Kapitel 68. Mutter Giselle

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Nicht weit weg von uns konnte ich eine Frau mit dunklerer Haut erkennen, die eine Robe der Kirche trug. Ich wusste, das die Inquisition Leute von der Kirche beherbergte und das sogar schon über eine recht lange Zeit, aber dennoch war es für mich interessant, diese Gesandten hier zu sehen oder besser diese eine. Ihr Gesicht war recht bekannt und bereits nach meinem ersten Blick in ihre Augen hatte ich sie identifizieren können. Ich hatte das riesige Verlangen, mit ihr zu sprechen und ich entschuldigte mich für einen kurzen Moment, um zu dieser Dame hinüberzugehen. Freya verfolgte mich kurz mit ihren Augen, ließ mich aber in Ruhe alleine gehen, als sie sah, wer dort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Sie unterhielt sich weiter mit den Heilern und Alchemisten und überließ mich mir selbst.

"Ehrwürdige Mutter Giselle, ihr könnt euch nicht vorstellen, was für eine große Ehre es ist, heute hier vor euch stehen zu können". Ich verneigte mich und das nicht zu knapp und verharrte dort eine kleine Weile in dieser Position, bis ihre sanfte und mütterliche Stimme mich darum bat, sie wieder direkt anzusehen, was ich dann auch tat. Diese Frau hier vor mir hatte meinen Respekt und war für mich eines der großen Zeichen, das nicht alles an der Kirche langsam den Bach runter ging. Sie war eine der wenigen Personen, die führ die Kirche lebte und dennoch meinen Respekt hatte, was wohl einfach daran lag, das sie nicht so engstirnig war wie die meisten, die aus der Kirche kamen. Sie verurteilte niemanden außer Corypheus und war für allen offen, was so auf die Inquisition zukam. Sie war eine Heilerin der Seele, eine Beraterin in dunklen Zeiten und eine schützende und liebevolle Hand für all diejenigen, die sich verlassen fühlten. Auch ich musste zugeben, dass ich mich seltsam sicher bei ihr fühlte. Sie war wie das Auge eines Wirbelsturms und ein sicherer Hafen zugleich und das machte sie für viele Leute sehr wertvoll.

"Hallo junger Mann, ich denke, wir sind noch nicht dazu gekommen, uns vorzustellen, aber ihr scheint mich ja bereits zu kennen. Ich wünschte, das würde auf Gegenseitigkeit beruhen, aber möglicherweise können wir uns ja jetzt kennenlernen. Ich habe noch nicht das Vergnügen gehabt, euch hier zu sehen, darauf schließe ich, das ihr erst kürzlich durch die Tore der Himmelsfeste gekommen sein müsst. Ich bin Mutter Giselle, aber das wisst ihr ja bereits darf ich auf erfahren, mit wem ich hier das Vergnügen habe?". Es war schwer, bei der Sanftmütigkeit ihrer Stimme nicht einfach abzuschalten, aber bei ihr war es mir tatsächlich recht wichtig, einen halbwegs guten Eindruck zu machen. Warum genau wusste ich nicht, aber ich wusste bereits jetzt, dass ich es sehr schön finden würde, wenn wir nach dieser Vorstellung öfters ins Gespräch kommen würden.

"Mein Name ist Orion und ich habt recht, ich bin erst vor Kurzem gemeinsam mit dem Inquisitor aus den Smaragdwäldern hier her gekommen, um diese Inquisition mit allem, was ich bieten kann, zu unterstützen. Bitte seid euch gewiss, das ich alles daran setzten werde, diese Leute hier zu beschützen". Sie lächelte und nickte mir aufmunternd zu.

"Das, was ihr euch vorgenommen habt, erfordert einiges an Anstrengung und Mut, aber ich hoffe das ihr eurem Ziel, diese Leute zu beschützen, gerecht werdet und ihnen helft so gut ihr es könnt. Es ist nicht leicht für den Schutz aller hier zu sorgen, aber jeder von uns kann sicherlich seinen Teil dazu beitragen und so unterstützen wir uns gegenseitig". Ihre Reaktion war ganz anderes als von den meisten Personen die mich das erste Mal sahen und ich konnte ausschließen, das sie die Merkmale an mir nicht einfach ignoriert hatte. Ihr Blick ließ mich verstehen, dass sie mich einfach so sah, wie ich nun mal vor ihr stand und kein Gefühl der Ablehnung oder Angst schien sie dabei zu begleiten. Sie sah mich so an, wie die die ganzen Leute vor mir hier angesehen hatte und das mochte ich.

"Ihr sagtet das ihr aus den Smaragdwäldern hier her gekommen seid? Ich kann mich noch erinnern, wie ich dort auf einer kleinen Pilgerreise gewesen war und wie ich das Gefühl hatte, die Natur dort würde mich zu jeder Zeit beschützen, sagt mir ist es dort immer noch so wunderschön, wie ich es in Erinnerungen habe?". In Ihrer Stimme schwang Melancholie und Ehrfurcht mit und ich konnte es gut nachvollziehen, da ich über diese Wälder genau so fühlte, wie sie.

Der eiserne Drachen (German) (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt