#1 Alles wie immer?

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POV Lexi Falkner

Nein! Nein, das durfte nicht wahr sein! „Hilft ihr denn niemand?! Hallo?!" Nichts. Alle blieben ruhig. Niemand schien auch nur zu versuchen, sie da rauszuholen. Niemand schien meine Schreie überhaupt zu bemerken! „Sieht denn niemand, dass sie Hilfe braucht?!" Ich rannte los, stieß den einen Polizisten zur Seite, den anderen weiter ins Wasser hinein, nur um mich zu ihr durchzuringen. „Sie ertrinkt, wenn niemand etwas macht, verdammt!" Ich riss sie herum, ihr Gesicht war immer noch unter Wasser. Meines tränenüberströmt, doch ich war sowieso klitschnass, das sah vermutlich nicht mal jemand. Ich nahm ihren Kopf vorsichtig in meine Hände und drehte auch ihn dann zu mir herum. Fahles Gesicht. Blaue Lippen. Die Augen so leer. Hände, die mich grob an den Handgelenken packten und unsanft zurückzogen. Ich stolperte und landete erneut im eisigen Nass. Versuchte, die Oberfläche zu durchbrechen, doch schaffte es nicht. Egal wie sehr ich strampelte, um weiter nach oben zu kommen, der rettende Sauerstoff schien sich mit jeder meiner Bewegungen nur weiter von mir zu entfernen. Meine Lungen drohten zu zerbersten, wenn sie nicht sofort das erlösende Gasgemenge inhalieren dürften, doch ich konnte mich einfach nicht aus meiner misslichen Lage befreien. Mittlerweile wusste ich nicht mal mehr, wo oben und unten war, in welche Richtung ich strampeln sollte. Meine Glieder wurden schwerer und ich riss ein letztes Mal die Augen auf. Das Letzte, was sich in mein Gedächtnis brannte: Dieses leblose Mädchen, das mich so sehr an mich selbst erinnerte, treibend über mir...

Ich riss die Augen auf. Diesmal gelang es mir. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich bereits aufrecht in meinem Bett saß. Auf meiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet und ich zitterte am ganzen Leib. Warum holte mich dieser Traum immer wieder ein? Ein Blick auf meinen Wecker zeigte mir, dass es erst vier Uhr morgens war. Ich könnte noch bis fünf schlafen, doch ich entschied mich dazu, meine Morgenrunde heute früher zu drehen, an Schlaf war sowieso nicht mehr zu denken.

So mühte ich mich träge aus meinem Bett und bewegte mich in Richtung Kleiderschrank, um mir mein Laufoutfit herauszusuchen. Ich lief jeden Morgen eine Runde, weil ich meist sowieso von meinen Albträumen aus dem Schlaf gerissen wurde, doch heute war dies besonders früh geschehen. Normalerweise wäre schon noch eine Stunde drin gewesen, zwar eine eher unruhige, aber eine, die ich immerhin in einem erholungsähnlichen Zustand verbracht hätte. Aber was sollte das schon, ich war jetzt nun mal wach und dann konnte ich die Zeit auch gleich sinnvoll nützen.

In der Küche schnappte ich mir noch eine Banane, trank ein paar Schlucke meines Wassers und verließ dann auch schon das Haus. Ich bog in den Waldweg ab und erhöhte mein Tempo. Nur so konnte ich für gewöhnlich meinen Kopf freibekommen: laufend bis zum Umfallen. Und das gelang auch heute, doch dieses Mal zog etwas ganz anderes meine Aufmerksamkeit auf sich. Um genau zu sein, eine Frau. Gut, das war nun eigentlich auch nichts Außergewöhnliches, ich fühlte mich schon seit einiger Zeit zu Frauen hingezogen, auch wenn das erst meine engsten Freunde wussten, doch es war durchaus ungewohnt, hier überhaupt jemanden um diese Uhrzeit anzutreffen. Ich verringerte mein Tempo ein wenig und hoffte, dadurch unbemerkt zu bleiben. Ich wollte wirklich mit niemandem reden. Doch das Schicksal meinte es offenbar nicht gut mit mir, denn als ich mich nochmal vergewissern wollte, ob sie noch zu sehen war, stolperte ich über eine Wurzel und kam natürlich, wie sollte es auch anders sein, mit voller Wucht auf dem steinigen, harten Boden auf. „Fuck!", fluchte ich, bemüht, nicht gleich ihre gesamte Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, doch das war wohl bereits geschehen.

„Hey, hast du dich verletzt? Die versteckten Wurzeln hier sind echt gemein." Sie streckte mir ihre Hand entgegen, ich jedoch bewegte mich kein bisschen. Stattdessen musterte ich sie von oben bis unten. Sie hatte langes, schwarzes Haar, eine ansehnliche Figur, vor allem in dieser hautengen Sportkleidung. Was mir jedoch sofort auffiel, waren ihre strahlend blauen Augen. Vielleicht hatte ich mich für einen Bruchteil einer Sekunde zu lange darin verloren, denn ihr Gesicht zierte nun ein Schmunzeln, das mir die Schamesröte sofort in meines trieb. Ich war doch sonst nicht so, was war nur los mit mir? „Wird das heute noch was, oder möchtest du hier lieber liegenbleiben? Hast dir eh ein schönes Fleckchen ausgesucht." Ihre Stimme war ruhig und doch schneidend. Vielleicht war es das, was mich aus meinen Gedanken riss und mein Gehirn dazu veranlasste, Impulse in meine Hände auszuschicken, denn bevor ich es bewusst entschieden hatte, berührte meine Hand bereits ihre. Irgendetwas Seltsames lag in dieser Berührung, doch ich hatte nicht mehr die Zeit, um darüber nachzudenken. Sie stellte mich mit einem gezielten Ruck wieder auf meine Beine und dann zog sie ihre Hand auch schon wieder zurück. „Ähm... danke...", murmelte ich und ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte ich mich um und rannte zurück nach Hause.

In you I found remedyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt