POV Lucrezia Villani
Morgen würden wir endlich nach Graz fahren. Mein Kollege Schmied, Lexi und ich haben uns noch zweimal getroffen und das Programm auf die Beine gestellt, wobei ich zugeben musste, dass wir beide uns so professionell verhalten hatten, sodass Schmied eigentlich gar nichts merken hatte können. Ich persönlich war sehr froh darüber, dass diese Treffen nun endlich ein Ende hatten, denn es war mir nicht leichtgefallen, Lexi zu widerstehen. Sie sah so heiß aus, sogar wenn sie nur ihre Schlabberpullis und eine einfache Jeans trug. Ich liebte sie und ihren Körper einfach und wenn man etwas liebte und das nicht zeigen durfte, dann war das wirklich erschöpfend. „Wir sehen uns morgen um acht beim Bus am Parkplatz vor der Schule. Sie sind bitte alle pünktlich, sodass wir nicht unnötig warten müssen, denn wir haben einen sehr strengen Zeitplan."
Nachdem ich die Stunde beendet hatte, machte ich mich direkt auf den Weg zu meinem Auto, denn ich musste noch etwas einkaufen und dann packen. Lexi schlief heute bei Tina, damit wir morgen nicht zusammen hinfahren müssten und weil deren Sleepover sowieso schon wieder überfällig war. Sie hatten sich, bevor wir beide ein Paar geworden waren, nämlich relativ regelmäßig zu Übernachtungen beziehungsweise nächtelangen Feiern getroffen und ich wollte da wirklich nicht dazwischenfunken, denn sie waren beste Freundinnen und ich wusste genau, dass Tina Lexi guttat. Sie hatte immerhin schon auf Lexi geachtet, als ich noch nicht da gewesen war, also warum sollte mich das jetzt stören, ich freute mich eher. Außerdem hätte ich so noch ein wenig Zeit, um über die anstehende kleine Reise nachzudenken. Nicht, dass ich das nicht schon seit einem Monat täte, doch da hatte ich immer versucht, mir vor Lexi nichts anmerken zu lassen. Diesmal konnte ich aber knietief in meinen Gedanken versinken und niemand würde etwas hinterfragen. Würden Lexi und ich es schaffen, uns vollkommen voneinander fernzuhalten? Würden wir uns durch Blicke verraten? Was, wenn Schmied etwas merkte? Oder noch schlimmer: irgendwelche Schüler? Ich war immer die Toughe gewesen, die ihr Leben nach außen hin im Griff zu haben schien, doch seit ich mich in Lexi verliebt hatte, bröckelte meine Mauer und die Risse, die mittlerweile in ihr zu finden waren, waren schwer zu kitten. Ich war es einfach nicht mehr gewohnt, jegliche Gefühle von mir zu stoßen und mich nach außen hin anders zu geben, als ich war. Denn ich war nie die kalte Frau gewesen, die ich zu sein geglaubt hatte, das war mir mittlerweile mehr als klar. Ich hatte lediglich eine Fassade errichtet, hinter der ich mich verstecken hatte können und mit jedem Blick in den Spiegel hatte ich mehr daran zu glauben begonnen. Daran, dass ich ein gefühlsloses Arschloch wäre. Clara hatte mir immer schon erklärt, dass das ein Schutzmechanismus meinerseits sei. Ihr hatte ich jedoch stets versichert, dass es nichts gäbe, vor dem ich mich schützen müsste und dass ihr psychologisches Wissen bei mir einfach nicht anwendbar wäre. Ich hatte das mit einer Hypnotiseurin verglichen, die in ihrem engen Bekanntenkreis auch nicht fähig dazu wäre, diese Hypnose durchzuführen. Clara hatte immer nur geschmunzelt und dann akzeptiert, dass sie mit Gegenargumenten nicht weit kommen könnte. Wie gesagt, ich war ein kaltes Arschloch gewesen und hatte das sowieso erst gar nicht zugelassen. Jetzt hinterfragte ich aber mein Verhalten der vergangenen Jahre und ich wunderte mich sogar ein wenig darüber, dass es mir nie aufgefallen war, dass ich eine Lüge lebte. Konnte man sich selbst wirklich so täuschen? Scheinbar...
Ich begann endlich damit, meine Sachen in meinen Koffer zu werfen, denn zu behaupten, sie zu schlichten, wäre gelogen. Ich hatte bestimmt wieder viel zu viel mit. Vermutlich vor allem was Unterwäsche anbelangte, doch sicher war sicher. Clara sagte da dann immer zu mir, dass ich mir schon nicht dreimal täglich in die Hose machen würde, wo sie glücklicherweise immer noch recht behalten hatte, doch ich fühlte mich einfach sicherer, wenn ich mehr mithatte. Es musste nur etwas nass werden und dann wäre ich ganz bestimmt nicht die, die notgedrungen ohne Unterhose herumlaufen musste. Ich schmunzelte über meine eigenen Hirngespinste.
Mittlerweile war Dunkelheit eingekehrt und ich war dementsprechend müde, also entschied ich mich dazu, mich zumindest mal in mein Bett zu legen. Lexi hatte gemeint, sie würde sich noch kurz melden und so wartete ich und nahm in der Zwischenzeit ein Buch zur Hand, das meine Zweifel vor der morgigen Reise ein wenig in den Hintergrund rücken ließ. Irgendwann klingelte dann aber wirklich mein Handy und ich hob ab: „Hey! Ich dachte nicht, dass du echt noch wach bist." Sie schmunzelte am anderen Ende der Leitung: „Ich hab wirklich schon halb geschlafen, doch dann ist mir eingefallen, dass es da jetzt ja jemanden an meiner Seite gibt, dem ich gerne eine gute Nacht wünschen würde... Weißt du, das bin ich einfach immer noch nicht gewohnt." Sie flüsterte die Worte, was mich darauf schließen ließ, dass Tina bereits schlief. „Ich liebe dich, Lexi. Wirklich. Schlaf gut... und hey, wir schaffen das schon. Den Ausflug zu überstehen meine ich..." Eine Zeit lang war sie ruhig, dann entgegnete mir meine Freundin: „Ich hoffe es... Wirklich, Lucy..." Ich hörte ihre Sorge deutlich aus ihrer Stimme heraus, doch ich war selbst nicht dazu imstande, ihr diese zu nehmen, denn ganz überzeugt war ich von meinen Worten leider selbst nicht. „Wir sehen uns morgen beim Bus. Gute Nacht, Tesoro", beendete ich unser Gespräch und dann kuschelte ich mich auch schon in meine schwere Winterdecke, von der ich hoffte, sie würde mir durch ihr Gewicht all meine Sorgen nehmen.
Am nächsten Morgen wachte ich leider nicht wirklich ausgeruht auf. Ich hatte Kopfschmerzen und diesen Druck auf der Brust, der mir normalerweise ziemlich zuverlässig anzeigte, dass der Tag ganz leicht in einer Katastrophe enden könnte und das war alles andere als beruhigend. Dagegen unternehmen konnte ich aber auch nichts, also musste ich da wohl oder übel durch und hoffen, dass es nicht ganz so schlimm käme. Für diesen ersten Tag heute stand der Besuch im Museum für Geschichte an, den Schmied sich beim besten Willen nicht ausreden hatte lassen. Anschließend hätten die Schülerinnen und Schüler Zeit, irgendwo Mittagessen zu gehen und sich ein wenig frei in der Innenstadt zu bewegen. Am Abend wollten wir mit ihnen dann ins Theater. An sich eigentlich recht gut geplant, wie ich fand, doch die Umsetzung war es, die mir Sorgen bereitete. Ich hasste diese Verantwortung, die bei Schulausflügen noch größer war als sonst schon. Man musste darauf achten, dass die Kids keinen Alkohol tranken, obwohl man am liebsten mittrinken würde. Man durfte niemanden verlieren, obwohl jeder Schüler weniger ein wenig mehr Gelassenheit bedeutete. Doch das Allerschlimmste: Es war laut. Rund um die Uhr. Man konnte selbst kaum entspannen. Drei Tage gingen ja noch, doch alles ab einer Woche war meiner Meinung nach eine Zumutung.
„Alle einsteigen, wir fahren los!", rief Schmied gerade und ich war froh, dass er das übernahm und ich nur die Schüler zählen musste. Ich wollte bei einer Exkursion nicht zu autoritär mit ihnen umgehen, ihnen jedoch auch nicht zeigen, dass da ein Mensch mit Fehlern und Gefühlen in mir steckte. Das wäre einfach zu viel des Guten. Ein Mittelmaß wäre toll, doch so leicht war das gar nicht. Gerade kam ich an Lexis und Tinas Sitzplatz vorbei und meine Freundin warf mir ein mildes Lächeln zu. Ich blickte mich um und kontrollierte, ob mich jemand beobachtete, da das aber nicht der Fall war, erwiderte ich es kurz. Leider hatte ich dadurch vergessen, wie viele Kinder ich bereits gezählt hatte und musste somit peinlicherweise von vorne beginnen. Na das konnte ja noch heiter werden...
- A/N -
Liebe Leute! Was denkt ihr, wird da noch auf uns zukommen? Werden Lucrezia und Lexi es schaffen, sich voneinander fernzuhalten? Wird der Ausflug gutgehen? Lasst gerne eure Spekulationen oder Befürchtungen da, mich würde interessieren, was ihr so erwartet! Hoffentlich seid ihr zufrieden damit, wie die Story sich entwickelt. Danke nochmal an jede/n einzelne/n, die/der immer noch fleißig liest, votet und kommentiert! Ihr seid die Besten! <3
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In you I found remedy
Novela Juvenil[Abgeschlossen] Mir ist danach, dich besser kennenzulernen. Vielleicht ist das dumm, naiv, aber..." Doch sie unterbrach mich: „Was möchtest du denn wissen?" „Das ist eine gute Frage. Nicht nur die Basics zumindest. Also schon auch, aber mehr noch, w...