57.

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Ich atme ein letztes Mal ein, bevor ich die Stimme erhebe. Sie ist rau, klingt fremd in meinen eigenen Ohren.
"Lass dir von mir helfen."

Jace greift nach meiner Taille und seufzt tief, blickt mir aus unergründlichen Augen entgegen.
Ich warte, verschweige die Worte, die ich ihm noch sagen will.
"Wenn du mir hilfst, wirst du jemanden brauchen, der dir hilft, denn dieser jemand kann ich nicht sein."

Ich halte inne.
"Kannst du aufhören in Rätseln zu sprechen?"
Ein letzter Blick, dann löst er sich von mir, lässt mich auf dem Esstisch zurück.
Meine Füße baumeln über dem Boden und ich betrachte die braunen Ränder an den Sohlen.

Jace entfernt sich und ich höre, wie er das Schlafzimmer betritt.
Plötzlich tritt mir beim Gedanken an das Doppelbett erneut die Röte ins Gesicht.
Ich rutsche vom Tisch und folge Jace. Als ich über die Türschwelle zu ihm trete, knarrt der Holzfußboden.

Er steht mit angespannten Schultern vor dem Bett, die Arme verschränkt.
Die Sonne fällt durch das Fenster rechts von uns und taucht das Zimmer in ein gelbes Licht.
Jennifer hat die Wände in einem fast nicht sichtbaren Gelbton streichen lassen, um genau eine warme Atmosphäre zu kreieren.

Ich schmunzle, als ich die Sonnenblumen, die wir vor fast einem Jahrzehnt zusammen auf einem Flohmarkt gekauft haben, neben dem Kleiderschrank hängen sehe.
"Du wirst mich sowieso nicht in Ruhe lassen, oder?", erhebt sich seine tiefe Stimme.
Ich spanne mich an.
"Na ja ... Das habe ich in nächster Zukunft tatsächlich nicht vor", gebe ich nach einer Weile zu.

Jace dreht sich zu mir um.
Als seine Augen über mich gleiten, lässt er seine Arme fallen.
"Nein. Ich meine, du wirst mich hier sowieso nicht in Ruhe lassen", sagt er und deutet dabei auf seinen Kopf.
Mein Mund klappt auf, doch ich fasse mich schnell wieder, was ihn auflachen lässt.

"Ich kriege dich da nämlich nicht mehr raus."
Er grinst.
"Und was ist aus das-mit-uns-war-ein-Fehler geworden?", frage ich und wickle mit meinen Fingern einen langen, weißen Faden meiner Shorts auf.

Jace ist in einem Schritt bei mir und greift sachte nach meiner Hand. Ich verliere den Faden.
"Nur weil es ein Fehler ist, heißt das nicht, dass es sich nicht richtig anfühlen kann."
Da ist wieder mein Jace.
Erleichtert sehe ich ihn an und lasse zu, dass er meine Hand an sich zieht.

"Ich will dich einfach nicht verletzen", sagt er so leise, dass ich mir sicher bin, wenn ich nur einen Schritt von ihm entfernt gestanden hätte, es nicht gehört zu haben.
Genauso, wie ich den Faden um meine Finger verloren habe, verliere ich jetzt auch mein Schutzschild.

Ich lasse meine Mauern fallen und akzeptiere den Fakt, dass Jace sowieso schon mehr über mich weiß, als ich es zugeben will. Also mache ich mich verwundbar, gebe zu, wie verwundbar ich bin.
Mein Atem zittert, als sich meine trockenen Lippen teilen.
"Du verletzt mich nur, wenn du gehst."

Nach diesen Worten entlasse ich die Luft aus meinen angespannten Lungen, die ich unbemerkt angehalten habe.
Grüne Augen huschen zum Fenster, dann zurück zu mir und zu meinen Fingern, die sich um seine raue Hand schlingen.

Ich will ihn aufhalten, bei mir halten.
Da ist dieses Gefühl, dass ich nicht beschreiben kann. Ich weiß einfach, dass das hier das Richtige ist.
Die Sonne scheint intensiver ins Zimmer. Die kleinen Wolken am Himmel scheinen sich aufgelöst zu haben.
"Bist du dir sicher?", stößt Jace unter gepresstem Atem hervor. "Ich meine ..., das ist eine Wohnung. Ich ..."

"Jace", hauche ich und lege meine freie Hand an seine Wange.
Ich kann kratzige Bartstoppeln spüren, die noch nicht sichtbar sind.
"Du brauchst dir gar keine Mühe zu machen, mir das hier auszureden. Hör auf dich zu wehren ... gegen ..."
Ich schlucke.

"Gegen was auch immer da zwischen uns ist. Du hättest eben überlegen sollen, bevor du mir meine Handtasche entrissen hast."
... Und damit deine Geschichte zu meiner gemacht hast.
Eigentlich wollte ich mit diesen Worten die Stimmung erheitert, aber es ist mir nicht gelungen.

Ich drücke seine Hand, ganz kurz.
Dann lasse ich ihn los und mache einen Schritt zurück.
Das hier ist viel, überfordernd, das verstehe ich.
Jace braucht Zeit.

Ich werfe ihm einen letzten Blick zu, bevor ich in den Flur heraustrete.
Lange Finger über Druck auf meine Haut aus.
Unsicher schaue ich hoch in ein gebräuntest Gesicht, das von wilden Locken umrahmt wird.
"Danke."

Ich schlage die Augen nieder und lächle.
Ein Bitteschön ist nicht nötig. Die Art wie sein Daumen über meinen Handrücken fährt, sagt mir, dass er Bescheid weiß.
Ich bin schließlich dabei, ihm ein Stück Sicherheit zurückzugeben.

Und das, obwohl ich nicht mal weiß, wie lange er auf der Straße gelebt hat.
Jace hat recht gehabt, als er sagte, dass ich ihn kaum kenne.
Aber das wird sich ändern. Das weiß ich, genauso gut wie er.

Ich lasse ihn allein.
Im Wohnzimmer lasse ich mich auf das Sofa sinken und lausche der Stille.
Sie ist anders, als die in unserem Haus. Sie ist erfühlt von Wärme und Geborgenheit. Von unerzählten Geschichten und unbeschreiblichen Emotionen.

Ich blicke zum Fenster, hoch zum blauen Himmel, der eins mit der Zimmerdecke zu sein scheint.
Ich lehne mich zurück und atme tief ein.
Das hier wird eine Menge Arbeit.
Jace braucht einen Job. Ich muss ihm Haushaltsgeld geben, ohne das meine Eltern etwas davon mitbekommen.

Mom ist nicht mein Problem, wer weiß, wie lange sie zur Kur bleiben wird.
Dad ist mein Problem. Er wird irgendwann merken, dass meine Finanzen nicht stimmen und dass ich weniger Zuhause bin. Denn ich habe vor, die meiste Zeit meiner Freizeit hier mit Jace zu verbringen.

Der Gedanke daran lässt mich verträumt lächeln.
Doch dann sind da wieder Dad und Benno in meinem Kopf.
Kann ich Benno überhaupt tagsüber so lange allein lassen? Es ist kein Geheimnis, dass ich eine Aufsichtsperson für ihn bin, solange Dad arbeitet.

Ich schließe die Augen.
Ein Schritt nach dem anderen, denke ich.
"Du siehst hübsch aus, wenn du loslässt."
Jaces Stimme reißt mich aus meinen Überlegungen und lässt mich auflachen.

Er steht mit schief gelegtem Kopf in der Tür.
"Du siehst so aus, als gehörst du hier her", merke ich an, was ihn die Augen verdrehen lässt.
Ich kichere.
"Du aber auch", entgegnet er. "Was werden deinen Eltern nur sagen, wenn sie herausfinden, dass du einen Streuner aufgenommen hast und ihn durchfütterst?"

Ich beiße auf meine Zunge.
"Verschwinde aus meinem Kopf", sage ich.
"Zu spät."

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Song: growing up is getting old - Victoria

Helloo :)

I hope u had a lovely sunday. Ich werde mich jetzt ans neue Kapi für morgen setzten.

Heute musste ich leider unseren einen Fliederbusch zurückschneiden /absägen xD
Den hat nämlich der Frost im Winter mitgenommen ... There u had your random fact about my day xD

Was habt ihr heute so gemacht?

All my Love,
Lisa xoxo

almost Hate [ᴬ ᴸᵒᵛᵉˢᵗᵒʳʸ]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt