Kapitel 60. Die Avvar

17 3 0
                                    

Er nahm meine Worte hin, als wären sie einfach etwas, über das man sich jeden Tag unterhielt und wirkte dann wieder mit seinen Gedanken, wie als wenn er an vielen Orten wäre. Da Cole meine Gedanken mitbekam und Ausschnitte aus meinem leben sah, ahnte ich, dass er sich an das Nichts selber noch erinnern musste. Eigentlich war es ganz einfach zu verstehen, denn wenn er selber das Nichts nicht mehr erkannte, dann war er auch so gut wie gar nicht mehr daran gebunden und würde wahrscheinlich auch die Fähigkeiten verlieren, die ihm vom Schleier gegeben wurden.

Es interessierte mich sehr, wie Cole die Dinge sah und ich verspürte das Bedürfnis, durch sehe Augen sehen zu wollen. Sicherlich sah er die Leute und alles andere auf eine Art und Weise, die den Lebenden immer verborgen bleiben würde. Ich hoffte, dass er noch länger auf dieser Welt wandeln konnte und das es nie dazu kommen würde, dass aus dem ruhigen Mann ein Dämon wurde. Dämonen begehrten ebenfalls die Lebenden und sammelten deshalb die Erinnerungen der Menschen, wie es auch die Geister taten, allerdings sammelten sie eher die, die von zerstörerischer Natur waren. Sie konnten zwar auch totes Fleisch besetzten, allerdings hielten sie sich ebenfalls lieber an die Lebenden und das bevorzugt an die mit einer magischen Quelle.

Ich konnte mich daran erinnern, wie ich mal einen Nekromanten beobachtete hatte, der von leuchtenden Kugeln begleitet wurde. Damals hatte ich gedacht, dass es ebenfalls eine Form von Geist gewesen wäre, aber später lernte ich, dass dies Irrlichter waren. Leuchtende kleine Wesen in Form einer Kugel, die meistens von Nekromanten beschwört wurden und ihnen den Weg wiesen. Normalerweise waren diese Wesen eher friedliebender Natur, aber sie konnten einen auch angreifen und mehr oder weniger Schaden verursachen, wenn sie sich von einem bedroht fühlten.

So wie ich es mitbekommen hatte, waren es gerade die Dalish, die bei ihrer Magie nicht auf Geister vertrauten, da sie dieser für gefährlich hielten und für einen Moment fragte ich mich, wie Freya wohl auf ihn reagiert hatte. Ich glaubte nicht, dass sie nichts davon wusste, das er hier war und ich glaubte auch nicht, das sie nicht gemerkt hatte, was er war. Vielleicht wusste sie es nicht, aber vermutet hatte sie es sicherlich. Gerade als ich darüber nachdachte, lächelte ich, denn natürlich konnte ich den Inquisitor nicht mit einer normales Dalish vergleichen, denn das war sie nicht. Freya war weit von einer gewöhnlichen Dalish entfernt und ich konnte mir vorstellen, das Cole ihr vielleicht am Anfang ein wenig suspekt vorgekommen war, sie ihn aber dennoch in der Inquisition aufgenommen hatte und ihn vielleicht sogar schon irgendwie ins Herz geschlossen hatte. Jedenfalls konnte ich es ihr, wenn ich genauer darüber nachdachte, durchaus zutrauen. Sie war eine äußerst liebevolle Person und wahrscheinlich nicht dazu im Stande, jemanden ohne triftigen Grund einfach abzulehnen, nur weil dieser jemand vielleicht ein noch nicht ganz erforschtes Wesen war. Natürlich musste sie aufpassen, denn die Leute hatten Angst, wenn es zu Dämonen kam, aber ich konnte mir vorstellen, das die dennoch versuchte Frieden zwischen allen zu stiften.

Meine Mutter hatte mir einst erklärt, dass die Dalish nicht daran glaubten, das es gute Geister gab und das ein solches Wesen eigentlich immer gefährlich waren und es nur unterschiedliche Klassen gab. Zwar sahen sie diese nicht als böse an, aber als eine zu wilde Macht, die nicht gebannt werden konnte und die deshalb unter allen Umständen gemieden werden musste. Von anderen hingegen wurden sie sogar verehrt und behandelt wie Götter allerdings waren diese Personen meistens Leute der Avvar Stämme.

Die Avvar waren ein sehr altes Volk der Menschen und reichten viele Jahrhunderte in die Zeit zurück. Selbst viele Jahrhunderte vor meiner Geburt hatten diese Stämme existiert und sie bestanden noch heute, wenn auch vielleicht in einer etwas kleineren Zahl. Sie hatten ihren Anfang in den eisigen Frostgipfelgebirgen, erstreckten sich danach aber in so ziemlich alle Richtungen. Diese Leute waren seit Anbeginn der Zeit mit Tevinter dem Reich der Magister in einer Art Krieg und auch heute mochten die beiden Völker sich nicht sehen, auch wenn man es zum Glück keinen Krieg mehr nennen konnte. Das reich Tevinter war eines der größten, wenn man sich die meisten Karten von Thedas so ansah und die Avvar...nun sie waren eben nicht mehr so viele also konnte man sich bereits denken, wer von den beiden die größere Macht war und wie dieser Krieg wohl ausgegangen war.

Der eiserne Drachen (German) (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt