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Mom kam am Dienstag aus der Klinik, nur um sich von einem Autositz aus von uns zu verabschieden.
Jetzt ist sie zur Kur. Eine weitere Entschuldigung weit weg von uns zu sein.
Und ich liege in meinem Zimmer, fühle mich wie der einsamste Mensch auf der Welt. Zurückgelassen.
Und was mache ich?

Ich greife nach meinem Handy, ignoriere die Nachrichten von Jess und AJ und schreibe Jace.
Und er antwortet nicht.
Jedenfalls nicht gleich. Erst eine Stunde später.
'Hey, kleine Ophelia.'

'Wie bist du eigentlich auf diesen Namen gekommen?', tippe ich eilig zurück.
Meine Finger fliegen geradezu über die Tastatur.
'Manchmal stehst du einfach so da, mitten im Geschehen und siehst klein und verloren aus.'
Meine Lippen pressen sich zu einem Strich zusammen. Es ist nicht fair, wie sehr diese Nachricht gerade der Wahrheit entspricht.

'Auf eine niedliche Art und Weise', schickt er schnell hinterher.
'Du vergleichst mich aber nicht mit einem Kind, oder?'
Ich wische mir eine Träne von der Wange und lachte auf, als seine nächste Nachricht eintrifft.
'Nein, keine Sorge. Ich sehe in dir immer noch eine bezaubernde junge Frau. Kein Kind :)'

Ich starre auf den Smiley. Wünschte, ich könnte ihn jetzt lächeln sehen.
Ich lege mein Handy neben mich und schaue wieder hoch zur Decke, wie ich es die ganze letzte Stunde getan habe.
Eine Vibration dringt bis zu meinen Ohren vor.

'Hast du heute noch Zeit?'
'Ja!'
Ich ziehe eine Grimasse, als mir das Ausrufezeichen plötzlich zu bedürftig vorkommt.
'Komm zum Gunflint Trail Park. Ich warte dort auf dich.'

Bin ich bereit, ihn heute noch wiederzusehen?
Nein.
Dennoch schwinge ich mich aus dem Bett und greife meine Jeansjacke aus dem Schrank.
Ich mache mir nicht die Mühe, meine Leggins gegen eine andere Hose zu tauschen und ziehe die Jacke einfach über mein rotes T-Shirt mit dem gerüschten Kragen.

Ich verlasse das Haus auf Zehenspitzen.
Dad sitzt in der Küche bei einem verspäteten Mittagessen und unterhält sich mit Mirella.
Ich höre nur, wie er sie dazu anhält einen Catering-Dienst für meinen Geburtstag zu buchen.
Ich schlage die Augen nieder und greife nach meinen Sneakern.

An meinem einundzwanzigsten Geburtstag wollten Mom und ich ans Meer fahren.
Ganz allein. Weil ihr kleines Mädchen dann volljährig wäre und sie noch einen Tag mit mir in einer Welt verbringen wollte, in der ich noch ihr kleiner Liebling war - jedenfalls hat sie das immer gesagt.

Jetzt bin ich in der bitteren Realität angekommen und sehe, was aus unseren Plänen geworden ist.
Ich bin viel zu schnell erwachsen geworden. Lange vor meinem einundzwanzigsten Geburtstag.
Ich werfe einen letzten Blick Richtung Küche und höre Dads Lachen.
Mit einem Schnaufen und zusammengezogenen Augenbrauen ziehe ich die Haustür hinter mir zu.

Es ist gerade einmal vier Tage her, dass Jace hier gestanden hat.
Ich halte inne und blicke an die Hauswand, an der er sich mit letzter Kraft verzweifelt festgeklammert hat.
Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.

Ich weiß, dass es nicht nur an meinem neuen Auto liegt.
Er ist mir ausgewichen und aus dem Weg gegangen, weil er nicht wollte, dass ich ihn sehe.
Verletzt und nicht in der Lage mir sein breites Lächeln zu präsentieren.
Um so dringender muss ich ihn jetzt sehen.

Die Luft riecht nach frischem Regen und ich fülle meine Lungen.
Der fabrikfrische weiße Lack des Minis glänzt mir entgegen, vereinzelte Regentropfen perlen an ihm ab. Ich kann immer noch nicht glauben, dass mein Mini zu Schrott gepresst wurde.
Ich fahre mit lauter Musik aus unserer Einfahrt, biege nach links ab und die Sonne blendet mir in die Augen. Eigentlich ist heute ein wunderschöner Tag, der weder von meinem Vater noch von meinen Nackenschmerzen ruiniert werden sollte.

Die nassen Bürgersteige erstrahlen wie flüssiges Silber und die Passanten darauf, wirken beim Vorbeifahren auf mich wie schwarze, unproportionale Striche.
Die Bäume sind endlich mit frischen, zarten, grünen Blättern bestückt und hüllen mich auf einigen Straßen in einem grünen Tunnel ein.

Ich hege trotz allem die Hoffnung, dass der Frühling nach diesem langen Winter einen Neuanfang symbolisiert.
Nicht nur für die Natur, sondern auch für mich.
Und das ich gerade auf dem Weg zu meinem Neuanfang bin.

Der Gunflint Trail Park ist nur wenige Minuten von der Innenstadt entfernt und als ich den Mini auf den Parkplatz lenke, ist die empfundene Wut und Frustration der letzten Tage fast vergessen.
Sonne und Wolken spielen ein wildes Lichtspiel, verwandeln den Weg vor mir in ein Mosaik von hell und dunkel.

Jace ist nicht am Parkeingang.
Doch mittlerweile bekomme ich keine Zweifel mehr, wenn ich Jace nicht sofort an einem vereinbarten Ort antreffe.
Meistens taucht er irgendwo auf.

Und heute entdecke ich ihn abseits der weit ausladenden Rasenfläche am Rande des von Bäumen gesäumten Weges.
Ich hebe die Hand. Er hat mich schon längst gesehen. Ein Ziehen breitet sich in meinem Körper aus.
Ich renne das letzte Stück über den hellgrünen Rasen auf ihn zu und falle ihn um den Hals.

"Hey", sage ich atemlos.
Nicht, weil ich gerannt bin, sondern weil ich in seine Augen blicke.
Sein rechtes Auge ist wieder geöffnet, aber immer noch angeschwollen und von ungesunden Farben umrandet. Aber das raubt mir nach einer Weile nicht mehr den Atem. Der Schatten eines Dreitagebartes tut es.

"Hey", grinst Jace.
Seine aufgeplatzte Lippe ist gut abgeheilt und von getrocknetem Blut versehen.
Das Lächeln, welches er mir schenk, ist fast so breit wie sonst.
"Du siehst besser aus", sage ich zur Begrüßung.

Ich mustere seine Stirn. Das Pflaster von seiner Schläfe ist verschwunden.
Der Verband an seiner Hand ist immer noch da. Allerdings völlig verschmutzt und zusammengeknotet.
Jace sieht mich fragend an, als mein Gesicht sich aufhellt und ich in meiner Tasche krame.

"Hier", schmunzle ich und reiche ihm einen frischen Verband.
Dankend nimmt er ihn entgegen.
"Kriege ich eine Antwort, wenn ich dich jetzt frage, wie es dir geht?"
Ich lege den Kopf schief, kneife die Augen zusammen, als Jaces Gesicht von der Sonne angestrahlt wird.

"Lass uns dahinten unter die Bäume gehen."
Er leckt sich über die Unterlippe und macht einen Schritt zur Seite. Etwas enttäuscht folge ich ihm. Aber mit einer ehrlichen Antwort habe ich sowieso kaum gerechnet.
Wir verfallen in einen schlendernden Schritt und ich mustere Jaces dunkelbraunes Shirt - unauffällig wie ich hoffe, aber das Zucken seines Mundwinkels verrät, dass er meine Blicke bemerkt.

Ich mag diese Farbe an ihm und die Art wie der Stoff sich um seine Schultern schmiegt, danach locker um seine Arme liegt, nur ab und an seine Haut berührt.
Der Kragen wäre weit genug, um seine Schulter zu inspizieren; nach Verletzungen und Tattoos.

"Mir geht es gut. Und weh tut eigentlich nur noch das hier", bringt Jace in ruhiger, tiefer Stimme heraus, als wir beinahe an der Reihe Eichen angekommen sind und zeigt dabei auf seinen Hüftknochen.
Unsere Augen treffen aufeinander.

"Das ist gut, sehr gut sogar."
Jace hebt eine Augenbraue und schüttelt dann lachend den Kopf.
"Setzen wir uns", sagt er und deutet auf den Stamm einer massiven Eiche.
Ich beobachte ihn dabei, wie er sich ins feuchte Gras fallen lässt, sich gegen den Stamm lehnt, kurz zu mir hochschaut und dann die Augen schließt.

Er sieht so glücklich aus, so friedlich.
Ich bleibe etwas zu lange vor ihm stehen, um ihn zu betrachten.
Er öffnet ein Auge und blinzelt zu mir hoch.
"Ich werde dich jetzt ganz sicher nicht hier runterziehen, setzen musst du dich schon allein."

Wieder schafft dieser junge Mann es, meine Mundwinkel zu heben, lediglich mit Worten und diesem Blick.
Diesem Blick, der sich irgendwo tief in meinem Inneren verliert.

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Song: Deja Vu - Olivia Rodrigo

I am obsessed with this song! damn. Okay well ... hi! :3 how is everyone doing?

Someone hit me up on Instagram and that someone wants to sell tickets for Girl in Red. Original pirce. dO I beLIeVe thaT?!?! No. but i want to believe it, weil ich zum Konzert will xD

Aber dieser Person ist sofort verstummt, als ich Bilder von den Karten wollte. Nice try buddy... Die Welt ist so gemeingefährlich :(

Idk aber ich mag dieses Kapi (und die folgenden) Der Vibe ist so... wholesome ... i don't know. Hoffe, ihr fühlt das so ähnlich hrhr

All my Love,
Lisa xoxo

almost Hate [ᴬ ᴸᵒᵛᵉˢᵗᵒʳʸ]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt