Rumtreiber: Wenn der Mond voll ist...

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Es war wieder eine dieser Nächte.
Remus zitterte vor Kälte, in zwei Tagen war Vollmond. Und seine Freunde, die anderen Rumtreiber, bemerkten es nicht. Sie sahen nicht, wie unwohl er sich fühlte, und es fiel ihnen nicht auf, dass er sich abends immer als erstes in ihren Schlafsaal verzog und sich in viele Decken hüllte.

Generell wirkten sie seit einiger Zeit sehr beschäftigt. Natürlich gaben sie sich Mühe, vor Remus zu verheimlichen das es es an ihm lag, doch er war nicht umsonst einer der besten seines Jahrgangs: Er bemerkte es schnell.

Eigentlich wollte der Werwolf seine Freunde darauf ansprechen, schließlich hatte es irgendwann dazu kommen müssen, dass sie nicht mehr mit einem Monster abhängen wollten, aber als James, Peter und Sirius von einer Feier verschwand, Gryffindor hatte Hufflepuff beim Quidditch besiegt, stellte Remus sie zur Rede:

"Ihr verpasst doch sonst keine Partys, vor allem welche mit illegalem Alkohol. Also, was ist so wichtig, dass ihr schon weg müsst?" Remus kam es so vor, als würde Peter Mut dem Mund ein "Du" formen, doch das war wahrscheinlich nur Wunschdenken, denn James antwortete mit einem: "Wir wollen Schniefelus einen Mega Streich spielen! Und wir dachten, dass du als Vertrauensschüler nicht dabei sein wolltest."

Es klang nicht nach Lüge, und James Augenlid zuckte auch nicht, wie EA bei McGonagall immer war, wenn James ihr eine Ausrede erzählte, warum er seinen Verwandlungsaufsatz nicht hatte fertigstellen können. Und Remus wollte gern glauben, dass die anderen Rumtreiber auf seine Moral achteten, und ihn aus den Aktionen mit Severus raushalten wollten.

James, Sirius und Peter verabschiedeten sich von ihrem Freund, der im gang stehen blieb, unschlüssig ob er zur Party zurückkehren sollte. Letztendlich entschied sich Remus dazu, sich einfach in Decken einzuwickeln und ins Bett zu legen, schließlich war am nächsten Tag Vollmond.

Remus konnte nicht schlafen in dieser Nacht, ständig drehte er sich in seinem Bett herum, während seine Freunde fest schliefen. Sie blieben nicht für ihn wach, und quetschten sich nicht zu ihm ins Bett, wie am Anfang als sie von seinem pelzigen kleinen Problem erfahren hatten.

Natürlich konnte Remus aber auch nicht von den Rumtreiber erwarten, für ihn ihren Schlaf zu opfern. Er sollte sich glücklich schätzen, dass er überhaupt Freunde hatte, die ihn akzeptierten wie er war.
Aber akzeptierten sie es überhaupt noch?

Diese Frage stellte sich der Junge seit einigen Monaten in den dunkelsten Stunden der Nacht. Vielleicht hatten Peter, James und Sirius eingesehen, dass es ziemlich dumm war mit einem Werwolf befreundet zu bleiben, und sie waren bloß zu anständig es ihm zu sagen. Also nahmen sie ganz langsam Abstand und hofften das er es merkte...

Nein, so war es nicht! Die anderen Rumtreiber hatten bloß keine Zeit, oder sie wollten ihn nicht in Gefahr bringen! Sie wurden es ihm doch ins Gesicht sagen wenn sie ihn nicht mehr mochten, und das taten sie ja nicht!

Remus drehte sich so, dass er Sirius schlafend sehen konnte. Er hatte anscheinend einen schönen Traum, denn er lächelte und murmelte: "Überraschung". Remus zwang sich zu einem lächeln und schloss die Augen. Sie würden ihn nicht verstoßen, sie waren Brüder.

Den nächsten Tag verbrachte Remus halb schlafend, im Nachhinein konnte er sich kaum mehr an die Themen erinnern, die sie behandelt hatten.
Dann kam die Nacht.
Es war eine schöne, laue Nacht. Wäre Remus jemand anderes gewesen hätte er sie wahrscheinlich sogar genossen. Aber er war nun mal Remus John Lupin, und seit seinem vierten Lebensjahr ein Werwolf, deshalb genoss er die Nacht nicht.

