#35 Vespatour

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POV Lexi Falkner

„Ihr seid was?!", quietschte meine beste Freundin gerade durchs Telefon. „Zusammen", entgegnete ich ihr erneut. Ich konnte es ja selbst kaum glauben, doch es war wahr, wir wollten es wirklich versuchen. „Mann, Lexi, ich freu mich ja so für euch!" Ich war unglaublich froh darüber, dass Tina endlich Bescheid wusste und das dann noch besser aufgenommen hatte, als ich mir jemals gewünscht hätte. Es war nicht nur in Ordnung für sie, nein, sie unterstützte uns noch dazu voll und ganz. „Richte ihr bitte liebe Grüße von mir aus und sie soll dich ja nicht verletzen, sonst bekommt sie es mit mir zu tun!" Ich lächelte, doch ich wusste, dass ich den zweiten Teil des Satzes definitiv weglassen würde, denn das würde Lucrezia nur unnötig Druck machen. Ich kam klar mit der Tatsache, dass es jederzeit in die Brüche gehen könnte, darum wollte ich einfach nur die Zeit, die ich mit ihr hatte, genießen, ohne ans Morgen zu denken. „Mach ich, Tina. Danke, dass du bist, wie du bist", sagte ich noch, dann war unser Telefonat auch schon wieder beendet.

Von der anderen Seite des Wohnzimmers schaute mich eine lächelnde Lucrezia an. „Du wirkst glücklich, alles gutgegangen?" Ich nickte, ebenfalls lächelnd, dann trat ich auf sie zu: „Ich soll dir liebe Grüße ausrichten." „Und dass ich dich ja nicht verletzen soll?", hakte sie nach. „Ich... Wie...", begann ich, doch sie unterbrach mich sofort: „Naja, ich nehme an, das hat sie gesagt, sie ist immerhin deine beste Freundin und ich bin ihre eiskalte Lehrerin, die sie nur in der Furienversion kennt, also wie sollte sie mir dich sonst in die Hände legen? Jubelnd?" Ich wusste nicht genau, was ich von Lucrezias Schlussfolgerung halten sollte, doch ich lächelte es einfach weg. „Jedenfalls werde ich mein Bestes geben, dir nicht wehzutun, Tesoro. Ich würde mich damit gleichzeitig selbst verletzen, ich hoffe, das weißt du."

Auch der heutige Tag war sonnig und ich hatte dementsprechend Lust, ihn draußen zu verbringen. „Ich habe sowieso etwas vor mit dir heute", verkündete Lucrezia gerade und ich runzelte die Stirn. „Und was wäre das?" Sie grinste nur, nahm meine Hand in ihre und zog mich Richtung Kiesparkplatz vor dem Haus. Erst da erkannte ich, dass da außer ihrem Audi auch noch eine Vespa stand. „Wir werden damit herumfahren und die toskanische Landschaft abseits der Hauptstraßen kennenlernen. Ich möchte dir Zypressenalleen zeigen, mit dir in alte, verlassene Bauernhäuser einsteigen, in San Gimignano jeden einzelnen Turm bestaunen. Kurz gesagt: Ich will mit dir Erinnerungen erschaffen und unsere gemeinsame Zeit hier für immer festhalten. Hier, dein Helm."

Ich war so unglaublich glücklich. Niemals hätte ich mir gedacht, dass ich wirklich mal jemanden meine Freundin nennen würde. Dass ich mich wirklich mal in jemanden verlieben würde, der meine Liebe erwiderte. In Lucrezia hatte ich all das, wovon ich nie zu träumen gewagt hatte, jedoch gefunden und sie schien ebenfalls happy zu sein. Ich lockerte meinen Griff, denn ich hatte meine Arme bis jetzt fest um ihren Oberkörper geschlungen gehabt. Dann zückte ich mein Handy und schoss ein Selfie von uns. Unsere Haare wehten im Fahrtwind und im Hintergrund erkannte man wirklich vereinzelt Zypressen. Es war das erste Bild, das ich mit ihr hatte und ich freute mich jetzt schon darauf, es immer wieder anzusehen, wenn ich mich nach ihrer Nähe sehnte.

Nach einiger Zeit hielten wir an und stiegen ab. Ich schaute meine Freundin fragend an, diese meinte aber nur: „Komm mit, den Hügel hier rauf, da steht ein Bauernhaus, in dem schon ewig keiner mehr wohnt. Ich war hier in meiner Kindheit immer mit meiner Schwester." Sie nahm meine Hand in ihre und wir spazierten los. Die Sonne war soeben dabei, hinter den Hügeln zu verschwinden und ich beobachtete sie fasziniert dabei. Oben angekommen kletterten wir über eine teilweise schon morsche Holzleiter hinauf in den oberen Stock der Ruine und ließen uns nieder, den Rücken an einen Heuballen gelehnt, die Füße über die Kante baumeln lassend. Die Sonne färbte den Himmel rot und tauchte die Landschaft in ein romantisches Licht, sodass ich es mir nicht nehmen lassen konnte, Lucrezia nun zu küssen. Sie erwiderte diesen Kuss mit mindestens genauso viel Liebe, wie ich in ihn legte, dann schwiegen wir einfach wieder und genossen den Ausblick und gleichzeitig die Gegenwart der jeweils anderen. Würde unsere Beziehung halten, oder waren wir zum Scheitern verurteilt? Ich hatte keine Ahnung, doch ich hatte mir lange schon etwas vorgenommen und auch das Bedürfnis, das meiner Lehrerin nun mitzuteilen: „Lucrezia?" „Ja, Lexi? Che c'è?" „Ich habe vielleicht doch noch eine andere Lebensphilosophie. Ich möchte noch mehr im Moment leben und mich nicht immer nur auf die Vergangenheit oder die Zukunft konzentrieren. Ich möchte in der Gegenwart zwar Erinnerungen schaffen, auf die ich morgen noch gerne zurückblicke, doch viel schöner, als in Erinnerungen zu schwelgen ist ebendieser Akt, sie zu erschaffen, das Erleben selbst. Ich will alles so intensiv wie möglich spüren und keine Gelegenheit auslassen, um glücklich zu sein. Und du machst mich glücklich..." Meine Freundin lächelte und küsste mich dann wieder, doch je mehr Zeit verging, desto fordernder wurden diese Küsse. Mittlerweile war die Sonne vollkommen am Horizont verschwunden und es wurde düster, doch das hielt uns nicht auf. Lucrezia hatte gerade damit begonnen, unter mein Shirt zu fahren und über meine nackte Haut zu streicheln. Mir entwich ein leises Stöhnen und gleich darauf biss ich mir verlegen in die Unterlippe. Sie hingegen schien zufrieden mit meiner Reaktion auf ihre Berührungen und dachte nicht mal daran, aufzuhören. Als sie meine Hände geschickt über meinem Kopf verschränkte und mir mit ihrer zweiten Hand dann mein Oberteil auszog, konnte auch ich mich nicht mehr zurückhalten. Ich stöhnte in den Kuss hinein und legte meine Arme um sie. Mittlerweile lag sie auf mir und ihr Bein war gegen meine Mitte gedrückt, was mir nur weiter den Verstand raubte. Während sie rhythmisch ihr Knie gegen meine Mitte bewegte, zeichnete ich vorsichtig Kreise auf ihrem mittlerweile ebenfalls entblößten Oberkörper. „Du bist so schön", hauchte ich verliebt und ich hatte Schwierigkeiten, meinen Blick von ihr zu nehmen. „Das sagst gerade du", gab sie zurück, während nun auch sie sich auf ihre Unterlippe biss und mich genau musterte. Dann zog sie mir meine Hose aus und legte ihre Finger an meine verlangende Mitte. Sie strich so sanft darüber, dass es mich verrückt machte und ich begann, mich unter ihr zu winden. Dann, ohne jegliche Vorwarnung, drang sie mit zwei Fingern in mich ein und bewegte diese in einem recht hohen Tempo. Meine Nägel krallten sich sofort in ihre Haut, was auch ihr ein Keuchen und ein Grinsen entlockte. Ich presste meine Lippen aufeinander, ich wollte immerhin keine Aufmerksamkeit auf uns lenken, denn auch wenn dieses alte Gebäude verlassen war und sich in der näheren Umgebung kein Haus befand, konnte man unerwünschten Besuch nie ausschließen. Irgendwann konnte ich mich jedoch nicht mehr zurückhalten und ich verstärkte meinen Griff, wobei sich meine Fingernägel nur noch fester in Lucrezias Rücken bohrten. Dann gab ich mich meinem Orgasmus hin, der mich schwitzend und zitternd unter meiner Freundin liegen ließ. Doch für mich war das noch lange nicht zu Ende, selbst wenn Lucrezia das zu denken schien, denn sie hatte gerade von mir abgelassen und sich nun wieder an den Heuballen neben mir gelehnt. Ich hingegen warf sie, zugegebenermaßen ein wenig unsanft, neben dem Ballen auf den harten, staubigen Boden und setzte mich rittlings auf sie. Damit hatte sie eindeutig nicht gerechnet und ich nutzte ihre Perplexität aus, um sie stürmisch zu küssen und mit meiner Hand in ihr Höschen zu gleiten. Sie quittierte das mit einem gequält unterdrückten Stöhnen, doch auch sie konnte sich nicht mehr zurückhalten, sobald ich in sie eingedrungen war. Sie schrie förmlich und bat mich um Erlösung, doch ich wollte sie noch ein wenig zappeln lassen. Es machte mich an, wenn sie so bettelte und meinen Namen stöhnte.

Plötzlich aber hörte ich etwas. Stimmen. Woher kamen diese? War hier etwa jemand? Ich hielt sofort inne und horchte, was meine Freundin, die scheinbar nichts gehört hatte, nur mit einem unzufriedenen Grummeln beantwortete. „Shhh, da ist jemand!", flüsterte ich eindringlich, doch sie begann einfach, sich unter mir zu bewegen und sich somit selbst in die Nähe ihres Höhepunkts zu bringen. „Jetzt halt doch mal still, da ist wirklich jemand", zischte ich und zog meine Finger aus ihrer Hose. Ich wollte vorbereitet sein, wenn jemand in Sichtweite käme und so nackt wie wir hier oben lagen, waren wir das definitiv nicht. „Ich höre nichts. Mann Lexi, du kannst mich doch nicht einfach so hier liegen lassen!", fluchte sie schon beinahe, doch ich schmunzelte nur. Bevor ich noch etwas sagen konnte, hörte ich auch schon, wie jemand die Leiter entdeckt hatte und zu uns hochstieg. Nun schützte uns nur noch der Heuballen davor, gesehen zu werden und ich drückte Lucrezia hastig ihr Shirt in die Hand. „Zieh das an!" Mittlerweile hatte auch sie den Ernst der Lage begriffen und befolgte meine Anweisung ohne Widerrede. Das gefiel mir. Für BH und Unterhose hatte es bei mir leider nicht mehr gereicht, die versteckte ich unter dem Ballen, dann begrüßte uns auch schon ein Mann mittleren Alters: „Ciao! Avete anche trovato questa casa interessante?" Ich war zu überfordert, um Smalltalk zu führen und überließ das gezwungen lächelnd meiner Freundin. Sie war immerhin die Italienerin hier. Nachdem wir ihm dann versichert hatten, dass die Holzleiter auch für seine etwas übergewichtige Frau betretbar wäre, verließen wir unser Versteck und machten uns auf den Weg zurück zur Vespa. Unten angekommen prusteten wir beider erstmal laut los. „Was war das denn bitte?!", lachte ich und auch meine Lehrerin schien sich nicht so bald beruhigen zu können. „Äh Lexi? Hast du keinen BH an?", fragte sie dann nach einer Weile verdutzt und ich zuckte nur verlegen mit den Schultern: „Das ist sich in der Eile nicht mehr ausgegangen, der liegt unter dem Heu zusammen mit meiner Unterhose." Und schon lachten wir wieder los.

Auf einmal hörten wir jemanden rufen und wir blickten hinauf zum Haus. Da stand doch wirklich der Typ von eben und schwenkte... mit meiner Unterwäsche! Was er sagte, konnte ich nicht mehr verstehen, denn ich sprang hinter meine Freundin auf das Moped und schrie: „Fahr! Bitte!" Oh Gott, wie peinlich. Doch ich hatte schon lange nicht mehr so herzhaft gelacht und auch Lucrezia schien die Situation äußerst amüsant gefunden zu haben, denn sie kicherte die restliche Fahrt über beinahe ununterbrochen. Wie lange sie mich damit wohl noch aufziehen würde?


- A/N -

Neues Kapitel! Ich habe momentan leider ziemlich viel Stress, weshalb es sich gestern auch nicht ausgegangen ist, einen Teil hochzuladen. Als Entschädigung kommen dafür heute zwei Kapitel online. Danke für euer Feedback, das ist extrem motivierend! Habt einen schönen Tag! :)

In you I found remedyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt