fernseher werde ich safe verrecken.
Bitte, lass dieses Teufelsding funktionieren, damit ich in Ruhe Fernseh glotzen kann!

Ein leeres Regal steht auch noch an der Wand und das war's dann auch schon von dem Wohnzimmer.
Da muss ich auf jeden Fall noch bisschen was kaufen und Bilder an die Wände hängen, damit es nicht mehr ganz so kühl wirkt. Eine neue Zimmerfarbe wäre auch nicht schlecht, weil kotzbraun jetzt nicht gerade meine Lieblingsfarbe ist. 

Geradeaus wieder durch den Flur und danach rechts, gelange ich in mein Schlafzimmer, in dem aber enttäuschender Weise leider kein Bett steht, sondern nur eine kleine weiße Kommode. Warum?! Ich brauche doch mein Bett!! Was soll das?! Innerlich fange ich beinahe an zu weinen, da ich mir jetzt auch noch komplett neue Möbel kaufen und alles ganz alleine zusammenbauen darf.

Außer-
Nein meinen Nachbarn werde ich definitiv nicht um Hilfe fragen!

Das einzig positive meines Schlafzimmers sind die Fenster, aus denen man einen unglaublichen Blick auf die Stadt hat und natürlich das daran angrenzende Bad, das durch eine weiße Tür zu erreichen ist.

Genau gegenüber, wenn man reinkommt ist eine etwas größere Dusche, eine kleine Badewanne daneben und ein Waschbecken mit einem großen Spiegel und was halt sonst noch alles zu einem Bad dazugehört. Eigentlich ist alles recht modern eingerichtet- bis jetzt.

Da in meinem Schlafzimmer ja tote Hose ist, trete ich wieder zurück auf den Gang und kann eine weitere weiße Tür genau gegenüber ausmachen.

Wohin diese Tür wohl führt? Zu meiner Enttäuschung stellt sich dieser Raum aber nur als kleine Abstellkammer heraus, die der Vormieter anscheinend nicht für nötig hielt auszuräumen; war ja klar, dass noch mehr Arbeit dazu kommt.

Genervt rolle ich mit den Augen und schiebe den Krempel etwas auf die Seite, um eventuell etwas brauchbares darin zu finden, doch das Einzige, was mir entgegen springt, sind tausende von Spinnen, die sich dort über die Jahre gesammelt haben. 

Erschrocken und leicht angeekelt schlage ich die Tür auch schon wieder zu und entschließe mich dazu, -da ich eh nichts besseres zu tun hatte- einfach das, was in die kleine Kommode in meinem Schlafzimmer rein passt, einzuräumen und mache mich deshalb auch schon auf den Weg zu meinen Koffern.

Leider sind die lauten Geräusche, die von meinem Nachbarn stammen immer noch nicht verstummt, die sich langsam als Stöhnen identifizieren lassen. WTF!! Dünne Wände? Geil. Nicht.

Stöhnen von zwei Männern...
Naja wenigstens bin ich dann nicht alleine gay, zucke ich mit den Schultern.
Vielleicht kann ich ja auch mal mit ihm ne Nummer schieben voraussichtlich er hat keinen festen Freund, aber andererseits mach ich so einen Kinderkram ja eh nicht mehr, ich bin ja schon schließlich 24, ich sollte wenn dann schon was Festes aufbauen! Aber ein bisschen Spaß könnte definitiv auch nicht schaden. Alter was denk ich da bitteschön?!

Da das Gestöhne der Beiden mir gerade aber immer noch so dermaßen auf den Sack geht, mache ich mich kurzerhand auf, stelle mich vor die Wohnungstür meines Nachbars und beginne energisch zu klopfen.

Doch ich höre nur ein letztes, lautes, langgezogenes Stöhnen und danach ist es zum Glück still. Na gut dann hätte sich das wohl auch erledigt! Oh mein Gott, das ist mir jetzt irgendwie peinlich sie beim Sex oder was auch immer sie dort getrieben haben, gehört zu haben und merke, wie mir das Blut auch schon in den Kopf schießt.

Also schlendere ich schnell wieder zurück in meine Wohnung und beginne damit, einen meiner Koffer auszuräumen, da aber in der Kommode nur Platz für den Inhalt eines Koffers ist, stelle ich den Zweiten einfach daneben.

Ganze 10 Minuten hat die Stille angehalten, bis ich einen etwas lauteren Wortwechsel aus machen kann. Ich muss schon sagen diese Wohnungen habe ja die dicksten Wände! Doch leider kann ich nur Fetzen von dem Gespräch verstehen.

'..es...wirklich...fühle...dasselbe...'
'...können...versuchen?'
'...ich fühle....versteh das bitte'
'Aber...Liebe...dich'
'...mir...tut...es auch weh dich so zu sehen...'

Danach verstehe ich leider gar nichts mehr und kurz darauf knallt auch heftig die Türe meines Nachbars zu. Lief wohl nicht so gut. Aber das kann ja mir egal sein.

Müde lege ich mich auf die schmale Couch und ziehe die dünne Decke die ebenfalls auf dem Sofa lag über mich. Da es draußen eh noch bestimmt 25 Grad hat, ist mir auch nicht kalt und ich verfalle ziemlich schnell in einen ruhigen Schlaf.

. . .

Nächster Morgen, ich werde von meinem tollen Nachbarn geweckt, was ich echt übertrieben freundlich von ihm finde... nicht.



𝐃𝐄𝐒𝐈𝐑𝐄 | kookmin ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt