Kapitel 62. Morris

12 3 0
                                    

"Bin ich richtig in der Annahme, dass sie für oder mit Threnn der Quartiermeisterin arbeiten? Ich hatte bereits das Vergnügen, mit ihr reden zu können. Ich hatte das Gefühl, das sie eine Frau ist, die weiß, was sie möchte und an diese Dinge auch mit einer gewissen Hartnäckigkeit rangeht". Morris musterte mich einen Moment, eher er zu Boden blickte, um seine Worte zu finden.

"Das ist sehr nett von euch ausgedrückt, mein Herr, wenn man bedenkt, welche Meinungen und charakterlichen Züge Lady Threnn vertritt. Offiziell arbeite ich zwar mit ihr zusammen, aber es ist so, dass ich eigentlich beinahe alle ihrer Aufgaben übernehme, damit sie nicht...nun damit sie nicht so viel mit den Leuten hier in Kontakt treten muss und auch leider nicht...von der Mehrzahl der Leute hier gesehen wird". Ich zog eine Augenbraue in die Luft, denn ich hatte zwar einen kleinen Einblick in die Gedanken von Threnn bekommen, aber dennoch empfand ich es eigentlich so, das jeder an das Glauben konnte, an das er oder sie auch glauben wollte und deswegen war es mir recht gleichgültig, wenn Leute nicht die Dinge vertraten, an die ich glaubte und für wichtig befand.

"Sind ihre Meinungen und ihr Glauben an Dinge und Personen denn so schlimm für die Leute, das man sie lieber im Hintergrund wissen möchte?". Ich wollte fragen, weil es mich wirklich interessierte. Er sah erneut zu Boden, bevor er langsam und unsicher zu nicken begann.

"Ich bin der Ansicht, das jeder das Recht dazu hat, seine Meinung offenkundig preiszugeben und diese Inquisition erlaubt es einen an das zu glauben, was man möchte und das schätze ich sehr. Ich schätze auch Lady Threnn sehr und persönlich finde ich sie zwar etwas unterkühlt, aber dies ist nur ihr Charakter. Allerdings teilen viele anderen Leute ihre Ansichten nicht und da sie nicht gerade die höfflichste aller Damen ist und es ihr auch ganz egal ist, zu wem sie unhöflich ist, scheinen die Leute sie nicht sehr zu mögen. Da die Arbeit als Quartiermeister eine recht fordernde Arbeit ist und viel abverlangt, hat man deswegen mich her geholt, damit ich sozusagen das Aushängeschild dieser Position bin. Ich kann ganz gut mit anderen Leuten, egal woher sie kommen und was sie Arbeit angeht, kann ich mit gutem Gewissen behaupten, das ich Lady Threnn in nichts nachstehe". Ich nickte, denn ich konnte verstehen, von was er da sprach. Sie war eine Anhängerin von Loghain Mac Tir und viele kombinierten diesen Namen mit Königsverrat und Mord, was er leider auch der Wahrheit entsprach. Zwar war es so das Loghain ein meisterhafter Stratege, ein intelligenter Mann und ein starker Krieger gewesen war, aber dennoch hatte er sein land, sein König und alle Prinzipien verraten, für die er gestanden hatte und dazu kam leider auch noch, das er auf seinem Weg des Verrates vielen Leuten das Leben genommen hatte, darunter auch vielen Unschuldigen. Letztenendes hatte er dafür einen hohen Preis gezahlt und dies war nichts anderes als sein eigenes Leben gewesen. Dennoch war der Name Loghain bei vielen noch immer verhasst, denn ein solches Massaker vergaßen die Leute nicht so schnell und deswegen waren seine Unterstützer, die selbst nach seinem Tod noch auf seiner Seite waren, auch nicht sonderlich beliebt.

"Sie macht ihre Arbeit wirklich gut und ich bin froh, das ich mit ihr zusammenarbeiten kann, auch wenn sie mir gegenüber vielleicht nicht immer nette Worte findet, aber daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Wenn ihr irgendetwas braucht, dann bitte scheut euch nicht zu fragen. Ich bin hier, wann immer die Inquisition mich braucht und halte die meisten immer auf dem neusten Stand". In dem Leuchten seiner Augen konnte ich sehen, wie sehr er diese Position und seine Arbeit hier mochte und ich fand es schön zu sehen, wie jemand in diesen düsteren Zeiten so bei seiner Arbeit aufging, vor allem weil auch er sicherlich viel leid in diesen Tagen gesehen hatte.

Ich musste zugeben, dass ich es äußerst beeindruckend fand, dass ein so junger Mann bereits die Qualifikationen für einen Quartiermeister hatte, aber so wie es aussah, hatte er das alles gut unter Kontrolle, wenn man mal über den Stapel an Papieren hinwegsah. Außerdem konnte ich einen leichten Akzent aus seiner Stimme heraushören, was mich überlegen ließ, aus welcher Gegend er wohl kommen könnte. Nach kurzer Überlegung entschloss ich mich dafür, dass es höchstwahrscheinlich ein orlaisianischer Akzent war, den ich da raushörte, was mich recht zufriedenstellte, da er nicht wie ein gewöhnlicher Orlaisianer wirkte. Jedenfalls war er um einiges weniger albern angezogen.

Der eiserne Drachen (German) (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt