Kapitel 35. Herz oder Gehirn?

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Als wir weiter umsahen, bemerkte ich etwas, was mir seltsam erschien. Zuerst bemerkte ich es gar nicht, weil es erneut der Geruch einer Leiche war und ich mir dachte, es wäre einfach eine der vielen die wir bereits gesehen hatten oder eben noch eine weitere aber etwas war anders. Ich bemerkte den Geruch von tot, aber etwas passte nicht in das Gesamtbild.

"Ich rieche eine Leiche". Ich merkte, dass die anderen der Gruppe mich verwirrt ansahen.

"Das könnte daran liegen, das wir von einigen umgeben sind". Das war mir von Anfang an klar gewesen, aber ich schüttelte den Kopf. 

"Das dachte ich anfangs auch aber". Ich blieb für einen Moment still, um sicherzugehen, dass ich mir das Ganze auch nicht einbildete.

"Aber dieser Geruch....bewegt sich". Nun konnte ich spüren, wie auch die anderen anfingen, sich umzusehen, denn das sich Leichen bewegten war nicht etwas, was man normalerweise zu Gesicht bekam.

"Er bewegt sich? Bist du dir sicher? Wie genau meinst du das ?".

"Ich meine es so, wie ich es gesagt habe. Diese Leiche bewegt sich durch die Räume der Geruch wandert und das muss bedeuten das wir es wohl endlich mit einem Gegner zutun haben, wenn ich mich nicht irre. Ein Untoter. Und ich denke alle wissen was ein Untoter braucht, um auferstehen zu können". Die anderen nickten und ich hörte wie Freya seufzte.

"Einen verfluchten und verunreinigten Boden was bedeuten würde, dass er sich hier wahrscheinlich wirklich um das Werk eines Dämons handelt und ich hatte gedacht, wir könnten und wirklich kurz hinsetzten und ein Buch genießen". Ich konnte ihre Enttäuschung ein klein wenig nachvollziehen, aber ich konzentrierte mich momentan eher auf die Bewegungen des Leichnams. Ich war froh, dass dieses Versteckspiel anscheinend ein Ende gefunden hatte, und gemeinsam machten wir uns erneut in Richtung des Ballsaales, aus dem wir vorher gekommen waren.

Es dauerte nicht lange, bevor wir unseren neu dazugekommenen Freund sahen, und es war wirklich kein schöner Anblick. Im Großen und Gazen war es wie man sich einen wandelnden Leichnamen vorstellte, dünnes Gerippe, ein Gesicht, wie es einen in Albträumen heimsuchte, Geräusche bei denen sich die Nackenhaare aufstellten und eine Gangart, bei der man ein wenig schmunzeln musste, weil sie etwas von einem sehr betrunkenen Menschen hatte. Was allerdings wohl am schlimmsten war, war der stets anwesende Geruch von verrottendem Fleisch und Friedhofserde, der dieses Wesen die ganze Zeit über begleitete. Damit so ein Leichnam wieder zum Leben erweckt werden konnte, wenn man es denn überhaupt so nennen konnten, mussten einige Dinge erfüllt werden. Sie konnten nur an einem verunreinigten oder verfluchten Ort erweckt werden und das auch, nur wenn sie in ihrem vorherigen Leben nicht richtig bestatten wurden. Einen verunreinigten Ort zu finden war nicht sonderlich schwer, weil es nur ein Ort sein musste, an dem ein schweres Verbrechen begangen wurde oder eben viele Leute gestorben waren. Allerdings konnten sie auch mit der Hilfe eines Dämonen zurückgeholt werden, denn Dämonen konnten so einen Ort wie dieses Anwesens mit ihrer Präsenz ebenfalls schnell zum Schlechten wandeln. Jedenfalls war es klar, dass es hier einen dieser beiden Gründe gegeben haben musste, damit die Toten wiederauferstehen konnten.

Normalerweise war es in ganz Thedas ein bekanntes Ritual die Leichen der Toten zu verbrennen oder sie in Teile zu sägen damit sie nach ihrem tot nicht von einem Dämonen oder einem anderen Wesen übernommen werden konnten aber das passierte nun mal eben nicht immer und nicht jeder hielt sich an dieses Ritual, was es für Dämonen leicht machte sich diesen Körper zu holen. Nach den meisten großen Schlachten war es so gewesen, dass die Leichen in Massengräbern bestattet wurden, und oft wurde nicht darauf geachtet, auf welche Art und Weise dies geschah. Ein Massengrab mich nicht ordnungsgemäß bestatteten Personen war geradezu eine Aufforderung für Dämonen sich zu bedienen. Diese Armen wiederauferstanden konnten sich natürlich an rein gar nichts mehr aus ihrem Leben vor dem tot erinnern und Gefühle und Emotionen waren deswegen wie ausgelöscht. Sie waren nun nicht mehr als wandelnde leere Hüllen und damit kamen sie selber nicht klar. Zwar konnten sie sich an nichts mehr erinnern, aber diese Wesen merkten selber, das etwas mit ihnen nicht stimmte. Da sie aber ebenfalls selber nicht wussten, was sie überhaupt waren oder was mit ihnen passierte, versuchten sie nur irgendwie herauszufinden, was der Grund für ihr Dasein war, und das fanden sie ziemlich schnell heraus. Ihr Körper existierte und konnte sich bewegen, aber damit ein Körper wirklich funktionieren konnte, brauchte es eine Seele und diese war bei den Toten nicht mehr vorhanden. Sie selber aber konnten nicht wissen, dass sie tot waren und deswegen suchten sie nun verzweifelt nach einer Seele, um diese mit ihren Körper zu vereinigen deswegen fraßen die Toten auch die lebenden, weil sie in diesen die Seele spüren konnten und da sie zu gescheitem denken nicht mehr in der Lage waren, gab es für sie durchaus Sinn ein lebendes Wesen zu fressen, um damit an sie Seele zu kommen. Was sie leider aber nicht begriffen war, dass eine Person niemals die Seele einer anderen in sich aufnehmen konnte, und so scheiterten sie jedes Mal wieder. Aber Untote hatten Zeit und so versuchten sie es jedes Mal wieder eine lebende Person zu fressen in der Hoffnung, dadurch endlich die Seele zu bekommen die sie selber wieder ins Leben zurückholen würde. Das Gefährliche an diesen Kreaturen war, dass sie nie damit aufhörten zu suchen. Sie brauchten keinen Schlaf, essen oder trinken, sie brauchten rein gar nichts um weiter existieren zu können. Sie kannten keine Gefühle und damit wussten sie auch nicht, was falsch und was richtig war und das hieß, dass sie perfekte leere Hüllen waren, die von Dämonen gesteuert werden konnten. Sie waren nie müde und hörten nie auf mit der jagt. Wenn man das ganze betrachtete, waren Untote wirklich eine gute Methode, um einen Krieg zu gewinnen, aber ich hoffte, das dieser Moment niemals kommen würde, an dem andere sich dieser Macht bedienten. Dämonen allerdings scheuchten sich nicht im Geringsten davor, diese wandelten Körper zu steuern, was sie nur noch gefährlicher machte.

Der eiserne Drachen (German) (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt