POV Lexi Falkner
„Als ob die einen Audi R8 fährt?! Schau dir das an, Lexi!", entfuhr es Tina entgeistert, als sie erkannte, wer dieses Prachtfahrzeug gerade auf den Lehrerparkplatz manövrierte. „Super, ja", entgegnete ich nur teilnahmslos. Ich war immer noch genervt vom gestrigen Tag, aber immerhin hatte ich sie heute Morgen nicht wieder beim Laufen getroffen. Wenn die mir meine Runde auch noch wegnehmen würde, würde ich ihr ihr Leben zur Hölle machen. „So unvorsichtig wie die fährt, rammt sie noch den Blumentrog da vorn!" Meine werte Professorin schien es eilig zu haben, denn sie achtete nicht mal darauf, ob ihr Auto sicher in die Parklücke fand. „Keine Sorge, der muss eh bald zum Service", gab ich zurück, doch ich hätte mich im nächsten Moment ohrfeigen können für diese Bemerkung. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, Tina und Tobi nichts davon zu erzählen, dass sie mich nach Hause gefahren hatte. Tinas verwirrter Blick ließ es jedoch nicht zu, mich da wieder rauszureden, so entschied ich kurzerhand, es einfach zu erwähnen. Was war schon dabei?
„Sie hat was?!", entfuhr es Tina nun ungläubig und sie riss mich an meinem Unterarm zu sich herum, sodass ich sie ansehen musste. „Mich heimgebracht, hab ich dir doch gerade gesagt", meinte ich nur genervt, doch nun schaltete sich auch Tobi ein: „Und das erzählst du uns nur so nebenbei?" Ich seufzte, erklärte ihnen die Situation, wobei ich unser Wortgefecht dabei außer Acht ließ und hielt ihnen dann die Eingangstür auf. „Naja, ich dachte, sie sei ein Arschloch, aber immerhin ist sie so viel, dich mitzunehmen, wenn du wegen ihrer verspäteten Beendigung des Unterrichts den Bus verpasst", schlussfolgerte Tina nun. Ja gut, vielleicht hatte ich die Geschichte ein wenig abgeändert, aber ich wollte eben einfach nicht mehr darüber reden und das schien mir die Version zu sein, die mich am schnellsten da rausbringen würde.
„Non lo so." „Du weißt das nicht? Wo sind denn deine Sprachskills hin?", wollte Tina wissen. „Keine Ahnung, ich kann das eben nicht, okay? Tina, nerv du mich bitte nicht auch noch, es reicht, wenn die Villani das übernimmt." Ich war schlecht gelaunt und die tausend Fragen, die meine Professorin an mich richtete, machten das nicht besser. Ich wollte nicht mit ihr reden und ich hatte es auch satt, von meinen Mitschülern blöd angemotzt zu werden, nur weil ich mir in Italienisch leichttat und darum beantwortete ich eben alle Fragen mit „Ich weiß es nicht". Meine Lehrerin schien mittlerweile jedoch die Geduld zu verlieren, denn sie meinte nun auf Deutsch zu mir: „Wenn Sie sich nicht an meinem Unterricht beteiligen, können Sie mein Klassenzimmer verlassen, Frau Falkner." Die konnte mich mal. „Ach, seit wann siezen Sie mich denn wieder? Ich dachte, ich würde Ihnen dazu nicht genug Respekt entgegenbringen?" Und genau in diesem Moment war ihr Geduldsfaden gerissen. Ich hatte ihn beinahe reißen hören können, so still war es nach meiner Aussage in diesem Raum geworden. Niemand schien sich auch nur noch atmen zu trauen, alle warteten gespannt, wie die Professorin auf meine Worte reagieren würde. „RAUS AUS MEINEM KLASSENRAUM!", schrie sie und das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich schnappte mir mein Zeug und stieß beim Aufstehen den Sessel geräuschvoll zurück. Dann lief ich an ihr vorbei, blickte sie noch ein letztes Mal hasserfüllt an, wie sie da lässig in ihrer engen Jeans und der roten Bluse am Lehrertisch lehnte und ließ die Tür hinter mir zornig zufallen.
Am Gang angekommen, rannte ich nur so zu den Tischen in der Aula. Ich hatte überlegt, nach Hause zu fahren, doch der nächste Bus ging erst in einer halben Stunde und ich hatte sowieso nur noch eine Stunde Englisch nachher, das würde ich auch noch schaffen. So holte ich eben meine Unterlagen heraus, um mich wenigstens auf diese Stunde ein wenig vorzubereiten und ehe ich mich versah, klingelte es auch schon zur Pause. Schülerinnen und Schüler stürmten aus den Klassen und während ich gerade meine Utensilien wieder einpackte, schlug mir plötzlich Tina unsanft gegen meinen Oberarm: „Lexi! Du sollst zu Frau Professor Villani kommen, sie will mit dir reden. Und reiß dich zusammen diesmal, ja? Die hat sich die ganze Stunde über nicht mehr beruhigt..." Ich stieß einen mürrischen Laut aus, bedankte mich bei Tina für die Info und machte mich auf den Weg zurück zu Villanis Raum. Auf halbem Weg jedoch schritt diese mir bereits entgegen und ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie noch immer auf 180 war. „Mitkommen", raunte sie mir mit bebender Stimme zu und dann hatte sie auch schon wieder mein Handgelenk fest im Griff. Ich war nun mindestens genauso zornig. Konnte sie mich nicht einmal nicht mitzerren? Das nervte! „Schaffen Sie es auch, mich mal nicht an meinem Handgelenk hinter sich her zu schleifen?!", entfuhr es mir nun, doch im nächsten Moment bereute ich das bereits. Sie zog mich ins leere Klassenzimmer, donnerte die Tür zu und gab mir einen Stoß, sodass ich unsanft dagegen knallte. Klar, mit meiner Bemerkung eben hatte ich nur noch Benzin ins Feuer gegossen, doch ich war ein Mensch und ich wollte verdammt nochmal auch wie einer behandelt werden! Sie kam mir nun gefährlich nahe. Zwischen uns war nicht mal mehr ein halber Meter Platz und ich wusste, jede weitere Aussage meinerseits könnte fatal sein, und doch konnte ich mich nicht zurückhalten: „Was wollen Sie, verdammte Scheiße?! Verhalten Sie sich doch einmal professionell!" Peng. Erneut knallte ich gegen die Tür, diesmal hielt sie jedoch mit ihrer kalten Hand meinen Hals umklammert und drückte etwas zu. Mir entfuhr ein leises Stöhnen, für das ich mich im nächsten Moment verdammt schämte, doch ich würde lügen, wenn ich behauptete, diese Situation machte mich nicht irgendwo auch an. Das schien nun auch meiner Lehrerin aufgefallen zu sein, die wieder diese bekannte Augenbraue hob und mich abfällig musterte. Dann verstärkte sie den Druck auf meinen Hals und ich schloss die Augen, um nicht völlig den Verstand zu verlieren. Es war falsch, diese Dominanz, die von ihr ausging, zu genießen und doch missfiel mir die Situation ganz und gar nicht. Sie trat nun noch einen Schritt auf mich zu, sodass ihr Körper nun meinen berührte und ich ihren Atem an meiner rechten Gesichtshälfte spüren konnte, dann raunte sie mir gefährlich ins Ohr: „Ich will, dass du dich in meinem Unterricht zusammenreißt und dir deine unreifen Bemerkungen sparst, hast du das verstanden?" Mir fehlten die Worte und vermutlich auch der Atem, um etwas Dummes zu erwidern, so nickte ich nur hastig. „Guuut", sie entfernte sich ruckartig und mit erhobenen Händen von mir und trat zurück, „dann sind wir hier fertig, Sie können gehen."
Ichstolperte aus dem Raum, immer noch mit diesem Kribbeln in meinem Unterleib, dasmich die ganze Zeit über begleitet hatte. Was war da drinnen soeben geschehen?Hatte mich die Art meiner Lehrerin wirklich angemacht? Verdammt, ich musste andie frische Luft, ich hielt es in diesem Gebäude keine Sekunde länger aus.
Draußen angekommen, atmete ich erstmal tief die noch vom gestrigen Regenabgekühlte Luft ein und wie sie sich in meinen Lungen ausdehnte, fühlte ich,wie ich mich wieder ein wenig beruhigte. Ich wusste nun, dass mit dieser Fraunicht zu spaßen war und doch hatte ich irgendwo auch das Bedürfnis, herauszufinden,wie weit sie denn gehen würde. Ich war Lexi Falkner, ich ließ mich nichteinfach von irgendeiner Lehrerin einschüchtern. Doch hätte ich da schongewusst, was mich in nächster Zeit noch erwarten würde, ich hätte diesen Satzdefinitiv zurückgenommen...
- A/N -
Wenn du das hier siehst, hast du vermutlich die ersten drei Kapitel meiner neuen Story gelesen. Vielen Dank dafür! Ich habe die letzten Monate wirklich intensiv an ihr gearbeitet und würde mich freuen, wenn du auch den weiteren Verlauf mitverfolgst. Es ist geplant, dass ich täglich update, denn es wird noch viel passieren... Also sei gespannt! :)
Wenn dir die Geschichte gefällt, würde ich mich freuen, wenn du Feedback in Form von Votes/Kommentaren dalässt - das motiviert nämlich wirklich sehr! Danke und viel Spaß noch! <3
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In you I found remedy
Fiksi Remaja[Abgeschlossen] Mir ist danach, dich besser kennenzulernen. Vielleicht ist das dumm, naiv, aber..." Doch sie unterbrach mich: „Was möchtest du denn wissen?" „Das ist eine gute Frage. Nicht nur die Basics zumindest. Also schon auch, aber mehr noch, w...