Es war das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit, dass ich keinen keinen Zaun um mich wusste. Unwillkürlich kämpfte sich das Verlangen nach Freiheit meine Kehle nach oben, aber ich rang es schnell nieder. Das war wirklich der falsche Zeitpunkt die weiten Hügel der Bretagne zu vermissen.
„Bist du okay?", wisperte Caden.
Die Farrows waren stehengeblieben, um auf uns zu warten, scannten währenddessen aber angespannt die Umgebung ab. Ihre Hände lagen auf den Knäufen ihrer Schwerter, selbst wenn sie wussten, dass sie damit kaum etwas gegen die Schusswaffen der Nigreos ausrichten konnten.
„Nein", entgegnete ich ehrlich, „Lass uns das schnell hinter uns bringen." Die Angst brachte mich fast um und ich bezweifelte, dass ich diese Angespanntheit lange aushalten würde, bevor ich in Panik verfiel.
„Was ist der Plan?", wollte Benson wissen, nachdem wir zu ihnen aufgeschlossen hatten.Vor uns war nichts als Wald. Keine Nigreos, keine Mutationen. Aber wie schon letzte Nacht bedeutete das nicht, dass sie nicht da waren.
„Einfach weitergehen. Sie werden uns finden."
Oder uns erschießen.
„Und wenn alles schiefläuft, laufen wir", fuhr Caden fort, „Wenn es nur einer schafft zu entkommen, kann derjenige vielleicht Hilfe holen."
Kurz gesagt, das würde ein Selbstmordkommando werden wenn wir versagten. Andererseits waren wir über das Thema Selbsterhaltung längst hinaus.
Vorsichtig wagten wir uns weiter vor und versuchten dabei nicht so unsicher auszusehen wie wir uns fühlten. Die Autos, die das Lager besaß und die nur seltenst benutzt wurden, standen noch auf dem Parkplatz neben dem Tor, die Spuren der Schlacht vor wenigen Tagen waren vollständig beseitigt worden und überhaupt schien niemand außer uns hier zu sein. Wüssten wir es nicht besser, könnte man davon ausgehen, dass wir uns vollkommen umsonst in unserem Lager verschanzten.
Doch gerade als ich an meinem Verstand zu zweifeln begann, hörte ich ein Rasseln. Ketten?Wir folgten weiter dem ausgetretenen Trampelpfad, den man schon beinahe als Straße bezeichnen konnte. Er machte eine Kurve nach links, die größtenteils von Bäumen verdeckt wurde. Es waren die letzten bevor die Lichtung begann und sich der Wald aufgrund der Küste lichtete. Ab da wurde der Wald wieder dichter und genau das hatten sich die Nigreos zu Nutze gemacht.
Denn kaum hatten wir besagte Bäume passiert, sahen wir eine kleine Zeltstadt. Provisorisch hatten sich unsere Belagerer aus sämtlichen Stoffen und Decken, die sie hatten finden können, kleine Unterschlupfe gebaut. Dazwischen brannten vereinzelt Lagerfeuer, um die sich die bunt gemischten Nigreos sammelten. Unter ihnen waren Menschen, Furrure, Coxy, Spotts und zu meinem Entsetzen sogar vereinzelte Ailés. Was der Großteil von ihnen gemeinsam hatten, waren die schwarzen Flügel, die an ihren Rücken hefteten als wären sie nachlässig angeklebt worden. Manche von ihnen hingen ein wenig schief, die Gelenke der Schwingen waren seltsam abgeknickt oder sie sahen so zerfleddert aus als wären vorher Pferde über sie hinweg getrampelt. Man sah ihnen förmlich an, dass sie von Toten stammten und ich war froh, dass Lex das nicht sehen musste.
Am befremdlichsten waren jedoch die Pfähle, die sie etwas abseits in den feuchten Waldboden geschlagen hatten. Ketten waren an ihnen befestigt worden, an deren anderen Enden Mutationen hingen. Schwere Eisenringe waren um ihre Hälse gelegt worden und so waren sie wie Hunde an die Pfähle geleint worden, aber mein Mitleid mit den Biestern hielt sich in Grenzen. Vor allem, weil sie noch vor den Nigreos aufgesprungen waren und an den Ketten zerrten, um auf uns losgehen zu können. Von ihren kurzen Schnauzen tropfte der Sabber als sie die Zähne fletschten und ihr Knurren brachte mich ebenfalls dazu meinen Schwertgriff zu umklammern.
Durch die Reaktion der Mutationen wurden auch die Nigreos auf uns aufmerksam, woraufhin sich beinahe schlagartig sämtliche Köpfe zu uns umdrehten. Die meisten standen auf, was uns dazu brachte stehen zu bleiben. Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf ein Furrure, der furchtlos zu einem der vorderen Pfähle ging. Dabei zog er etwas aus seiner Tasche und hielt es in die Höhe. Es war ein kleines Stück Plastik, das ein klickendes Geräusch machte wenn man darauf drückte. Ich hatte einmal gelesen, dass damit früher Hunde abgerichtet worden waren. Tatsächlich zuckten die riesenhaften Mutationen vor dem zierlichen Mann zurück als das Klicken ertönte.
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Feather, Sword & Blood
FantasyIm letzten Jahrhundert hat sich die Welt verändert. Eine Genmutation brachte neben den Menschen weitere Spezies hervor. Kriege, in denen nahezu das gesamte Wissen über moderne Technologie verloren ging, forderten über zwei Milliarden Leben und zerri...