Kapitel 6. Inquisitor Lavellan

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Es war eigentlich ein Tag wie jeder andere, daran konnte ich mich noch erinnern. Als die Nacht sich dem Ende neigte, der Himmel langsam heller wurde und die Sonne sich dazu bereit machte, ihre ersten Strahlen zur Erde scheinen zu lassen. Auch ich machte mich bereit, meinem morgendlichen Ritual entgegenzutreten. Man könnte sagen, dass ich mit der Sonne gemeinsam erwachte, auch wenn Drachen dazu tendierten, ihren Schlaf auf die Hälfte des Tages auszudehnen, aber da in mir auch das Menschenblut floss, wenn auch schwächer, begann ich meinen Tag recht früh. Ich hatte mich in einer großen Höhle an den Klippen der Smaragdgräber nieder gelassen, da diese alles andere als leicht zu erreichen war, es sei denn, man war ein risikofreudiger Kletterer oder man hatte Flügel. Über die Jahre hatte diese Höhle immer weiter vergrößert, denn sie musste für mich den Platz für meine Schätze bieten, die tief verstaut in ihrer vollen Pracht funkelten und in mir immer wieder wundervolles Gefühl auslösten.

Ich stand am Ausgang meiner Höhle zu meinen Füßen ein riesiger Abgrund, der in jedem Wohl eine natürliche Angst ausgelöst hätte, jedoch nicht in mir. Anfangs war es mir schwergefallen, mich einfach in die Tiefe zu stürzen, darauf vertrauend, dass ich mich wandeln würde. Mit der Zeit jedoch hatte sich diese Angst in Luft aufgelöst. Mich nun einfach fallen zu lassen und dabei die Augen zu schließen, war für mich längst ein Gefühl der Freiheit und Sorglosigkeit geworden. Ich blickte hinauf in den Himmel und sah, wie er mit der Minute, die verstrich, immer heller wurde. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, denn meine morgendliche Routine war mittlerweile einer der schönsten Momente in meinem Leben geworden. Ich streckte meine noch müden Knochen und gähne ausgiebig, bevor ich meinen Blick über das Bild vor mir streifen ließ. Ich sah das sich immer mehr zeigende blau des Himmels und die Wolken, die sich zu einer einheitlichen Masse bildeten. Mein Blick schweifte nach unten und ich sah einen weiteren weiten Teil des Waldes als der, der sich hinter meiner Höhle befand. Ich hätte mich mit jedem Mal neu in diesen Ort verlieben können, einfach alles daran war in meinen Augen einfach nur perfekt.

Mit einem letzten tiefen Atemzug schloss ich die Augen und ließ meinen Körper nach vorne fallen, in die schier unendlichen Tiefen. Ich konzentrierte mich auf das Feuer in mir und ließ es mich einfach einhüllen und nach außen dringen. Ich spürte keinen Schmerz mehr, sondern nur diese beruhigende Wärme, ich hatte den Drachen in mir vollkommen akzeptiert und vertraute zu hundert Prozent meinen Fähigkeiten und genau deswegen fiel mir eine Wandlung mittlerweile sehr leicht. Leuchtend blaue Risse bildeten sich auf meiner Haut und bereits im nächsten Moment breiteten sich riesige blaue Flammen um mich herum aus und nahmen meinen Körper ein. Es dauerte nur wenige Sekunden und schon erstreckten sich aus den Flammen heraus Flügel, die den Himmel verdunkelten. Ich ließ ein Brüllen ertönen, welches die Erde zum Beben brachte und stieg nun voll verwandelt aus den Flammen hinaus, die sich langsam auflösten, als ich in meiner vollen Pracht und mit einem kräftigen Flügelschlag in den Himmel empor stieg.

Ich tauchte durch die Wolken hindurch und genoss das kühle Nass, welches sich auf meine Schuppen legte. Mit einer schwungvollen Bewegung drehte ich mich durch den Himmel und wandte meinen Blick zum Horizont. Und da war es, dieser Moment über den Wolken. Vollkommene Ruhe, abgesehen von dem Schlagen meiner Flügel. Dieser Moment, wo die Sonne sich langsam erhob, erst vollkommen unscheinbar hervortrat und sich dann immer weiter über Wälder, Flüsse und Täler erstreckte, war wunderschön. Jedes bisschen Land wurde von ihren Strahlen erfasst und für wenige Augenblicke war alles wie in Gold getaucht. Die Wolken umspielten das Licht wie ein Meer und zeigten sich in den unterschiedlichsten Farben.

 Die Wolken umspielten das Licht wie ein Meer und zeigten sich in den unterschiedlichsten Farben

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Der eiserne Drachen (German) (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt