Dreizehn

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Ich hatte auf Gaspards Rat gehört und mich vor allem nicht länger selbst bemitleidet. Etwas, zu dem sowohl Menschen als auch Limbs nur zu gerne neigten. Wer stellte sich selbst nicht gerne als Opfer dar? Doch ich wollte nicht länger einer davon sein. Trotzdem lief das Training nicht gerade besser. Ich strengte mich wirklich an und tatsächlich hatte ich mich nach drei Tagen endlich ein wenig an das Schwert gewöhnt, aber die anderen schienen mir noch immer um Längen voraus zu sein.
 
Heute war es besonders schlecht gelaufen und gerade stolperte ich zum hundertsten Mal über meine eigenen Füße, als Yates an meinem Platz vorbeiging. „Ihr Bruder hat sich wirklich besser angestellt", erwähnte Yates beiläufig.

Ich hielt inne und ließ das Schwert sinken. Mir reichte es endgültig. „Sie sagten, dass Sie mich nicht mit meinem Bruder oder meinem Vater vergleichen würden", warf ich ihr vor und drehte mich zu ihr um.

Sie blieb stehen und fixierte mich mit ihrem Blick. „Wollen Sie etwa andeuten, dass ich gegen mein eigenes Wort verstoße?", fragte sie scharf.

„Ja." Meine Stimme war fest und bestimmt. Ich wusste, dass es keine gute Idee war, mich mit Yates anzulegen, trotzdem tat ich es. Ich hatte genug. Ich war es inzwischen gewöhnt von ihr heruntergemacht zu werden und hatte nie etwas dagegen gesagt, aber was mich störte, waren die stets bissigen Kommentare über Lex. Denn als würde mich das alles hier nicht schon genug an ihn erinnern, musste sie noch zusätzliches Salz in die Wunde streuen.
 
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. „Sie haben Mut, Lennox. Aber Mut alleine reicht im Kampf nicht aus." Mit einer plötzlichen Bewegung zog sie ihr Schwert aus der Scheide und sprang auf mich zu.

Ich schaffte es gerade noch ihre Waffe unbeholfen abzublocken, die sie auf mich hatte zuschnellen lassen. Ich taumelte einige Schritte rückwärts und sah, wie sich mein Trainingspartner aus dem Staub machte.

„Glauben Sie, Ihre Gegner werden fair kämpfen?", fragte sie und ließ die Klinge wieder auf mich herunterprasseln.

„Oder dass sie Ihnen Gnade gewähren?"

Sie hieb noch einmal zu.

„Dass sie Sie verschonen würden?"

Ihr letzter Hieb ließ mich stolpern und ich landete auf meinem Hintern.

„Nein, Major. Aber ich wollte nur–"

„Sie wollten sich gerade über meine Trainingsmethoden beschweren, Lennox."

„Nein, ich–"

Sie schlug wieder zu und das Schwert glitt aus meiner Hand. „Ihre Gegner werden noch weniger freundlich sein als ich und sie werden Sie nicht nur physisch, sondern auch psychisch unter Druck setzten. Sie werden sich jede kleinste Schwäche zu Nutze machen und keine Rücksicht nehmen. Ich versuche Sie lediglich darauf vorzubereiten."
 
Sie machte einen Schritt zurück und sah abschätzig auf mich herunter. „Stehen Sie auf, Lennox. Das war erst der Anfang."

Mein Herz pochte, doch ihre Ansprach steigerte meine Wut nur, da sie die Bestätigung dafür war, was ich soeben festgestellt hatte. Ich ballte die Fäuste, drückte mich damit vom Boden ab und griff nach meinem Schwert.

Doch kaum hatte ich es wieder in der Hand, ging Yates ein weiteres Mal auf mich los. „Kein Kampf ist jemals fair. Seien Sie einfallsreich und unberechenbar", sagte sie dabei, setzte mir ihren Fuß auf die Brust und da ich noch halb kniete, schmiss sie mich einfach zurück in den Dreck.
 
Wieder holte sie aus, aber ich beherzigte ihren Rat. Okay... ich versuchte es. Ich ließ mich nach hinten fallen, rollte mich ab, landete nach einer Rückwärtsrolle wieder auf den Füßen und sprang auf. Mein Ehrgeiz war geweckt.

Zum ersten Mal holte ich selbst aus und wollte Yates meinerseits angreifen, aber sie schien das kommen zu sehen. Sie wehrte meinen Schlag ab, drückte mich damit nach rechts.

Feather, Sword & BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt