Kapitel 79. Die eiserne Lady

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Man spürte zwar deutlich, dass Vivienne aus den weiten Orlais kam, allerdings verriet mir ihr Akzent, das dies nicht der Ort sein konnte, an dem sie geboren wurde. Ich tippte innerlich auf die freien Marschen, aber sicher war ich mir dabei natürlich nicht. Ich vermutete auch, dass sie den Großteil ihres Leben sicherlich selber in einem Zirkel verbracht haben musste, was mich allerdings nur noch mehr verwunderte. Viviennes Name war gewiss nicht unbekannt, denn als Hofverzauberin hatte sie einen gewissen Ruf. Zwar hörte man von fern und nah, dass sie wohl eine der mächtigsten Magierinnen sein sollte und wohl auch das sie damals die mit Abstand jüngste vollwertige Magierin war, allerdings war sie auch für viele Dinge bekannt, die nicht allzu beeindruckend oder gar gut waren. Ich machte mir nichts aus einem gewissen Ruf, denn normalerweise urteilte ich selber lieber erst, wenn ich diese Person auch kennenlernen durfte und dann auch nur nach einer gewissen Zeit. Natürlich kam es vor, dass eine Person einem sofort auf eine angenehme Art und Weise bekannt wurde allerdings gab es dazu natürlich auch das genaue Gegenteil

Selbst wenn ich so viel Negatives über sie gehört hatte, wollte ich nicht so schnell urteilen und Chancen, sich zu verbessern, gab ich gerne. Dennoch fühlte ich mich unwohl in ihrer Gegenwart und im Moment jedenfalls konnte man nicht viel Positives von der sogenannten "Eisernen Lady". Ich konnte mich daran erinnern, dass vor ungefähr 25 Jahren auf einem Ball am Ende des Winters einige mächtige Leute recht beleidigt worden waren, weil ein gewisser Herzogs Bastien de Ghislain den gesamten Abend nur an der Seite einer gewissen Magierin verbrachte und nur mit ihr tanzte, was viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Hin und wieder hatte es eben einige Vorteile, wenn man so alt war, dass man die meisten großen Ereignisse selber mitbekam und davon erzählen konnte. Ich vermutete, dass der Herzog damals einen großen Gefallen an ihr gefunden hatte oder vielleicht er sich sogar ein wenig in sie verliebt wer wusste das schon. Jedenfalls ging der Herzog damals bewaffnet mit einer Armee von Floristen zu ihrem Zirkel und kurz darauf hatte sie einen privaten Wohnsitz mit ihm. Ob sie ebenso Gefühle für ihn gehabt hatte, wie er für sie, hatte man natürlich nie erfahren, aber die Aufmerksamkeit und der Luxus hatte sich sicher sehen lassen.

Ich konnte mir vorstellen, wie schlimm der Skandal gewesen sein musste. Zwar hatte ich nur davon gehört und dennoch erschien es mir schon damals wie ein riesiges wütendes Feuer gewesen zu sein. Magier waren damals genauso verhasst, wie sie es heute waren und natürlich hatte es etliche schlimme Worte gegeben gegenüber der Beziehung, die diese beiden hatten. Auch waren etliche Exempel an den beiden statuiert waren aber die meisten davon waren entweder eiskalt abgewiesen worden oder die Leute, die geschickt wurden, arbeiteten danach plötzlich für die beiden, was mir erneut klar werden ließ, dass diese Frau durchaus Überredungskunst besitzen musste. Dies hielt eine ganze Weile an, allerdings nur vier Jahre später, nach nur einem einzigen Treffen mit der Kaiserin persönlich stellte diese Vivienne als ihre Hofverzauberin ein. Ich wusste zwar nicht, was bei diesem Treffen passiert war, allerdings schien die Dame einen mächtigen Eindruck hinterlassen zu haben.

Damals war diese Rolle nicht wirklich viel wert und es gab viele Leute, die sie lächerlich gemacht hatten, aber die Dame vor mir hatte sie anscheinend in etwas verwandelt, was bei den Leuten nun als eine respektvolle Position angesehen wurde. Sie war nicht nur mehr eine Verzauberin sondern die Beraterin der Kaiserin und das trotz des Gesetztes, das Magier nicht eine hohe Position in der Politik einnehmen durften. Ein Gesetz was mir erneut ein wenig missfiel. Danach passierten viele Dinge und beinahe jede Organisation, die im verdeckten arbeitet und etwas Macht besaß wollte plötzlich die Gunst von Lady Vivienne erhalten, nur um damit auch der Kaiserin etwas näher zu kommen. Das erklärte auf eine gewisse Art und Weise, warum man bei ihr diese Form von Abweisung spürte, bevor man überhaupt mit ihr gesprochen hatte. Bei einer solchen Position hatten viele Leute sicher versucht, sich ihr zu nähern auf sicherlich vielen Wegen man konnte wohl nicht mehr einschätzen, wen genau man vertrauen konnte oder nicht. Das sie da einen durch ihre bloße Anwesenheit zurückwies, war nachzuvollziehen.

Der eiserne Drachen (German) (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt