POV Lexi Falkner
„Wenn Sie nicht kooperieren, muss ich Sie beide der Schule verweisen." Ich starrte meine Direktorin nur geschockt an. Das meinte sie doch nicht ernst, oder?! Konnte ich denn etwas dafür, dass diese zu groß geratene Vogelscheuche mir unbedingt Drogen verkaufen wollte? „Sie haben eine letzte Chance", drohte sie uns nun. Brandon schaute mich verängstigt an. Mensch, warum standen die anderen meines Jahrgangs nur so auf den? Er schaffte es ja nicht mal, seine Klappe aufzumachen, nachdem er sich dieses Gespräch selbst eingebrockt hatte! Wenn man schon so hart wirken wollte und Drogen vertickte, dann musste man auch mit den Konsequenzen leben. „Ich sehe schon, das wird so nichts. Dann anders: Ich möchte Sie einzeln sprechen. Frau Falkner, warten Sie bitte draußen. Frau Professor Villani wird Sie begleiten." Mit einer Kopfbewegung gab sie meiner Italienischlehrerin zu verstehen, mich hinauszubringen, was diese nur wortlos befolgte. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht mit den Augen zu rollen. Wieso verfolgte mich diese Lehrperson nur überall? Ich hatte doch mit keiner anderen so viel zu tun wie mit Villani.
Wir warteten nun schon seit etwa zehn Minuten im Sekretariat nebenan. Meine Professorin hatte bereits mehrmals versucht, aus mir herauszubekommen, was geschehen war, doch ich hatte sie entweder ignoriert, oder ihr erklärt, dass ich das dann Frau Weinberg schon erzählen würde und mir meine Luft sparen wollen würde. Leider hielt sie das nicht davon ab, mich immer noch skeptisch von der Seite zu mustern. Ich spürte wieder diese unglaubliche Wut in mir aufkommen, wusste aber, dass ich diese einfach nicht zulassen dürfte, sonst hätte ich den Schulverweis mit Sicherheit binnen der nächsten halben Stunde schwarz auf weiß. Doch sie sollte endlich damit aufhören, mich so anzusehen! Ich atmete mehrmals tief durch, ganz so als würde mir jemand eine Plastiktüte vor den Mund halten, damit ich aufhörte, zu hyperventilieren. Ich hatte das während meiner Therapie gelernt, um Wutausbrüche zu verhindern und es hatte mich schon mehrmals vor Dummheiten bewahrt. Ganz konnte ich es dann aber doch nicht lassen, ich musste sie einfach bitten, ihre Augen von mir zu nehmen: „Können Sie auch woanders hinsehen?" Das Blau ihrer Iris blitzte kurz auf, dann antwortete sie: „Kannst du einfach reden? Dann müsste ich mir nicht solche Gedanken darüber machen, ob du von der Schule fliegst..." Ich war irritiert. Interessierte sie das denn? Das konnte ihr doch vollkommen egal sein, oder? „Tun Sie nicht so, als würde Ihnen das leidtun", murrte ich. Sie schaute mich jedoch weiterhin nur teilnahmslos an und gab dann mindestens genauso teilnahmslos zurück: „Naja, du bist nicht dumm. Du bist nur faul. Aber es würde mir sehr wohl leidtun, wenn du dir durch unüberlegte Aktionen deine Zukunft verbaust. Das wünsche ich nicht mal dir." Bam. Das traf mich. Dabei hatte ich doch wirklich keine Schuld an dieser Situation! Brandon hatte mir Drogen verkaufen wollen und ich hatte ihm zuerst sogar ganz ruhig erklärt, dass ich keine wollte und nicht daran interessiert war, mit dem Kiffen zu beginnen. Er hingegen hatte nicht lockergelassen, mir Angebote gemacht, die ich seiner Meinung nach nicht ausschlagen hätte können und als ich ihm dann ein für alle Mal klar gemacht hatte, dass er abziehen sollte, hatte er mich geschubst und ich war gegen die Mülltonne geknallt. Und wie es mein erhitztes Gemüt so gewollt hatte, hatte ich ihm eben eine geklatscht. Dass das Ganze dann in einer Prügelei geendet hatte, wäre nie passiert, wenn er es einfach akzeptiert hätte, dass nicht jedes Mädchen seine Drogen kaufte, nur weil es von seiner ach so wahnsinnigen Schönheit geblendet wurde. „Frau Falkner, Sie können jetzt wieder reinkommen", ertönte die Stimme der Direktorin hinter mir. Ich stand auf, drehte mich um und sah nur noch wie Brandon mit einem selbstgefälligen Grinsen aus dem Büro trat und davonschritt. „Sie lassen ihn jetzt aber nicht einfach so gehen, oder?!", entfuhr es mir, wofür ich dann nur einen warnenden Blick meiner Italienischlehrerin kassierte. „Treten Sie bitte ein und schließen Sie die Tür hinter sich", gab meine Direktorin zurück, ohne Brandons Abgang weiter zu kommentieren.
„Leeren Sie Ihre Taschen und zeigen Sie mir, was Sie in Ihrem Rucksack haben", forderte sie mich auf. Ich war verwirrt. Wollte sie gerade wirklich überprüfen, ob ich Drogen mit mir herumtrug? Wortlos tat ich, wie mir befohlen, denn ich hatte sowieso nichts zu befürchten. Mein Gewissen war rein. Das dachte ich zumindest, bis Frau Weinberg ein kleines, durchsichtiges Päckchen aus meiner Jackentasche zog, das mit etwas gefüllt war, das aussah wie... „Cannabis! Ihr Mitschüler hatte also recht", stellte die Direktorin gerade geschockt fest. Dann zog sie noch zwei weitere dieser Säckchen aus meiner anderen Jackentasche. Meine Augen waren geweitet und mein Mund stand weit offen. „Das kann nicht sein! Ich habe doch... Ich habe doch...", stammelte ich, doch die Frau um die vierzig beendete meinen Satz bereits, bevor ich es tun konnte: „Aufgepasst? Ich sehe es. Unglaublich..." Sie trat an mir vorbei zur Tür und bat dann Villani herein. Wieso musste sie die denn jetzt darüber informieren? „Brandon dieser Mistkerl!", rief ich stinksauer. Er hatte mir das zugesteckt, wahrscheinlich während unseres Streits. Wie sollte ich da denn je wieder rauskommen? Die würden mir doch niemals glauben!
„Sie sind für eine Woche suspendiert und werden ab jetzt jeden Freitag nachsitzen. Außerdem werden Sie mittwochs dem Reinigungspersonal beim Putzen des Schulgebäudes helfen. Vorerst mal bis Weihnachten, außer Sie meinen, weiterhin negativ auffallen zu müssen, dann werde ich Ihre Mutter informieren und Sie der Schule verweisen. Es ist Ihr Abschlussjahr, also überlegen Sie sich gut, ob Sie das wollen. Und jetzt verlassen Sie mein Büro!", fauchte die Direktorin. Villani stand nur daneben, sichtlich schockiert darüber, wozu ich scheinbar imstande war. „Aber...", versuchte ich mich zu erklären, doch Weinberg schnitt mir das Wort ab: „Nichts ,aber'. Raus aus meinem Büro!" Ich stürmte an den beiden Frauen vorbei und knallte die Türe hinter mir zu. Ich musste diesen verdammten Brandon finden, das würde ich ihm heimzahlen!
„Das darf nicht wahr sein... Mann, Lexi, in welche verzwickten Situationen bringst du dich denn nur immer!", rief meine beste Freundin. Ich hatte ihr gerade von meiner Strafe erzählt, als wir dabei waren, zum Bus zu gehen. „Und du hast ihr nicht versucht, zu erklären, was wirklich passiert ist?", wollte Tobi nun wissen, der mindestens genauso geschockt war wie Tina. „Doch, aber sie hat mich gar nicht mehr zu Wort kommen lassen!" Ich seufzte. Es war noch wirklich lang bis Weihnachten. Ich würde das nie durchhalten... „Aber nur freitags Nachsitzen und ein bisschen Putzen ist dafür eh noch human... Das musst du ihr lassen. Sie hätte auch die Polizei holen oder dich gleich fliegen lassen können", rationalisierte er weiter. „Human?! Unschuldige zu bestrafen ist nicht human, Tobi! Ich habe ausnahmsweise wirklich einmal nichts mit der ganzen Scheiße zu tun!" „Ausnahmsweise, du sagst es... Und das ist auch der Grund, warum die Direktorin Brandon glaubt und nicht dir. Du bist einfach viel zu oft negativ aufgefallen, Lexi!" Versuchte meine beste Freundin gerade wirklich, Villani und Weinberg zu verteidigen?! „Dein Ernst?! Du verwendest auch noch ihre Wortwahl? Jetzt sei mal nicht so spießig", wies ich sie gereizt zurecht. „Ich mein ja nur... Du weißt selbst, dass du dich zurückhalten solltest. Es wäre dumm, wenn du wegen sowas deinen Abschluss riskierst." Ich blieb stehen und starrte Tina überfordert an. „Was denn?", fragte diese nur verwundert. „Genau das hat Villani auch gesagt... Du solltest Lehrerin werden, passt zu dir", gab ich bissig zurück und wollte meine Reaktion damit herunterspielen, doch Tina ließ nicht locker: „Wann hast du denn mit Villani darüber geredet? Ihr hasst euch doch." Ich überlegte, wie ich ihr das jetzt erklären sollte, erzählte dann aber nur kurz und knapp vom Warten im Sekretariat. Dass ich mit dieser Lehrerin öfters sprach, ließ ich außen vor. Auch unsere letzte Annäherung, die ich immer noch nicht einordnen konnte, ließ ich unkommentiert. „Aber sie hat recht. Auch wenn wir sie nicht mögen. Das weißt du!" So ging das dann noch weiter, bis wir in den Bus gestiegen waren und Tina zum Glück zu Tobi gesessen war, sodass ich guten Gewissens meine Kopfhörer in meine Ohren geben konnte. Ich brauchte jetzt wirklich Musik, die mich aus der beschissenen Realität holen könnte.
Do you ever feel like breaking down?
Do you ever feel out of place?
Like somehow you just don't belong
And no one understands youDo you ever want to run away?
Do you lock yourself in your room?
With the radio on turned up so loud
That no one hears you screamingNo, you don't know what it's like
When nothing feels alright
You don't know what it's like to be like me
To be hurt, to feel lost
To be left out in the dark
To be kicked when you're down
To feel like you've been pushed around
To be on the edge of breaking down
And no one there to save you
No, you don't know what it's like
Welcome to my lifeDo you want to be somebody else?
Are you sick of feeling so left out?
Are you desperate to find something more
Before your life is overAre you stuck inside a world you hate?
Are you sick of everyone around?
With the big fake smiles and stupid lies
But deep inside you're bleedingNo, you don't know what it's like
When nothing feels alright
You don't know what it's like to be like me
To be hurt
To feel lost
To be left out in the dark
To be kicked when you're down
To feel like you've been pushed around
To be on the edge of breaking down
And no one there to save you
No, you don't know what it's like
Welcome to my life
- A/N -
Heute auf den Wunsch einer sehr treuen Leserin hin wieder mal ein drittes Kapitel. Ich hoffe, diese kleine Überraschung bereitet irgendjemandem Freude. Morgen kommen aber wieder wie gewohnt zwei neue Teile online. Habt noch einen schönen Abend! <3
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In you I found remedy
Teen Fiction[Abgeschlossen] Mir ist danach, dich besser kennenzulernen. Vielleicht ist das dumm, naiv, aber..." Doch sie unterbrach mich: „Was möchtest du denn wissen?" „Das ist eine gute Frage. Nicht nur die Basics zumindest. Also schon auch, aber mehr noch, w...