"Wirklich Malfoy, ein Weasley? Wie kann man nur so tief sinken?!"
"Noch tiefer und er kann dem Blutsverräter einen blasen."
"Pah, selbst der würde eine Schwuchtel niemals ran lassen!"
"Du bist Astoria Greengrass versprochen, vergiss das nicht."
Draco war allein in seinem Schlafsaal. Die verbalen Ohrfeigen hatte er alle selbst ausgeteilt und leidend eingesteckt. Denn es stimmte. Alles davon. Draco's Verstand war wie ein Messer: Scharf und gnadenlos. Was der junge Malfoy dachte, stimmte fast immer und mit den unschönen und meist schmerzhaften Wahrheiten musste er dann irgendwie lernen klar zu kommen.
Es war nie einfach, besonders wenn es um Gefühle -Schwächen!- ging.Die Tatsache, dass Draco -Draco Malfoy- in einen Blutsverräter verliebt war, war allein schon ungeheuerlich. Dazu noch, dass es ein Junge war und ein Weasley. Mutter Morgana, es war Harry Potter's bester Freund! Ron Weasley mit seiner scheinbar unendlichen, und auch bei Slytherins sehr geschätzten, Loyalität und seinem immensen Talent in Sachen Strategie und Taktik. Mit seinem niedlichen Lächeln, bei dem sich kleine Grübchen bildeten, wenn Ron und Potter sich im Unterricht unterhielten. Die Art, wie Ron sich sofort, wenn auch vermutlich unterbewusst, ein wenig vor seine Freunde stellte, beim leisesten Anzeichen von Gefahr.
Draco fragte sich, warum er Ron Weasley früher nie so wahrgenommen hatte, und ob es einfacher gewesen wäre. Aber er hatte seine Gefühle erst dieses Jahr wirklich bemerkt, als Ron und dieses Schlammblut Granger sich näher zu kommen schienen. Etwas, das Draco rasend machte, wenn er die beiden zusammen sah, und ihn wieder in das alte Muster zurück fallen ließ, Muggelgeborene Schlammblüter zu nennen. Draco's reines Blut -diese Gedanken sollte er wohl auch bald loswerden- kochte jedes mal vor Wut, wenn er seinen Ron mit Granger tuscheln sah. Wenn Draco dann seine "Freunde" und seine Versprochene ansah, stieg immer nur eine dumpfe Leere in dem Blonden auf.
Draco seufzte, und diese Lockerung seiner sonst marmornen Fassade gestattete er sich nur, weil niemand ihn beobachten oder hören konnte. Er könnte alles haben, alles, was für ihn und seine Familie wichtig war: Eine Frau und einen Erben, Untergebene und noch mehr Geld und Ansehen für das noble Haus der Malfoys. Doch bei diesen Gedanken drehte sich Draco der Magen um. Nein, das wollte er nicht. Er wusste, was er wollte, hatte es gesehen. Draco hatte den Spiegel Nerhegeb gefunden und sofort gewusst, was es war. Er hatte sich erst nicht getraut, hinein zu sehen -Was wusste er schon, was sein Innerstes sich wünschte?- aber er hatte es doch getan. Und er war geschockt gewesen.
Er hatte sich selbst gesehen. Der Draco im Spiegel sah zufrieden aus, glücklich und vollkommen ausgeglichen. Doch die Menschen, die hinter und neben ihm standen, die für sein Glück verantwortlich waren... Sein Vater stand links hinter Draco. Eine Hand war auf Draco's Schulter gelegt, und er nickte anerkennend. Seine Mutter, Narzissa Malfoy, stand neben ihrem Mann auf Draco's anderer Seite. Sie strahlte ihn an und wirkte entspannter als ihr Sohn sie je gesehen hatte. Und neben seinem Spiegelbild, da stand Ron Weasley. Seine roten Haare schienen noch roter, im direkten Vergleich mit den Malfoys, und er lächelte verliebt. Draco's Ebenbild blickte hinunter auf seine Hand, die mit der des Weasleys verschränkt war, und sein Lächeln wurde noch ein wenig breiter.
Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte, und Draco war mit einem nicht sehr Malfoy-haften Schrei aus dem Raum gestürmt.
Nun, fast vier Monate später, hatte Draco sich mit seinen Gefühlen für Ron Weasley wenigstens vertraut gemacht. "Akzeptiert", das war ein starkes Wort. Zu stark. Denn wie konnte Draco etwas akzeptieren, das auf so viele Arten falsch und verboten war?
Er durfte keine Enttäuschung für seine Familie sein, es war ihm praktisch verboten worden. Und Gefühle für einen Weasley -Einen Blutsverräter- bedeuteten bodenlose Schande über sein Haus, seine Eltern und ihre Traditionen. Da fielen seine Bevorzugung für das eigene Geschlecht und die Anti-Voldemort Agenda der Weasleys nicht mal ins Gewicht.
Doch auch Jammern durfte Draco nicht, dazu durfte er sich nicht herunter lassen. Die Würde eines Malfoys war unantastbar, und das kostbarste Schmuckstück in der Sammlung, die die Regeln seiner Familie darstellte. Seine Würde musste er um jeden Preis erhalten und deshalb stand es für Draco nicht mal zur Debatte, seine Gedanken und Gefühle nach außen zu zeigen.
Manchmal, in den schlaflosen und dunkelsten Stunden der Nacht, wünschte sich Draco, kein Malfoy zu sein. Wenn er diese Gedanken realisierte, stritt er sie natürlich und sofort resolut ab, doch die Gedanken waren da. Lauerten in der hintersten Ecke seines Verstandes wie ein Alligator im Wasser, um ihn in einem Moment der Unaufmerksamkeit aus dem Schatten heraus an zu fallen.
Was wäre, wenn du kein Malfoy wärst?
Der Alligator war wieder aufgetaucht, hatte sich Draco's Alleinsein zu Nutze gemacht und die Tatsache, dass er diesmal zu schwach war, um gegen das Reptil anzukämpfen.
Die schiere Welle an Ideen, Hoffnungen und Was-Wäre-Wenn's überwältigte Draco, als er die Gedanken an ein Leben als Nicht-Malfoy erlaubte.Er müsste es niemanden Recht machen, könnte alle seine Entscheidungen selbst treffen. Nichts würde für ihn selbst vorher bestimmt werden.
Seine Gefühle wären okay.
Draco seufzte sehnsuchtsvoll bei diesem Gedanken, wohl wissend, dass er dafür gecrucio'd werden könnte.Ein hässliches Schniefen entkam ihm, als Draco sich zusammen rollte. Nun sah er aus wie ein kleiner Stein unter einer dicken Decke, und einen Moment lang wünschte er, so wäre es. Denn Steine fühlten nicht und hatten keine Pflichten und Erwartungen, die sie erfüllen oder übertreffen mussten.
Doch die schönen Gedanken als ein Leben als Stein wurden unterbrochen, bevor sie wirklich begonnen konnten. Nämlich von einer sanften, fragenden Stimme, die aus Richtung der Tür kam.
"Draco?"
943 Wörter.
Fröhliches Raten!
DU LIEST GERADE
Harry Potter (Gay)Oneshots
FanfictionWarum lest ihr das hier überhaupt noch..? Ich hab den Großteil der OS mit 13 geschrieben, sie sind dementsprechend ECHT nicht gut und ich hab seit nem Jahr nicht mehr geupdated, der einzige Grund, warum ich das Buch nicht runternehme, ist, weil ich...