Am Ende der Woche wollte uns Celia kaum gehen lassen. Nur mit Mühe hielt sie ihre Tränen zurück, während sie sich in den Wollpullover ihres Mannes krallte. Ich sah Caden an, dass er sich ein wenig für ihre Sentimentalität schämte und auf einmal erinnerte er mich an einen frisch gebackenen Teenager, dem es peinlich war, dass seine Mutter ihn noch zur Schule brachte und mit einem Kuss verabschiedete. Asra schien seine Ungeduld gespürt zu haben, weshalb er die ganze Zeit unruhig getänzelt hatte.
Ich bedankte mich bei den beiden, woraufhin sie immer wieder abwinkten und mir versicherten, dass ich in ihrem Haus jederzeit willkommen wäre. Das war Caden sogar noch unangenehmer, weshalb er mich förmlich drängte, auf Leils Rücken zu steigen.Während ich mich in den Sattel zog, schob André seine Frau sanft ein Stück zur Seite und beugte sich die wenigen Zentimeter zu seinem Sohn hinunter. Er sagte etwas zu ihm, woraufhin Caden leicht die Augen aufriss, aber ich konnte es nicht verstehen. Hektisch schüttelte er den Kopf. Sein Vater zog daraufhin eine Augenbraue nach oben, was Cadens Protest erstickte. Ergeben nickte er. André klopfte ihm noch einmal auf die Schultern, dann ließ er ihn ziehen.
Einen unverständlichen Fluch murmelnd hievte sich der Sergent ebenfalls in den Sattel und verabschiedete sich noch einmal, dann gab er seinem Hengst die Sporen und preschte voraus. Ich ließ mir zumindest noch die Zeit für ein letztes, aufrichtiges Lächeln, dann folgte ich ihm.„Herrgott, das war ja schlimmer als damals als sie mich bei dem Lager abgesetzt haben", murmelte er als ich ihn eingeholt hatte.
„Hör auf dich zu beschweren. Ich wäre vor drei Jahren froh über so einen Abschied gewesen."
Daraufhin sagte er nichts, aber da ich nicht wollte, dass er wieder von den Schuldgefühlen überrollt wurde, wechselte ich leichthin das Thema. „Was hat dein Vater gerade zu dir gesagt?"
Er schielte zu mir und verzog den Mund. „Gar nichts", log er.
Ich hakte nicht nach, da ich irgendwie wusste, dass er es mir um keinen Preis der Welt verraten würde. Deshalb richtete ich meinen Blick geradeaus und konzentrierte mich auf den etwa anderthalbtägigen Ritt zurück in die Stadt.
Nach etwa vier Stunden machten wir eine Pause und packten das üppige Mittagessen aus, das uns Celia mitgegeben hatte. Sie hatte es vollkommen übertrieben und jetzt fühlte auch ich mich wie ein Kind auf dem Schulhof, das gerade seine Brotbox auspackte.„Meinst du, Ben und Jules haben inzwischen etwas gefunden?", fragte ich, während ich in das dunkle Brot biss. Als es Celia gestern morgen gebacken hatte, war ich von dem Geruch aufgewacht und mir war förmlich das Wasser im Mund zusammengelaufen. Sie hatte gelacht und ihren Sohn gefragt, was für einen Fraß er seinem Trupp nur vorsetzte. Dieser hatte nur die Augen verdreht.
„Ganz ehrlich? Bezweifle ich."
Caden war genauso schweigsam wie immer und ich erkannte, dass er in alte Verhaltensmuster zurückfiel. Er war nicht länger Sohn oder Verletzter, sondern in erster Linie Sergent und Soldat.
Ich würde kein Wort über das, was in der letzten Woche passiert war, oder seine Eltern verlieren. Was in den Bauernhaus gesagt oder getan worden war, blieb auch dort. Er hatte mich nicht darum bitten müssen, ich wusste auch so, dass er damit einen großen Teil von sich preisgegeben hatte und ich würde sein Vertrauen nicht missbrauchen, indem ich tratschte.
Wir saßen auf einem alten Baumstumpf und sonnten uns. Der heutige Tag war ein Vorbote des Frühlings und ließ den Schnee um uns herum glitzern. Ich hatte mich zurückgelehnt und genoss den idyllischen Landschaftsstreifen, während ich gedankenverloren auf meinem Brot herum kaute. Ich konnte kaum glauben, dass wir vor einer Woche genau hier entlang geritten waren. Die Gegend hatte wesentlich gefährlicher ausgesehen und jeder Schatten zwischen den Bäumen hatte dafür gesorgt, dass ich zusammengezuckt war. Jetzt sah ich, dass das meiste einfach nur seltsam geformte Sträucher oder Felsen gewesen waren.
„Verflucht, Lennox. Wenn du die Kruste nicht willst, gib sie mir. Das ist das beste vom ganzen Brot", brummte Caden irgendwann.
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Feather, Sword & Blood
FantasiaIm letzten Jahrhundert hat sich die Welt verändert. Eine Genmutation brachte neben den Menschen weitere Spezies hervor. Kriege, in denen nahezu das gesamte Wissen über moderne Technologie verloren ging, forderten über zwei Milliarden Leben und zerri...