Die Rumtreiber gingen gemeinsam zur heulenden Hütte, und Peter berührte den Knoten der peitschenden Weide, damit diese sie nicht erschlug. So weit, so gut. Das taten sie jeden Monat, egal wie beschäftigt James, Peter und Sirius waren.

Doch diesmal blieben sie länger in der Hütte, ließen sich nicht einmal durch Remus' drängendes: " Geht jetzt Leute, es ist fast soweit! " aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil, James fing an zu grinsen. "Keine Sorge." Dann war es soweit: Der Mond, hell und rund, trat hinter den Wolken hervor.

Remus Nase zog sich in die Länge und wurde zu einer haarigen Schnauze. Seine Zähne fingen an zu wachsen, und aus seinen Händen wurden große Tatzen aus denen gefährlich scharfe Krallen herausbrachen.
Trotz das er gerade höllische Schmerzen erlitt, sah er seine Freunde bittend an. Sie sollten sich doch bloß in Sicherheit bringen!

Doch sie liefen nicht weg, sondern blieben in der Hütte. Zwar traten sie ein paar Schritte nach hinten, doch sie verließen ihren Freund nicht.
Remus schloss die Augen und ließ sich zu Boden fallen, während seine Knochen sich verschoben. Das letzte was er hörte, bevor der Wolf in ihm die überhand über nahm, war Sirius, wie er: "Überraschung, Moony." flüsterte.
Dann schaltete Remus Verstand ab.

Der Wolf erhob sich von dem kalten Holzboden, und sah sich neugierig um. Etwas war anders! Drei Tiere standen da in der Hütte, in der der Wolf sonst allein die Nacht verbracht hatte: Ein Hirsch, ein schwarzer, großer Hund und eine Ratte.

Sie hatten einen vertrauten Geruch an sich, so rochen die Jungen, die seinen Menschen ständig umgaben! Die jungen waren gut zu seinem Menschen, und nun waren da Tiere, die genauso rochen! Der Wolf war verwirrt, doch er tat den Tieren nichts.

Diese Nacht verlief ruhiger als alle Vollmondnächte davor. Die Tiere beschäftigten den Wolf und sorgten dafür, dass er sich nicht kratzte oder versuchte die Hütte zu verlassen. Dafür spielten sie mit ihm, und sahen dabei zu wie er die Möbel der Hütte demolierte.

Da der Wolf sich nicht verletzte, hatte Remus als die Sonne aufging und er sich zurück verwandelte zwar schmerzen, war aber bei Bewusstsein.
So konnte er beobachten, wie die Körper der Tiere sich verformten. Ähnlich wie bei ihm, doch es sah nicht halb so schmerzhaft aus.
Und dann standen sie da: James dort, wo der Hirsch gewesen war, aus dem Hund wurde Sirius und die Ratte verwandelte sich mit einem quieken zu Peter.

"Also... Überraschung!" James lächelte verlegen und verwuschelte sich die Haare. "Ihr seid Animagi?!" Remus hatte überrascht die Stimme erhoben, worauf Peter direkt "Nicht so laut" zischte. "Wir sind nicht angemeldet und ja, wir sind Animagi geworden. Für dich. Damit wir dir bei Vollmond helfen können."

Remus hatte Tränen in den Augen, so gerührt war er. Er hatte an seinen Freunden gezweifelt, dabei waren sie für ihn illegalerweise Animagi geworden, ein Prozess der sehr lange dauerte und schrecklich schief gehen konnte.

Er wollte sich gerade überschwenglich bedanken, als Madame Pomfrey die heulende Hütte betrat. Das tat sie immer, und normalerweise war sie vor den Rumtreibern da, deshalb war sie ein bisschen überrascht: "Black, Pettigrew, Potter. Seit wann sind sie denn hier?" Doch sie schien keine Antwort zu erwarten, denn sie wandte such Remus zu, um seine Wunden zu untersuchen.

"Nanu, sie sind ja kaum verletzt! Wie kommt denn das?" Remus lächelte seinen Freunden zu, dann antwortete er abwesend: "Ich glaube der Wolf hat einfach eine gute Nacht gehabt..."

~1151 Wörter.

Harry Potter (Gay)OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt