POV Lexi Falkner
Ich schlenderte mit Tina gerade durch den Christkindlmarkt. Wir hatten beschlossen, den freien Abend hier zu verbringen und suchten nach einem Glühweinstand. Ich brauchte nach diesem Tag wirklich Alkohol, denn als ich da gesehen hatte, wie vertraut Lucy mit unserem Guide umgegangen war, hatten sich Szenen in meinem Kopf abgespielt, die ich lieber nicht gesehen hätte. Ich hatte mitbekommen, dass sie sich aus ihrer Studienzeit kannten, doch ich hatte mir sofort ausgemalt, dass sie mehr als nur Kommilitoninnen oder Freundinnen gewesen sein könnten und dass ich vorhin gesehen hatte, wie die beiden sich hier getroffen hatten, nur um dann gemeinsam in eine Bar zu verschwinden, hatte mir den Rest gegeben. Ich war eifersüchtig. Wann war ich nur so verdammt eifersüchtig geworden? Ich erkannte mich selbst kaum wieder. „Ist Beerenpunsch auch okay?", wollte Tina plötzlich von mir wissen, woraufhin ich bloß stumm nickte. Sie wusste ganz genau, dass mir das mit Lucrezia gar nicht passte, wo ich doch sowieso schon so unsicher war in letzter Zeit. Dazu kam noch, dass mir dadurch bewusster geworden war denn je, wie schlecht ich meine Freundin eigentlich kannte. Wie wenig ich von ihrer Vergangenheit wusste. Hatte diese Beziehung Zukunft? „Hier, einmal Beerenpunsch für meine allerbeste Freundin", mit diesen Worten reichte mir Tina eine weihnachtlich bedruckte Tasse und ich nippte einmal daran. Da er nicht mehr so heiß war, nahm ich dann gleich ein paar kräftige Schlucke, denn ich hatte heute vor, mich zu betrinken. Morgen würden wir sowieso nur noch heimfahren, da wäre ein Hangover auch nicht so schlimm.
„Wills du etwa schon wieder faaahrn?", lallte ich. Die Wirkung des Alkohols war deutlich zu spüren, was dazu beigetragen hatte, dass der Abend wirklich noch lustig geworden war. Ich hatte für ein paar Stunden meine Ängste vergessen können und viel gelacht. Jetzt wollte Tina jedoch scheinbar wieder zurückfahren, es war ja auch schon fast elf und da sollten wir spätestens zurück sein. Trotzdem war das noch ein bisschen zu wenig Alkohol für meinen Geschmack, doch ich ließ mich widerwillig von meiner besten Freundin zur Bimstation zerren. Allein dableiben konnte ich ja kaum. „Vielleicht trinken die Jungs ja heute wieder, da könnten wir dann ja einen Sprung vorbeischauen, wenn du willst", schlug Tina vor. Ich wusste genau, dass auch sie nicht mehr ganz nüchtern war, sonst hätte sie das einer betrunkenen Lexi niemals angeboten, aber ich wollte mich mal nicht beschweren, denn ich feierte die Idee. Mehr als ich vermutlich sollte.
Als wir wieder zurück waren, was erstaunlich gut funktioniert hatte, begaben wir uns vorerst in unsere Zimmer. Immerhin wollten wir Villani nicht dazu bringen, uns in einem der anderen zu suchen. So sehr ich sie liebte und so sehr sie meine Freundin war, das musste wirklich nicht sein. Sie würde uns den Alkohol verbieten, weil es ihre Pflicht war und das wollten wir um jeden Preis verhindern. „Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß", schlussfolgerte Tina, wobei ich mir ein „Heiß? Sie is soooo heiß" einfach nicht verkneifen konnte. Tina quittierte das nur mit einem lachenden Klaps auf meinen Hinterkopf und dann klopfte es auch schon an die Tür. Wie besprochen stellte ich mich schlafend, sodass ich nicht mit Lucrezia reden müsste, denn die würde sich nur unnötig Sorgen machen, wenn sie mich betrunken sah. Außerdem wusste ich nicht, ob ich ihr dann nicht irgendwelche hoffentlich unnötigen Vorwürfe an den Kopf werfen würde. Tina hatte das alles echt gut im Griff, denn ich hörte nur noch, wie Lucy sie bat, mir eine gute Nacht zu wünschen, falls ich nochmal aufwachen sollte und dann war sie auch schon wieder weg. Wir warteten noch eine halbe Stunde, um sicherzugehen, dass sie wirklich nicht mehr am Gang herumstreifte und kamen dann Tobis Einladung nach, in deren Zimmer zu kommen, wo wirklich eine Party stieg. Die Jungs hatten Bier gekauft, was ich eigentlich nicht so gerne trank, doch ich begnügte mich damit, immerhin hatte es ebenfalls die erwünschte Wirkung. Es waren sogar Meli und ihre Zimmerkollegin Anna und noch ein paar andere Mädels aus meiner Parallelklasse gekommen und so tranken wir zu zehnt im Zimmer 311.
„Lasst uns Wahrheit oder Pflicht spielen!", rief Marco plötzlich, der auch schon relativ viel intus hatte. „Dein Ernst? Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr!", rief Tobi, doch die anderen waren dafür und so entschieden eben auch wir uns dazu, mitzuspielen. Ich wusste, ich musste aufpassen, doch so betrunken könnte ich gar nicht sein, dass ich meine Beziehung zu Lucy verraten würde, also hatte ich da keine Bedenken. Es würde schon gutgehen. „Also los, Marco, du bist dran! Wahrheit oder Pflicht?" Er entschied sich für Wahrheit, was meiner Meinung nach für den Anfang noch sehr harmlos war, denn er wurde nur gefragt, mit wem er gerne mal schlafen würde. Als er jedoch sofort den Namen meiner Freundin nannte, wurde ich wütend. Ich wollte ihm am liebsten eine verpassen, doch Tina, die dieses Bedürfnis scheinbar schon meinem Blick abgelesen hatte, hielt mich zurück. Das war gerade nochmal gutgegangen, niemand hatte meine aufsteigende Wut bemerkt, denn sie spielten alle unbeirrt weiter. Erst als Tina mich ins Bad zog, um mir eine Standpauke zu halten, kamen die ersten blöden Kommentare von wegen wir sollten mal rummachen und ob wir lesbisch wären. Wenn die wüssten, dachte ich mir, doch Tina war schneller und entgegnete cool: „Da muss ich euch leider enttäuschen, wir holen nur neues Bier." Das hatten sie nämlich professionellerweise in der Badewanne in kaltem Wasser eingekühlt, worüber ich vorhin schon lachen hatte müssen. Die kamen ja echt immer auf Ideen...
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In you I found remedy
Teen Fiction[Abgeschlossen] Mir ist danach, dich besser kennenzulernen. Vielleicht ist das dumm, naiv, aber..." Doch sie unterbrach mich: „Was möchtest du denn wissen?" „Das ist eine gute Frage. Nicht nur die Basics zumindest. Also schon auch, aber mehr noch, w...